Glücksboten
würde, indem ich unsere Beziehung verriet.«
»Das ist so unfair! Ich kann nicht fassen, dass du mir all das vorwirfst!«
»Ich mache dir keine Vorwürfe, dass ich mich schlecht benommen habe, ich mache dir Vorwürfe, dass du nicht darauf reagiert hast.«
»Aber wie sollte ich denn reagieren? Dir mit dem Nudelholz eins überbraten?«
»Das würdest du jetzt tun. Du wärst nicht mehr so verdammt passiv.«
»Wenn das keine Unverschämtheit ist! Du warst ein absoluter Mistkerl, du warst ein Tyrann, du hast in fremden Betten gelegen! Ich konnte von Glück sagen, dass ich mich nicht mit irgendeiner grässlichen Krankheit angesteckt habe! Und du schiebst mir die Verantwortung zu!«
»Nicht die ganze Verantwortung, nur einen Teil.« Er sah sie mit einem Ausdruck an, den man als Respekt hätte deuten können. »Du hast dich so sehr verändert, Perdita.«
»Ein Glück! Ich hätte nicht mal dir zugetraut, so unfair zu sein, mir die Schuld zu geben ...«
»Ich habe nicht gesagt, dass ich dir die Schuld gebe, aber deine Passivität hat die Dinge nicht gerade besser gemacht.«
»Ich wusste nicht, was ich anderes hätte sein sollen, als passiv zu sein. Ich war so jung - und noch dazu jung für mein Alter. Erst als du mich verlassen hattest, wurde mir klar, dass ich eine gewisse Kontrolle über mein Schicksal habe.« Sie funkelte ihn an, als ihr plötzlich ein Gedanke kam. »Ich nehme an, man könnte sagen, ich sollte dir dankbar sein.«
Er erwiderte ihr Lächeln. »Wie Recht du hast! Wenn ich dich nicht verlassen hätte, hätte ich dich zu Tode schikaniert, und ich nehme an, unsere sechs Kinder hätten dich ebenfalls schikaniert. Du hast gerade noch mal Glück gehabt.«
»Nicht so viel Glück, dass ich dir überhaupt nicht erst begegnet wäre. Das wäre echtes Glück gewesen.«
Er begegnete ihrem Blick mit einem Ausdruck, der ebenso schuldbewusst wie herausfordernd und auch ein wenig belustigt war. »Du schuldest mir deine Unabhängigkeit, alles an dir, was dich zu der erfolgreichen Geschäftsfrau macht, die du bist - falls du es bist. Aber ich möchte nicht, dass du dich verpflichtet fühlst, mich in deinem leeren Haus schlafen zu lassen. Und wenn ich so darüber nachdenke, möchte ich nicht in einem Bett schlafen, das du meinetwegen mit einer Million Tränen durchnässt hast. Ich glaube nicht, dass ich da schlafen könnte.«
Perdita trank ihren Gin aus. »Dann ist ja alles in Ordnung. Damit wären wir also beide glücklich und zufrieden.«
»So weit würde ich nicht gehen. Ich brauche immer noch ein Dach überm Kopf.«
Plötzlich kam Perdita zu dem Schluss, dass das Ganze einfach töricht war. Sie war töricht, dass es ihr etwas ausmachte, Lucas in ihrem Haus zu haben. Wenn sie über ihn hinweg war, war sie über ihn hinweg, und wenn die Tatsache, dass er sie verlassen hatte, sie wirklich von einer Maus in eine lebenstüchtige Person verwandelt hatte, war sie ihm womöglich wirklich etwas schuldig. Perdita kaute an der Zitronenscheibe, die alles war, was sie von ihrem Drink übrig gelassen hatte. »Es ist schon in Ordnung, Lucas. Zuerst ging es mir ziemlich gegen den Strich, aber jetzt wird mir klar, dass nichts, was du heute tun kannst, mich noch verletzen könnte. Nimm mein Bett, Lucas. Bedien dich.«
Lucas runzelte die Stirn. »Ich weiß nicht, ob es mir jetzt besser geht oder ob ich erst recht niedergeschmettert sein soll. Möchtest du noch einen Drink?«
Perdita schüttelte den Kopf. »Besser nicht. Ich bin auch so schon müde genug.«
Seine Stirn glättete sich. »Du bist eine tolle Frau, Perdita.«
»Ich weiß. Wahrscheinlich nominiert man mich demnächst zur Geschäftsfrau des Jahres oder so etwas.«
»Oh, nein, bestimmt nicht. Um so einen Preis zu bekommen, muss man wahrscheinlich Geld verdienen. Du bist wirklich ein wunderbar preisgünstiger Gast. Zwei Schlückchen Cidre und ein Gin-Tonic, und jeder kann dich haben.«
»Jeder außer dir, Lucas. Du kannst mich nie mehr haben. Also, würdest du mich jetzt bitte nach Hause bringen?«
Wie gewöhnlich ging Perdita noch bei Kitty vorbei, um Gute Nacht zu sagen.
»Also, wird er in deinem Haus wohnen oder nicht?«, fragte sie. Sie sah sehr klein und kindlich aus mit ihrem frisch geflochtenen Haar.
»Ich erinnere mich nicht, wie wir verblieben sind«, antwortete Perdita und kam sich dabei ziemlich töricht vor. »Kitty, glaubst du, es war irgendwie auch meine Schuld, dass unsere Ehe gescheitert ist?«
»Warum fragst du das, Liebes?«
Perdita nahm das
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