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Glücksregeln für den Alltag

Glücksregeln für den Alltag

Titel: Glücksregeln für den Alltag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howard C. Cutler Dalai Lama
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intensive emotionale Zustände auslösen. Er erklärt, dass das Vergnügen auf der Grundlage sinnlicher Erfahrungen entsteht, aber weil es von äußeren Bedingungen abhängt, ist es keine zuverlässige Quelle des Glücks. Er meint: „Wahres Glück hat mehr mit Geist und Herz zu tun. Glück, das hauptsächlich vom körperlichen Vergnügen abhängt, ist nicht dauerhaft; an einem Tag ist es da, am nächsten vielleicht nicht.“ Für den Dalai Lama ist wahres Glück verbunden mit einem Gefühl von Sinn und es entsteht da, wo ein Mensch ganz bewusst bestimmte Haltungen und Auffassungen kultiviert. Diese Art von Glück ka nn man durch eine systematische Schulung des Geistes erreichen. Die Schulung schließt auch das Überwinden von destruktiven Zuständen wie Hass, Feindseligkeit, Neid oder Gier und das bewusste Kultivieren der entgegengesetzten Geistesverfassungen wie Freundlichkeit, Toleranz, Zufriedenheit und Mitgefühl mit ein. Wahres Glück zu entwickeln mag vielleicht etwas länger dauern und braucht vielleicht auch eine gewisse Anstrengung, aber es ist dieses dauerhafte Glück, das uns selbst unter den schwierigsten Bedingungen trägt.
    Das bringt uns zum Flow zurück. Die meisten Forschungen unterscheiden hier ebenfalls zwischen Vergnügen und Glück und ordnen Flow stets der zweiten Kategorie zu. Sie betrachten das Vergnügen im Allgemeinen als die Befriedigung physiologischer Bedürfnisse und unterscheiden die Befriedigung durch Flow, indem sie dieser Glücksart eine andere Bezeichnung geben; sie nennen sie „Genugtuung“, „Erfüllung“ oder „Freude“. Für diese Wissenschaftler geht der Wert des Flow über die Befriedigung hinaus, die jemand empfindet, weil er ein paar Minuten oder Stunden lang in diesem Zustand verweilt. Den Forschern Jeanne Nakamura und Mihaly Csikszentmihalyi zufolge „ermuntert das Erleben des Flow einen Menschen, bei einer Tätigkeit zu bleiben beziehungsweise dahin zurückzukehren, und zwar aufgrund der angenehmen Erfahrungen, die sie verspricht; dadurch fördert Flow die allmähliche Entwicklung von Fertigkeiten.“ Folglich ist es eine Kraft, die uns dazu bringt, uns zu entfalten und unser menschliches Potenzial auszuschöpfen.
    Aber der Dalai Lama geht einen Schritt weiter. Auch wenn er den Wert des Flow-Zustandes sieht, so meint er doch, dass man zur inneren Entwicklung den Flow nicht benötigt - wir können geradewegs auf das Ziel zusteuern und das Glück, das wir suchen, direkt anstreben. Das beginnt damit, dass wir den grundlegenden menschlichen Werten die höchste Wertigkeit geben; diese sind die Quelle echten Glücks, ob in der Arbeit oder zu Hause. Es sind Werte wie Freundlichkeit, Toleranz, Mitgefühl, Aufrichtigkeit oder Versöhnlichkeit. Auf dieser Grundlage können wir dann anfangen, unseren Geist zu schulen und unsere Einstellungen und Ansichten zu modifizieren.
    Als ich nun unter diesem Aspekt an meinen Professor dachte, musste ich erkennen, dass er nicht gerade das Paradebeispiel für einen glücklichen Arbeiter abgab. Obwohl ein brillanter Wissenschaftler, ein sehr produktiver Autor und talentierter Forscher, war er bekannt für seine Reizbarkeit und Ungeduld und dafür, dass er übermäßig hohe Anforderungen an andere stellte und im Allgemeinen nicht beliebt war. Viele seiner Doktoranden fürchteten sich vor der Zusammenarbeit mit ihm. Er zog es vor, allein in seinem Labor zu arbeiten und hatte nur wenig Interesse an der Lehre, die er häufig seinen Assistenten überließ.
    In derselben Abteilung arbeitete ein anderer Professor, an den ich im Laufe der Jahre viele Male gedachte habe. Dieser Mann war zweifelsohne weniger begabt als sein Kollege und beruflich viel weniger anerkannt. Und ganz gleich, mit welcher Arbeit er beschäftigt war, er ließ sich leicht ablenken; wenn ein Student unangekündigt hereinplatzte, war er stets bereit, das, was er tat, zu unterbrechen und einen Schwatz zu halten. Nicht selten schweifte das Gespräch dann von der Chemie ab und hin zu Baseball oder zum Kino. Sicherlich würde dieser Mann keine großartigen neuen Entdeckungen machen und vermutlich hatte er kaum den Flow-Zustand erlebt. Aber er hatte eine Begabung fürs Lehren. Er hatte eine Art, mit seinen Studenten umzugehen, die viele von ihnen ein echtes Interesse an der Chemie entwickeln ließ, selbst wenn sie das Fach anfänglich zu schwierig und zu langweilig - eine tödliche Kombination - gefunden hatten. Seine Doktoranden verehrten ihn, und für viele wurde er zu einem

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