Glücksspiel der Liebe
Stück kupferfarbener Seide zwischen den Fingern. »Das wird ihr sehr gut stehen, denke ich.«
»Ich bin ganz Ihrer Meinung, Madame.« Madame DuBois, Französin und, laut Tante Edwina, eine der besten und teuersten Kleidermacherinnen der ganzen Stadt, musterte Fiona mit noch kritischerem Blick als ihre Tante. »Es passt perfekt zu ihrem Teint und bringt sowohl ihr Haar als auch ihre Augen einzigartig zur Geltung.«
Madame DuBois' Entourage, bestehend aus einem jungen Mann von etwas hochmütigem Auftreten und zwei Frauen unbestimmten Alters, murmelte ihre Zustimmung.
»Ich brauche eigentlich kein neues Kleid«, wandte Fiona halbherzig ein und betrachtete ihr Spiegelbild. Madame hatte Recht: Die Seide war an sich schon wunderschön und passte wunderbar zu ihr. »Ich bin ja auf dem Weihnachtsball kaum in Erscheinung getreten und könnte daher dasselbe Kleid noch einmal tragen. Zudem besitze ich auch noch einige andere, die geeignet wären.«
»Unsinn. Man kann niemals zu viele Kleider haben.« Tante Edwinas und Fionas Blicke trafen sich im Spiegel. Die Tante zwinkerte ihr zu. »Außerdem macht es viel mehr Vergnügen, dich anständig anzuziehen als mich selbst.«
»Aber nicht doch, Mylady«, widersprach die Französin beherzt. »Es ist eine Freude, sie einzukleiden. Ihre Figur ist immer noch die einer jungen Frau und Sie sehen keinen Tag älter aus als bei unserer ersten Begegnung.«
»Viele Dank, Madame, und keine Sorge, Sie werden mich als Kundin nicht verlieren.« Tante Edwina lachte. »Doch selbst Sie müssen zugeben, dass es Jahre her ist, seit ein Stoff mir schmeichelte — oder sollte ich sagen, seit ich einem Stoff schmeichelte — wie meine Nichte hier dieser Seide.«
Alle drei Frauen sahen in den Spiegel.
»Sie ist wirklich wunderhübsch, Mylady.« Madame DuBois nickte. »Es wird eine Ehre sein, ein Kleid zu schaffen, das ihre Schönheit noch betont.«
»Auf diesem Ball werden zahllose unverheiratete Gentlemen sein.« Tante Edwina und Madame DuBois tauschten bedeutungsvolle Blicke im Spiegel.
»Und sie wird ja auch nicht jünger«, raunte Madame.
»Und sie steht direkt neben Ihnen«, murmelte Fiona. Niemand beachtete sie. Sie hätte ebenso gut unsichtbar sein können.
Sie war es nicht gewohnt, von einer Schneiderin einfach nicht beachtet zu werden. Seit dem Tod ihrer Stiefmutter hatte Fiona in solchen Dingen alle Fäden in der Hand gehalten. Dennoch war es angenehm, jede Entscheidung in die tüchtigen Hände ihrer Tante Edwina zu legen. Ein seltsamer Stich des Bedauerns, gemischt mit Dankbarkeit, durchfuhr sie. Es war schön, endlich wieder eine Mutter zu haben.
»Wir haben nur eine Woche Zeit.« Tante Edwina runzelte die Stirn. »Wird das ausreichen?«
Madame rümpfte die Nase. »Aber selbstverständlich.«
Fiona hatte den leisen Verdacht, dass Madame so ungefähr alles möglich machen konnte, wenn nur der Preis stimmte.
»Und das ist nur der Anfang, müssen Sie wissen.« Die Augen Lady Norcrofts leuchteten eifrig. »Sie hat drei Schwestern, die ich in der kommenden Saison in die Gesellschaft einführen möchte.«
Madames Glucksen hätte bei jedem anderen Menschen gierig geklungen. »Ich freue mich darauf. Was dieses hier betrifft...« Madame umkreiste Fiona bedächtig. »Ich stelle mir etwas vor, das die Schultern freigibt.« Sie blieb stehen und blinzelte zu Fiona hinauf. »Diese Sommersprossen, sind die überall?«
Fiona seufzte. »Nein, nur auf meiner Nase.«
»Die Sonne, zweifellos. Sie sollten sich vorsehen.« Madame setzte die Überprüfung fort. »Ein Jammer, dass die Taille nicht schmaler ist. Aber ein knapp sitzendes Mieder wird zumindest den Eindruck erwecken und zusätzlich die Büste etwas hochschieben.« Madame warf Tante Edwina einen Blick zu. »Sie hat eine anständige Büste. Wir müssen sie vorteilhaft präsentieren. Die Gentlemen lieben eine generöse Büste.«
Die Tante strahlte vor Stolz, als sei sie persönlich verantwortlich für das generöse Wesen von Fionas Büste.
Anerkennend trat Madame einen Schritt zurück. »Sie wird aussehen wie eine Prinzessin. Köpfe werden sich wenden, Mylady.«
Tante Edwina grinste Fiona breit an. »Ich liebe es einfach, wenn sich Köpfe wenden.«
Unmerklich gab Madame ihrem Personal ein Signal und beinahe geräuschlos wickelten die beiden Frauen die Stoffbahnen von Fiona ab und der junge Mann bot ihr die Hand, um ihr vom Hocker zu helfen.
Tante Edwina begleitete die Schneiderin zur Tür und Fiona hörte Gesprächsfetzen über
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