Glücksspiel der Liebe
den Träumen eines jeden gesunden Mannes entsprungen. Jonathon war immer sehr gesund gewesen.
»Darf ich fragen, was Sie mit Lady Chester gemacht haben?«
»Gemacht?« Sie lachte, ein volles, ungekünsteltes Geräusch, als lache sie oft und gern. »Ich habe sie gefesselt und in einen Wäscheschrank gesteckt.«
»Tatsächlich? Ich könnte mir vorstellen, dass ihr das gut gefallen würde.«
Wieder lachte sie.
»Obwohl ich bezweifeln möchte, dass ihr das wirklich zugestoßen ist.« Er musterte die Göttin neugierig. »Was ist wirklich mit ihr passiert?«
»Nichts Schlimmes, seien Sie versichert. Sie wurde lediglich überredet, mich an ihrer statt hier auf Sie warten zu lassen.«
»Überredet? Von Ihnen?« »Nein.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich habe die Dame noch nie getroffen. Lord Norcroft sprach mit ihr.«
»Ach ja?« Jonathon zog eine Augenbraue hoch. »Lord Norcroft, sagen Sie? Ist ja hoch interessant.«
Sie lächelte unverbindlich.
Mit Bedacht wählte er seine nächsten Worte. Was konnte Oliver im Schilde führen? »Warum sollte Norcroft Lady Chester zu so etwas überreden?«
»Tja.« Sie zog die Stirn in Falten und dachte kurz nach. Dann holte sie tief Luft und sah ihm direkt in die Augen. »Weil ich Ihnen etwas anzutragen habe.«
»Ach ja?« Er behielt das freundliche Lächeln, doch ihm dämmerte ein Verdacht. »Was denn?«
»Es ist doch schwieriger, es laut auszusprechen, als ich gehofft hatte.« Sie zog ihre hübsche Nase kraus und wirkte verlegen. Jonathon war sich nicht ganz sicher, ob er ihr glauben sollte.
Beiläufig nippte er an seinem Champagner und betrachtete sie. »Handelt es sich um ein geschäftliches Angebot?«
Das würde zu Oliver passen, ihm eine interessante Investition in Gestalt einer schönen Frau anzutragen. Vor allem, wenn die Investition mehr interessant als solide war.
»Ich würde es nicht geschäftlich nennen, obwohl manche Leute es womöglich genau so bezeichnen würden.« Sie war kaum noch zu hören.
»Also dann privat?«
»Außerordentlich.«
»Ein Angebot von außerordentlich privater Natur?« Er lachte. »Das klingt wie ein Heiratsantrag.«
»Richtig.« Sie seufzte erleichtert auf. »Danke, mein Herr, es ist so viel leichter, es von Ihnen zu hören, als es selbst zu sagen.«
»Was von mir zu hören?« Er starrte sie verwirrt an. »Meine Verehrteste, ich habe keine Ahnung, wovon Sie hier sprechen.«
»Es ist eigentlich ganz einfach. Sie sagten es ja selbst. Ich spreche von einem Heiratsantrag.« Sie beugte sich zu ihm vor und sprach jetzt sehr deutlich, als stelle sie seine Auffassungsgabe in Frage. »Zwischen Ihnen und mir.«
»Zwischen Ihnen und mir?«, wiederholte er langsam. Heiraten?
»Ich sehe Ihnen an, dass Sie noch nicht ganz im Bilde sind.« Mitfühlend sah sie ihn an. »Ich fürchte, das ist meine Schuld. Mit Erklärungen bin ich ganz schlecht, besonders, wenn es kompliziert ist.«
»Schlecht?« Heiraten? »Vielleicht könnten Sie es trotzdem versuchen?«
»Natürlich.« Sie leerte ihr Glas in einem Zug und stellte das leere Glas auf den Schreibtisch. »Lord Helmsley...« Sie geriet ins Stocken und runzelte leicht die Stirn. »Dürfte ich Sie Jonathon nennen? Ich weiß, es ist furchtbar impertinent von mir und ziemt sich nicht, aber mir will scheinen, dass diese Art von Konversation ein gewisses Maß an, wie soll ich sagen, Intimität erfordert, die unter anderen Umständen« — sie überlegte kurz — »für frech gehalten werden könnte.«
»Frech?«
Sie nickte. »Frech.«
»Für frech möchte man ja keinesfalls gehalten werden«, murmelte er. »Alsdann, Jonathon. Und Sie sind?«
»Ach du meine Güte, kaum zu glauben, ich habe völlig versäumt, mich vorzustellen.« Sie lachte hell auf. »Ich will das mal den Nerven anlasten. Ich habe noch nie zuvor jemandem die Ehe angetragen.«
»Das ist mir eine unendliche Erleichterung. Ich wäre untröstlich, wenn Sie das zur Gewohnheit machten, Miss...?«
»Miss Fairchild. Fiona Fairchild.« Sie streckte ihm die Hand hin. »Aber Sie müssen mich Fiona nennen.«
»Es wäre mir ein Vergnügen.« Er nahm die behandschuhte Rechte entgegen und berührte sie leicht mit den Lippen. Fairchild? Der Name kam ihm irgendwie bekannt vor, aber er konnte ihn nicht einordnen. Sein Blick blieb an ihr haften. »Fiona.«
»Das klingt schön.« Sie neigte den Kopf leicht und musterte ihn nachdenklich. »Jonathon und Fiona. Hört sich... richtig an. Als müsste es so sein.«
»Müsste so sein?« Das klang nicht so
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