Glueckskinder
körperlichen Stressbereitschaft maßgeblich mit. Entsprechend der Anzahl der Stresshäfen und deren Gewöhnung an einen bestimmten Rhythmus, in dem sie sozusagen »Arbeit« bekommen, variiert unsere Fähigkeit, angemessen auf Stress zu reagieren.
Je trainierter sie sind, desto stärker und routinierter leiten sie die körperlichen Reaktionen auf Stress ein. So wird beispielsweise ein Soldat, der permanent um sein Leben fürchten muss, mit einer weitaus höheren und schnelleren Adrenalinausschüttung reagieren, als es vielleicht eine Frau im Urlaub vermag, nachdem sie eine Beule in das Auto ihres Mannes gefahren hat. Auch die Grundspannung der Muskeln ist in stressreichen Zeiten viel höher als gewöhnlich.
Und dieses sind nur wenige von vielen Abläufen, die zu einer Stressbewältigung gehören. Insgesamt sind darin enorm viele weitere Abläufe enthalten, die alle eins gemeinsam haben: Sie verändern sich nicht plötzlich, sondern erst allmählich, weil zunächst einmal die »Häfen« aktualisiert werden müssen. Doch bevor diese ihre Häfen verändern, teilen sie zuvor dem Unterbewusstsein mit, dass die Zahl der Neurotransmitter, die sonst gewöhnlich an ihren Häfen andocken, sich im Augenblick verändert. Sie teilen ihm mit, dass etwas fehlt!
Bleibt der Stress nun plötzlich aus, werden die Körperzellen aktiv und fordern vom Unterbewusstsein Stress. Wir bemerken dies daran, dass wir nicht sofort von Vollpower auf Entspannung umschalten können. Es ist, als müsse der Stress eher allmählich wieder abklingen. Und solange er abklingt, fordern unsere intelligenten Körperzellen vom Unterbewusstsein fortwährend weiteren Stress für ihre Häfen. In einer solchen Phase kann es sein, dass wir unbewusst mit Stress auf Situationen reagieren, in denen dieser im Grunde genommen gar nicht notwendig ist. Das bedeutet: Unser Unterbewusstsein ist »nett« zu den kleinen Häfen, es hört ihren Ruf und sorgt dafür, dass die Emotionen, die sie abrufen, auch ausgelöst werden können.
Dieser Mechanismus kann sehr weit gehen. Er stellt ja nicht nur sicher, dass ein Mensch, der ständig daran denkt, wie viel Pech er immer zu haben scheint, dann auch sein »Pech« bekommt oder bei glücklichen Menschen eben umgekehrt. Es ist weitaus mehr: Dieser Mechanismus stellt auch sicher, dass wir immer wieder losziehen und unser Pech suchen. Oder eben genau das Gefühl, was den intelligenten Körperzellen aus alter Gewohnheit nun zu fehlen scheint.
Und er ist es auch, der dafür sorgt, dass Glückskinder von ganz allein Glückskinder sind und bleiben – und Unglücksraben eben Unglücksraben.
Merken wir uns also: Man gewöhnt sich nichts Altes ab, sondern immer etwas Neues an!
Unglücksraben fallen nicht vom Himmel
Übertragen wir diesen intelligenten Mechanismus auf das Gefühl des Unglücklichseins, dann kann uns an dieser Stelle ein Licht aufgehen.
Wenn wir unsere parallele Festplatte über einen längeren Zeitraum mit Unglücksdateien beschäftigen, besonders in einer pessimistische Phase, in der wir uns ständig sagen: »Da habe ich wohl mal wieder Pech gehabt – das ist typisch für mich«, dann bauen unsere Zellen brav und fleißig ihre Häfen dementsprechend um. Und sie werden weiterhin unser Unterbewusstsein bitten, sie mit ein wenig täglichem kleinem Unglück zu versorgen.
Bleibt das Pech aus, werden die Zellen bemerken, dass ihre Pech-Häfen nicht mehr benutzt werden. Da die körperlichen Pechgefühle unbedingt abgerufen werden müssen, werden sie dem Unterbewusstsein melden: »Hallo, wir benötigen hier dringend Pech!«
Würde unser Verstand dieses Signal erhalten, dann wäre das kein Problem. Denn im Gegensatz zum Unterbewusstsein wertet er. Er würde sofort merken, wie dumm und schade ein solcher Pech-Mechanismus ist. Es ist aber unser Unterbewusstsein, welches dieses Signal erhält. Davor sollten wir berechtigterweise ein gute Portion Respekt haben. Denn es ist das Unterbewusstsein, welches einen Bärenanteil an unseren Entscheidungen hat. Es ist in der Lage, unser Verhalten so zu steuern, dass es bekommt, was es braucht. So kann es geschehen, dass wir unbewusst unser Handeln verändern und ihm dieses Pech auch liefern. Wir kreieren unsere Pechsträhne gewissermaßen selbst, ohne es zu merken.
Glück beginnt im Kopf
Sicherlich kennen viele von Ihnen die Theorie, dass die von uns kreierten Vorstellungen die Eigenschaft haben, sich selbst zu erfüllen. Dieses Phänomen nennt man Self-fulfilling Prophecy.
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