Glücksboten
sie sich darauf zu besinnen versuchte, ob ihr mythischer Freund einen Namen hatte. »... seine Pläne umstoßen, nur um dir zu beweisen, dass er echt ist!« Sie schnitt eine Grimasse. »›Tut mir Leid, Darling, ich weiß, du bist schrecklich in Eile, aber würde es dir etwas ausmachen, wenigstens mit mir zum Mittagessen auszugehen, damit ich meinem ...‹« Sie biss sich fast die Zunge ab, als ihr klar wurde, wie nahe sie daran gewesen war, Lucas vor Janey und Greg »meinen Exmann« zu nennen. »›... damit ich jemandem, dem ich Salat verkaufe‹«, hastete sie weiter und versuchte dabei, möglichst vernichtend zu klingen, »›... beweisen kann, dass es dich wirklich gibt?‹ Ich glaube nicht, dass ich das tun werde.«
»Also schön, aber vergiss nicht: Sehen heißt Glauben.«
Perdita jubilierte innerlich, dass sie aus dem Schneider war, und schenkte ihm ein süßes Lächeln. »Und vergiss du nicht, dass der Weihnachtsmann dir keine Geschenke bringen wird, wenn du nicht an ihn glaubst. Und ich nehme nicht an, dass du ihn in letzter Zeit mal gesehen hast.«
»Stimmt, aber andererseits hänge ich zu Weihnachten auch keinen Strumpf mehr auf.«
Diese Feststellung entlockte Janey ein mitleidiges »Oh«, und Perdita ertappte sich dabei, dass sie Mitleid mit ihm verspürte. »Was machst du eigentlich über Weihnachten?«, fragte sie.
»Wie dein Freund werde ich arbeiten, nur nicht am ersten Weihnachtstag. Da habe ich frei.«
»Oh.« Perditas Mitleid kämpfte mit ihrer Erleichterung darüber, dass sie und Kitty beide nicht da sein würden, sodass sie unmöglich ein schlechtes Gewissen haben konnten, dass sie ihn an diesem Tag nicht einluden. Oder schlimmer noch, sie, Perdita, hätte über Weihnachten allein sein können, ohne Kitty, und sich womöglich genötigt gefühlt, Lucas zu sich einzuladen. »Aber du hast doch sicher etwas Schönes für den Tag vor, oder?«
»Oh, mach dir meinetwegen keine Sorgen, Perdita. Ich schätze, ich kann von irgendwoher eine ›Freundin‹ herbeizaubern.« Er sprach das Wort »Freundin« mit einem leicht spöttischen Unterton aus.
»Oh, wie schön. Also dann, frohe Weihnachten, Lucas. Janey, wir müssen irgendwo was zusammen trinken oder etwas anderes unternehmen. Ich sehe dich vor meiner Reise auf jeden Fall noch.«
»Einen Moment mal. Ich habe eine Karte für dich«, sagte Lucas. Er reichte ihr einen beeindruckend großen Umschlag.
»Oh.« Perdita fühlte sich grässlich beschämt. »Ich fürchte, ich verschicke nur Karten an Leute, die mir eine geschickt haben ... und jetzt ist es wohl ein bisschen spät.«
»Dann bin ich also sogar von deiner Weihnachtskartenliste gestrichen? Wie traurig«, murmelte er so leise, dass Janey es nicht hören konnte.
»O Gott!« entfuhr es Perdita. »Bevor die Geigen einsetzen, gehe ich wohl besser.«
Als sie nach Hause kam und die Karte öffnete, fand sie darin neben einer wunderschönen Madonna einen säuberlich in schmale Streifen geschnittenen Scheck.
Als Perdita auf dem Postamt zufällig Janey über den Weg lief, sprühte das junge Mädchen nur so vor Begeisterung und Weihnachtsgeist. »Als ich herausfand, dass Lucas am ersten Weihnachtstag allein sein würde, habe ich ihn eingeladen.«
»Um Weihnachten bei deiner Familie zu feiern? Wie nett von dir.« Wie tapfer, wie töricht, dachte sie. Und wie überraschend, dass Lucas die Einladung angenommen hatte. »Wir essen Weihnachten natürlich alle zusammen zu Mittag, aber abends gehen wir gewöhnlich rüber zu meiner Tante. Ich dachte, Lucas und ich könnten vielleicht allein zu Hause bleiben. Er hat bestimmt keine Lust, bei meiner Tante Susan Tee zu trinken, oder?«
»Wahrscheinlich nicht. Aber was wirst du dann mit ihm machen?«
Janey errötete. »Ich dachte, wir könnten uns vielleicht den Fernsehfilm ansehen.«
»Also wirklich, Janey, findest du nicht, dass Lucas ein bisschen alt für dich ist?«
»Nein. Er ist wunderbar. Und er ist bestimmt nur deshalb so brummig, weil er einsam ist. Ich meine, stell dir doch mal vor, Weihnachten allein zu sein!«
Perdita hätte sich das nur allzu gern vorgestellt, wusste aber, dass Janey ihr nicht glauben würde. »Du bist so nett und großzügig, Janey, ich möchte einfach nicht, dass jemand dich verletzt.«
Janey seufzte ekstatisch. »Ich hätte gar nichts dagegen, von Lucas verletzt zu werden. Eine Nacht der Leidenschaft würde mir für Jahre genügen. Ich meine, ich weiß natürlich, dass er ein Mädchen wie mich niemals ernsthaft in Betracht
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