Glühende Leidenschaft
sie in einen anderen Raum, und dieses Mal war es das Schlafzimmer. Es wurde beherrscht von einem großen Himmelbett, das von Brokatvorhängen eingerahmt war – auch diese in Olivgrün. Die Pfosten waren mit vergoldeten Kreuzblumen verziert.
»Oh!«
»Ein ziemlich schwerfälliger Stil, aber ich versichere dir, es ist alles komplett abgestaubt und frisch gelüftet. Weißt du, wie viele Kutschen oder Wagen wir für eure Sachen brauchen?«
Meg versuchte, mit seinem unsteten Gedankengang mitzuhalten. »Ich habe nie darüber nachgedacht, wie viel wir besitzen. Es kommt mir vor, als sei es gar nicht so viel, aber immerhin haben wir fast zehn Jahre lang in dem Haus gewohnt …«
»Owain wird es schon wissen.« Er rief auf den Flur hinaus: »Clarence! Setz dich mit Mr Chancellor in Verbindung!« Dann öffnete er eine Tür in der Seitenwand. »Ankleide- und Badezimmer.« Er hob den Deckel eines großen Holzkastens hoch; darunter verbarg sich eine mit Blumen verzierte Badewanne, groß genug, um darin zu liegen.
»Oh!« Meg beugte sich verzückt darüber. Noch nie hatte sie in etwas so Wunderbarem ein Bad genommen. Das Beste, was sie gehabt hatten, war eine Blechwanne vor dem Küchenfeuer gewesen.
Er drehte ihr Gesicht zu sich und küsste es. »Viel Vergnügen.« Bei ihm hörte es sich an, als sei ein Bad der tollste Genuss auf der ganzen Welt. Dann fügte er hinzu, und seine Finger lagen noch immer an ihrem Nacken: »Ich glaube, ich muss Susie einen Bonus geben.«
Die Wärme in seinen goldenen Augen, der sanfte Druck seiner Finger auf ihrer Haut – Meg ließ sich von ihm nur zu leicht zu herrlichen Träumereien verleiten. Oder vielleicht war es auch nur seine Ausstrahlung, die wie Sonnenstrahlen an einem eisigen Wintertag wirkte …
»Susie übernimmt ein Gasthaus, nicht wahr?« Vor Rührung brachte sie die Frage nur mit Mühe zustande. Vielleicht war das ja nur ein Scherz gewesen.
»Sie hat mehr verdient. Das entwickelt sich zu einer wundervollen Idee.« Plötzlich hob er sie auf die Arme und tanzte mit ihr durch den Raum.
In ihr Kreischen hinein rief er: »Stell dir vor, ich könnte jetzt mit Cordelia Cathcart hier sein, müsste ihre Häme ertragen und ihre entsetzliche Familie aushalten, die sich wie Kletten an mich heften würde! Und ich hätte das Gefühl, für den Rest meines Lebens vor diesem Fratz zu Kreuze kriechen zu müssen.«
Aus Angst, zu fallen, klammerte sie sich an ihm fest. »Lassen Sie mich herunter, bitte, Mylord!«
Er küsste sie. »Stattdessen spiele ich die entzückende Rolle des Wohltäters und bin sehr mit mir zufrieden.« Er hielt still, um sie noch einmal zu küssen, dieses Mal ein wenig länger. »Sehr zufrieden …«
Meg ergab sich dem Spiel seiner weichen Lippen mit ihren, einer Nähe, die intimer war als alles, was sie bisher gekannt hatte …
Doch dann erkannte sie darin die Spielzüge seiner Jagd. Vor allem, als er, sie noch immer in den Armen haltend, das Ankleidezimmer verließ und über seiner Schulter einer drohenden Wolke gleich das Bett auftauchte.
»Unsere Sachen, Mylord«, sagte sie drängend.
»Sachen?« Er grinste und machte ihre Bemerkung damit geradezu schlüpfrig.
»Unsere Kleider!«
»Die haben wir an.«
»Alle unsere Kleider!«
»Möchtest du sie loswerden?«
»Nein! Unsere Sachen aus der Mallett Street. Bücher. Spielzeug. Töpfe, Pfannen …«
»Faszinierend«, murmelte er, noch immer auf das Bett zuhaltend.
Meg konnte sich nicht vorstellen, wie er wusste, wo er sich genau befand, doch plötzlich wirbelte er herum, und sie landete mitten auf der mit Brokat bedeckten Matratze. Sie lag da und fühlte sich wie das in die Enge getriebene Kaninchen, das dem Fuchs in die Augen starrt.
Wiewohl sie sicher war, dass kein Kaninchen seinem Jäger gegenüber solche Gefühle aufbrachte.
»Mmmm.« An einen der Bettpfosten gestützt, beugte er sich über sie, und er klang wie die Zwillinge, wenn sie einen saftigen Kuchen vor sich hatten. Aber nachdem er kurz – wie ein Falke, dachte sie – über ihr geschwebt war, richtete er sich wieder auf. »Ich sage den anderen, dass wir jetzt losgehen und dein altes Zuhause plündern.«
Er verschwand, und Meg lag da wie betäubt und versuchte, genügend Kraft zu finden, um ihre Glieder zu bewegen, und genügend Verstand zu mobilisieren, um wieder denken zu können. Was für ein außergewöhnlicher Mann!
Die vergangenen paar Stunden waren zweifelsohne die turbulentesten ihres ganzen Lebens gewesen. Sie wusste wirklich nicht,
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