Glücksboten
gekauft, und ich war okay. Wenn du dort leben würdest, wäre es für mich so, als hätte ich einen Preis gewonnen und müsste den Pokal dann meinem Gegner aushändigen.«
Er dachte eine Weile über ihre Worte nach. Perdita nahm noch einen Schluck von ihrem Cidre.
»Das ist natürlich in Ordnung«, bemerkte Lucas. »Ich suche mir eine andere Bleibe. Möchtest du das austrinken, oder hättest du lieber etwas anderes?«
Weil Lucas nicht mit ihr streiten wollte, musste sie seltsamerweise mit sich selbst streiten. »Wo solltest du denn sonst hin? Bei Kitty ist kein Platz, da die meiste Zeit ein Pfleger, Roger und ich dort wohnen. Sie hat so viele Möbel, und nicht viele der Räume sind bewohnbar.«
»Roger? Oh, der echte, lange verschollene Neffe? Ich bin ihm ein paarmal im Krankenhaus über den Weg gelaufen. Nicht gerade ein Ausbund an Temperament, der Mann, hm? Weshalb hängt er noch bei euch rum?«
»Er arbeitet in der Nähe, und Kitty hat ihn gebeten zu bleiben. Er hängt nicht rum.«
»Ich nehme an, er ist hinter Kittys Geld her.«
»Das glaubst du doch nicht wirklich, oder? Außerdem, warum sollte er nicht hinter ihrem Geld her sein? Er ist Kittys einziger noch lebender Blutsverwandter.«
Lucas zögerte einen Augenblick mit der Antwort. »Er ist sicher in Ordnung. Also, wie wäre es mit einem Gin Tonic? Nimm dir zur Abwechslung mal einen Drink für Erwachsene.«
Perdita erlaubte ihm, ihren Cidre gegen einen Gin-Tonic auszutauschen. Sie wollte das Thema ›Roger‹ nicht weiter verfolgen, konnte aber nicht anders, als sich mit der Frage zu beschäftigen, wo Lucas so ohne weiteres eine Bleibe finden sollte. »Vielleicht kannst du auf der Schönheitsfarm unterkommen. In einer Personalwohnung oder so. Ich könnte Ronnie fragen.«
»Du brauchst dir um mich keine Gedanken zu machen, Perdita. Ich finde schon etwas. Außerdem ist es nur für zwei Wochen, höchstenfalls drei. Wenn alles andere schief geht, kann ich mir eine Suite im Hotel nehmen.«
»Nur wenn alles andere schief geht? Für mich klingt das wunderbar. Die Zimmer in Grantly House sind ausgesprochen hübsch, findest du nicht auch?«
»Hübsch für eine Nacht, aber du würdest dort nicht länger wohnen wollen.«
Perditas Drink war stark und überraschend angenehm. Er verstärkte ihre Müdigkeit und ein gewisses Schwächegefühl. »Du findest mich wahrscheinlich ziemlich jämmerlich, weil ich dich nicht in meinem Haus haben will.«
Er starrte in sein Bier, um ihr nicht Recht geben zu müssen.
»Ich weiß, es wäre die nahe liegende Lösung. Tatsächlich wäre es wahrscheinlich gut, wenn jemand dort wohnen würde. Um Einbrecher fern zu halten.«
Er stellte sein Glas weg und räusperte sich. »Hör mal, Peri - Perdita ...«
Er korrigierte sich hastig, und Perdita zuckte bei ihrem Kosenamen zusammen, einem Namen, den niemand sonst benutzte.
»Ich weiß, wie sehr ich dich verletzt habe«, fuhr er fort. »Und es hat seither nicht einen einzigen Tag gegeben, an dem ich das nicht schrecklich bereut hätte.«
Nach diesem Geständnis hatte Perdita erst recht Gewissensbisse, dass sie ihn nicht in ihrem Haus haben wollte. Er hatte etwas Unrechtes getan, aber er hatte es bedauert. Sie durfte ihm das nicht länger vorwerfen.
»Und in die Reue hat sich immer auch Wut gemischt«, fügte er hinzu.
»Wut?« Sie war jetzt selbst wütend. »Du bist wütend auf mich gewesen? Du warst derjenige ...«
»Ja, ich weiß das alles, aber auch wenn ich derjenige war, der die Ehe beendet hat, musst du die Tatsache akzeptieren, dass ihr Scheitern nicht allein meine Schuld war.«
Perdita hatte das bisher nicht akzeptiert, und diese Vorstellung war ihr etwas vollkommen Neues.
»Ich weiß nicht, was du meinst. Wieso soll ich etwas damit zu tun gehabt haben? Ich habe dich geliebt, ich war dir treu. Wie kann es meine Schuld gewesen sein, in irgendeiner Hinsicht?«
»Du hast dich nicht zur Wehr gesetzt, Perdita. Du hast nicht von mir verlangt, treu zu sein, du hast mich nicht beschimpft, wenn ich unerwartet Kollegen mit nach Hause brachte. Du hast mir alles durchgehen lassen.«
»Aber das kannst du mir doch unmöglich vorwerfen! Ich war erst achtzehn, um Himmels willen!«
»Wenn du mir nicht immer wieder mein schlechtes Benehmen hättest durchgehen lassen, hätte ich vielleicht aufgehört, mich schlecht zu benehmen. Du hättest mich rauswerfen sollen, als ich nach Hause kam und nach anderen Frauen roch, du hättest mich zwingen müssen zu begreifen, was ich verlieren
Weitere Kostenlose Bücher