Glut der Versuchung
Victoria vereint und kannten nun die Wahrheit darüber, warum sie gezwungen gewesen war, mit ihrem Geliebten außer Landes zu fliehen. Inzwischen wussten die drei Schwestern, dass Victoria sie gegen ihren Wunsch verlassen und sehr unter der Trennung gelitten hatte.
Die Duchess of Arden hingegen hegte eindeutig wenig Liebe für ihren Sohn.
Was für ein Trost, dass der kleine Junge wenigstens in seiner Kinderfrau jemanden hatte, der ihm Zuneigung schenkte.
Sich vorzustellen, wie einsam Drew als Kind gewesen sein musste, und zu sehen, wie angespannt seine Beziehung zur Mutter heute noch war, weckte Roslyns Beschützerinstinkt. Natürlich war das absurd, denn Drew war ein erwachsener Mann.
»Du hattest Glück, Mathers zu haben«, murmelte Roslyn.
»Großes Glück, fürwahr. Sie war einer der wenigen Menschen, die mich wie einen normalen Jungen behandelten, nicht wie den Sohn eines Dukes ... und vor allem musste ich mich bei ihr nie fragen, warum sie freundlich zu mir war. « Er zögerte und sah Roslyn an. »Mir wurde nämlich schon in jungen Jahren klar, dass die meisten Leute mich nur respektierten, weil sie etwas von mir wollten.«
»Wegen deines Rangs und deines Vermögens? «
»Genau. Mit sechzehn lernte ich diese Lektion auf recht schmerzliche Weise.«
»Was geschah, als du sechzehn warst? «
»Ich ließ mich verführen. «
Roslyn blickte ihn an, weil sie zunächst glaubte, er würde scherzen. »Das kann ich kaum glauben.«
»Leider ist es wahr. Sie war umwerfend schön und meine erste Geliebte ... eine junge Witwe, nur vier Jahre älter als ich, aber sehr viel erfahrener. Ich war dumm, ihren Liebesbekundungen zu vertrauen, geblendet von der Lust und Vernarrtheit eines jungen Mannes. Als ich entdeckte, dass sie alles eingefädelt hatte, um meine Duchess zu werden, war ich am Boden zerstört. Sie hatte die ganze Zeit einen Liebhaber gehabt, den sie zu behalten plante, nachdem wir verheiratet wären.«
»Deshalb also bist du so zynisch, was Liebe betrifft?«, fragte Roslyn leise.
»Gut möglich.« Er stieß ein bitteres Lachen aus. »Ehrlich gesagt habe ich seit Jahren nicht mehr an sie gedacht«, sagte er und schüttelte den Kopf. »Das reicht an Gefühlsduselei für einen Nachmittag. Komm, ich zeig dir meinen neuesten Entwässerungsgraben. Die Wissenschaft kann recht faszinierend sein.«
Da war wieder ein Anflug von Sarkasmus in seinem Blick, als er sein Pferd vom Cottage abwandte. Roslyn wunderte nicht, dass er das Thema wechselte.
Was sie allerdings überraschte, war, wie verletzlich seine Augen für einen Moment gewirkt hatten.
Sie konnte ihm seinen Zynismus nicht mehr verübeln, dachte sie, während sie ihr Pferd antrieb, seines einzuholen. Wie gern hätte sie ihn in die Arme genommen ...
Sofort biss Roslyn sich auf die Unterlippe, um diesen törichten Impuls zu verdrängen. Sie wollte Drews zarte, verwundbare Seite nicht sehen. Es war viel leichter, dem zynischen Adligen zu widerstehen.
Der andere Drew, den sie nun kannte, könnte ihr Herz gewinnen, und das wäre eine Katastrophe.
Sie beginge einen entsetzlichen Fehler, sich in Drew zu verlieben, wenn ihre Liebe nicht erwidert wurde.
Am Ende ihres Ausritts über seine Ländereien stellte Drew fest, dass er ziemlich beunruhigt war. Er hatte Eleanors Rat befolgt und es gewagt, Roslyn zu erzählen, wie ihn seine erste Geliebte in jungen Jahren zum Narren hielt und sein jugendliches Herz brach.
Seinerzeit hatte er sich recht schnell erholt, und längst schmerzte ihn die Erinnerung nicht mehr. Die Lehre allerdings, die er aus der Erfahrung zog, blieb ihm erhalten.
Sein Misstrauen war der Grund, weshalb er sich stets so vehement gegen die Ehe sträubte. Er wollte nicht an eine Frau gebunden sein, der es ausschließlich um sein Vermögen und seinen Titel ging. Er wollte um seinetwillen geliebt werden ...
Diese Erkenntnis hatte etwas Beängstigendes, wie Drew sich im Stillen gestand. Zum ersten Mal in seinem Leben gab er zu, dass er geliebt werden wollte.
Er wollte eine Ehefrau, die ihn um seiner selbst willen lieben konnte.
Könnte Roslyn diese Frau sein? Unwillkürlich sah er sie an. Dass sie eine hervorragende Duchess für ihn wäre, wusste er. Ihre Eleganz, die ungezwungene Art, wie sie heute mit seinen Pächtern gesprochen hatte, bewiesen ihm, dass sie mühelos die Rolle der Herrin von Arden Castle ausfüllen könnte.
Ohne Frage würde sie Wärme in sein Haus bringen im Gegensatz zu seiner spröden, herrischen Mutter.
Roslyn besaß
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