Glut der Versuchung
ihrem, in ihrem bewegt hatte. Das Bild war ihr auf ewig ins Gedächtnis gebrannt.
Roslyn stieß einen stimmlosen Fluch aus. Wie sollte sie klar denken, solange Arden so nahe war? Trotzdem musste sie ihre verwirrten Gedanken irgendwie zur Ordnung rufen.
Sie wollte ihn nicht heiraten, nicht einmal eine vorübergehende Verlobung mit ihm eingehen. Aber wenn sie nicht zustimmte, was für eine Zukunft blühte ihr dann? Die Heirat mit einem anderen Gentleman war nun eher ausgeschlossen. Falls sie seinen Antrag ablehnte, könnte sie damit sich selbst - und wohl auch ihre Schwestern verdammen, auf immer als berüchtigt zu gelten.
Sie warf dem Duke einen Seitenblick zu. Es bestand noch die entfernte Möglichkeit, dass aus ihrer Freundschaft etwas Tieferes erwachsen könnte. Eine formelle Verlobung könnte ihnen auf wundersame Weise die Chance eröffnen, sich ineinander zu verlieben.
Aber sie erkannte auch die Gefahr, dass sie ihm ihr Herz schenkte, ohne dass ihre Gefühle erwidert wurden. Es wäre furchtbar, eine einseitige Zuneigung zu hegen, wie ihre Mutter sie in den frühen Jahren ihrer Ehe für ihren Vater gehegt hatte. Ohne gegenseitige Liebe wurden Eheleute leicht zu erbitterten Feinden.
Ging sie das Risiko ein? Sie müsste ihre eigenen Gefühle für Arden im Zaum halten.
Wenn sie eine emotionale Distanz zu ihm wahren konnte, war die Verlobung vielleicht der beste Weg.
Und es wäre ja nur vorübergehend, versprach Roslyn sich. Sie könnte ihrer Beziehung Zeit gewähren. Falls Arden bis zum Ende des Sommers immer noch nicht bereit war, sie zu lieben, würde sie die Verlobung lösen, ungeachtet der Konsequenzen für ihren Ruf.
Der September war nur noch zwei Monate entfernt. Solange konnte sie ihr Herz sicher beschützen.
»Nun gut, Durchlaucht, du hast gewonnen«, sagte sie widerwillig. »Wir betrachten uns vorerst als verlobt.«
»Nenn mich bei meinem Taufnamen. Wenn wir verlobt sind, sollten wir uns beim Vornamen ansprechen. «
»Na schön ... Drew.«
Er lächelte sie an. »Du beweist ein hervorragendes Urteilsvermögen, Roslyn.«
»Zum ersten Mal heute«, murmelte sie.
Sie lehnte sich in die Polster zurück und schloss die Augen. Ihr Kopf schmerzte, und sie musste gleich Winifred gegenübertreten, um ihr von ihrer Verlobung zu erzählen. Oh Gott!
»Du wirst Lady Freemantle von unserer Verlobung in Kenntnis setzen müssen«, sagte Roslyn leise. »Zweifellos wird sie begeistert sein. Mir hingegen fehlt momentan die Kraft, ihr Verzücken zu ertragen. «
»Überlass das mir«, erwiderte Drew knapp.
Er lehnte sich auf seinem Sitz zurück, obwohl er bei weitem nicht so entspannt war, wie er sich gab. Die Ehre gebot, dass er Roslyn heiratete. Er hatte sie sich zur Braut erwählt, unwiderruflich und endgültig - auch wenn er es angesichts ihres verbissenen Schweigens für das Beste hielt, seinen Entschluss vorerst als ein zeitlich befristetes Arrangement zu maskieren.
Zugleich stellte er fest, dass seine Unruhe nicht wie erwartet durch die bevorstehende Bindung verursacht wurde. In Wahrheit fühlte er sich nicht gefangen.
Nein, das Problem war, dass er viel zu stark empfand. Roslyn weckte Gefühle in ihm, wie er sie noch für keine Frau gehegt hatte.
Der Liebesakt mit ihr war ohne Frage um ein Vielfaches schöner gewesen als mit jeder seiner vorherigen Geliebten. Nicht einmal die geschicktesten seiner Mätressen hatten ihm solche Wonnen zu bescheren vermocht. Mit Roslyn wurde die Leidenschaft wieder neu und aufregend. Doch nicht bloß die physische Reaktion, die sie in ihm hervorrief, verwunderte ihn. Da war etwas so unvermutet Natürliches an der Art, wie er empfand, wenn er sie in den Armen hielt. Alles kam ihm real und richtig vor.
Eine verdammt gefährliche Empfindung, wie Drew sich eingestand.
In seiner aristokratischen Erziehung hatten Gefühle keinen Platz gehabt. Ihm war beigebracht worden, emotional distanziert zu sein, seine Empfindungen zu zügeln.
Bei Roslyn aber konnte er nicht distanziert bleiben. Vielmehr fühlte er sich bei ihr lebendiger denn je. Es war wunderbar, sie um sich zu haben, egal ob sie mit ihm stritt oder sich in Ekstase unter ihm räkelte.
Stirnrunzelnd blickte er aus dem Fenster. Trotz seiner Vorbehalte wollte er die Ehe mit Roslyn. Genauer gesagt: Er wollte jene Heiterkeit, die ihn stets erfüllte, wenn er in ihrer Nähe war.
Ihre Ehe würde weder auf Vernunft noch auf Verlangen gründen. Er konnte sich gut vorstellen, auch nach der Heirat Zeit mit ihr zu verbringen,
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