Glücksboten
glücklich schätzen, all diese schönen Dinge zu besitzen«, meinte sie und zog die Folie von der Sherryflasche, die Kitty ihr mitgebracht hatte. »Ich liebe diese Gläser.«
»Es ist gerade anders herum: Ich konnte mich glücklich schätzen, dich zu haben, um eine Menge unnötigen Krimskrams loszuwerden.«
»Aber die Gläser sind nicht unnötig.« Perdita füllte eins mit Sherry und nahm einen großen Schluck.
»Ich meinte, unnötig für mich«, erklärte Kitty und schenkte sich eine etwas kleinere Dosis ein.
Bevor Kitty mehr als einen winzigen Schluck nehmen konnte, wurde der Türklopfer betätigt. Perdita öffnete.
Auf der Türschwelle stand eine sichtlich bestürzte Janey mit Lucas im Schlepptau.
Lucas ersparte Janey die Mühe, etwas zu erklären. »Ich habe mich selbst eingeladen. Es war nicht ihre Schuld.«
»Darauf wäre ich wahrscheinlich von allein gekommen.« Perdita stand in der Tür und ließ weder Lucas noch Janey über die Schwelle.
»Ich wollte sehen, wie deine Küche funktioniert, wenn sie nicht gerade voller Gartenmüll steht.« Lucas drängte sich sanft an ihr vorbei.
»Ein andermal bist du mir willkommen«, sagte Perdita unaufrichtig. »Aber dies ist ein privates Mittagessen. Es tut mir schrecklich Leid, doch du kannst nicht daran teilnehmen.«
»Oh, mach dich nicht lächerlich! Wenn du einen Braten zubereitest, kannst du ihn strecken. Und wenn du es nicht kannst, schneide ich ihn für dich auf.« Lucas machte zwei Schritte nach vorn. Janeys ängstliche Miene entlockte Perdita einen tiefen Seufzer, und sie trat beiseite, um beide einzulassen.
»Ich muss dich wohl reinlassen«, entgegnete sie widerwillig und fügte dann, an Janey gewandt hinzu: »Wie konntest du?«
»Mrs ... Anson ...«, murmelte Lucas. »Wir haben uns ein paar Jahre nicht gesehen.«
Kitty, die sich in den einzigen Sessel gesetzt hatte, musterte ihn mit schmalen Augen. »Das stimmt. Nun, ich denke nicht, dass es ein Vergnügen wird, Sie wiederzusehen, aber ich wage die Vermutung, dass es interessant werden wird.«
Perdita bemerkte ein Schaudern von Janey und beschloss um ihretwillen, das Mittagessen friedlich hinter sich zu bringen - zumindest so weit es in ihren Kräften stand. »Hm, dann setzt euch doch bitte, und ich hole uns ein Glas Sherry.«
Lucas belegte den Erkersitz unter dem Fenster mit Beschlag, und Janey setzte sich auf den Windsorstuhl. Als Perdita die Sherrygläser verteilte, wurde ihr klar, dass der arme William sich entweder neben Lucas quetschen oder auf den Fußboden setzen musste.
»Also schön«, seufzte sie, nachdem alle ihren ersten Schluck genommen hatten und sie ansahen, als erwarteten sie, dass sie den nächsten Schritt tat. »Ich sehe nur schnell nach, was in der Küche los ist, dann schaue ich mal, ob ich noch einen fünften Stuhl am Tisch unterbringen kann.«
»Es macht mir nichts aus, von den anderen getrennt zu essen«, versicherte Lucas, der für den Anlass, wie Perdita bemerkte, einen extrem eleganten Anzug ausgewählt hatte. Sie hoffte, dass William sich nicht deplatziert fühlen würde, wenn er in Cordhosen, Flanellhemd und Pulli erschien.
Perdita ging in die Küche, mehr um einen Augenblick allein zu sein, als in der Annahme, in dem Chaos, das sie dort begrüßte, etwas ausrichten zu können. Die Wut auf Lucas, weil er einfach uneingeladen aufgekreuzt war, führte sie ernsthaft in Versuchung, ihr sorgfältig gezogenes Gemüse in einen Topf zu werfen und es zu Tode zu kochen. Aber das wäre den anderen gegenüber nicht fair gewesen, daher beschloss sie, das Gemüse später Kitty zu überlassen.
Sie spähte in den Ofen und sah, dass das Lamm an der Oberseite braun war und dass Knoblauch und Rosmarin zumindest angenehm rochen. Die Kartoffeln hatten die Farbe bleicher Kerzen und zeigten keine Neigung, daran etwas zu ändern. »Verflixt«, schimpfte sie, knallte die Ofentür zu und brachte dabei das eine Bein des Herds zum Einknicken. Sie brauchte mehrere Minuten, um den Pappkartonkeil, den sie zur Begradigung des Ofens benutzte, wieder an Ort und Stelle zu bekommen.
Auf dem Rückweg zu den anderen stieß sie mit Lucas zusammen. »Kann ich helfen?«, fragte er.
»Nur indem du das Land verlässt«, antwortete Perdita und schubste ihn rückwärts aus dem Raum. »Oder könntest du den Stuhl aus dem Badezimmer runterholen?«
»Wo ist das Badezimmer?«
»Oben. Nicht schwer zu finden.« Erst nachdem sie ihn zu dieser Mission ausgesandt hatte, fiel ihr wieder ein, dass sich auf ihrem
Weitere Kostenlose Bücher