Glueckskinder
in allen anderen in diesem Augenblick geöffneten Dateien. Unsere neue Erfahrung ist wie die gute Fee im Märchen Dornröschen, die viele bisher misslungene Erfahrungen unseres Lebens um eine zauberhafte Portion Zuversichtlichkeit bereichert. Es gibt Menschen, die verfügen über sehr viele positive Dateien. Sie scheinen jede Situation immer richtig zu meistern. Andere Menschen haben nicht so viele positive Dateien, sie sind weniger optimistisch und scheitern oft an Dingen oder trauen sie sich gar nicht erst zu. Das liegt also nicht am Glück oder Unglück, sondern an der Qualität ihrer Dateien. Doch zurück zu unserem Beispiel:
Es braucht ein oder zwei Sekunden, bis die entsprechenden Dateien geschrieben sind. Es ist diese enorme Leistung, die unser Unterbewusstsein nun sofort zu absolvieren hat, nämlich die aktuelle Erfahrung in alle im Zusammenhang stehenden Ordner zu schreiben, die eine »Schrecksekunde« ausmachen. In dieser Schrecksekunde scheint die Zeit still zu stehen. Wir müssen warten, bis unser Unterbewusstsein seine Arbeit vorangebracht hat und nur allmählich wird uns bewusst , welch ein Glück wir hatten.
Danach ist es, als würden wir wieder tief ausatmen können. Erst jetzt begreift unser Verstand, was gerade geschehen ist. Das ist kein Wunder, denn er war für eine Weile sozusagen offline. Nun setzen alle anderen uns wohlvertrauten körperlichen und seelischen Reaktionen ein, und wir lassen das Lenkrad los, bevor wir aus dem Auto steigen.
Wenn wir verstehen können, nach welchem Prinzip ständig neue Dateien geschrieben werden (selbst in Gefahrensituationen, wie wir gesehen haben), dann ist dies eine Chance, Vertrauen auch in die Selbstheilungskräfte der Gefühle zu entwickeln. Denn nichts anderes geschieht, wenn viele Jahre nach einem Fahrradmalheur in der Kindheit dieser Erfahrung nach und nach »Happy-End-Dateien« an die Seite gestellt werden, wenn ständig neue Perlen auch in die Ketten unschöner Erfahrungen aufgefädelt werden: Es ist Heilung! Eine Heilung, die im Betriebssystem Mensch fest vorgesehen und verankert ist. Unser Betriebssystem verfügt über die Intelligenz, sich selbst zu heilen. Das vermag es auch dann, wenn wir durch ungünstige Vorfälle oder Schicksalsschläge eine Vielzahl zu heilender Ordner in uns gespeichert haben sollten.
Heilsames Chaos
Verfügte unser Unterbewusstsein über ein Ordnungssystem, welches den Prinzipien zeitlicher Folgerichtigkeit unterläge und unsere Erfahrungen nach Wichtigkeit in irgendeiner Form hierarchisieren würde, dann wäre es nicht nur viel langsamer, sondern könnte diesen lebenslangen Selbstheilungsprozess, insbesondere traumatischer Erfahrungen, nicht leisten. Wir alle würden dann vom Tag unserer Geburt an Traumen und Schreckensmomente in ihrer ursprünglichen Qualität und Tragweite in uns ansammeln, die wir schließlich nicht mehr aushalten könnten: Wir wären permanent unglücklich und ängstlich. Es ist tröstlich zu wissen, dass das nicht so ist.
Die Intelligenz des Körpers
An vielen Stellen des Buches war von intelligenten Körperzellen die Rede, deren Rolle und Funktion hier nun beschrieben werden soll. Die wissenschaftliche Forschung, insbesondere der Neurophysiologie, hat in den letzten zehn Jahren ganz erstaunliche Fortschritte gemacht. Durch ihre Erkenntnisse können wir noch besser verstehen, wie Gefühle entstehen und sich ändern oder wie erfolgreiche Lernprozesse möglich sind. Durch diese Forschungsergebnisse stehen viele Fachbereiche von der Medizin bis hin zur Pädagogik an einem Wendepunkt, weil zahlreiche ihrer Grundlagen entweder klar bestätigt oder widerlegt werden konnten. Uns interessieren aber in diesem Zusammenhang vor allem die Prozesse, in denen unsere Gefühle entstehen und ablaufen, und die Rolle, die die intelligenten Körperzellen dabei spielen.
Körperzellen reagieren auf das Unterbewusstsein
Unser Körper verfügt über Zellen, die auf die Emotionen reagieren, die unseren gespeicherten Bilddateien angehängt sind. Empfinden wir beispielsweise Glück, dann entsteht dieses Gefühl zunächst in unserem Unterbewusstsein. Das Gehirn schüttet dann sofort Botenstoffe aus, sogenannte Neurotransmitter, die sich über die Blutbahn im ganzen Körper verteilen. Sobald sie dort die intelligenten Körperzellen erreichen, werden sie von diesen aufgenommen und in eine körperliche Empfindung verwandelt. So kann der berühmte kalte Schauer entstehen, wenn wir Gruselfilme anschauen, aber auch
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