Glut unter der Haut
ihre Hand erstarrte mitten in der Bewegung, als sie etwas oder jemand dort draußen durch den strömenden Regen laufen sah. W er auch immer es war – er stemmte sich gegen den W ind, stolperte, gab jedoch nicht auf.
Ihr Herz schlug bis zum Hals, als sie begriff, dass dieser Jemand auf ihren Bungalow zugelaufen kam. Ihr blieb kaum mehr die Zeit, sich panisch herumzudrehen, als auch schon die T ür aufsprang und Erik hereingestürmt kam.
Seine Jeans und sein Hemd waren klatschnass, das Haar klebte ihm an der Stirn. Sein A tem ging schnell und schwer. W asser tropfte ihm von den Ohrläppchen, von Nase und Brauen. Seine Hände waren zu Fäusten geballt. Er starrte Kathleen an, die ängstlich am Fenster kauerte.
Doch nun galt ihre Furcht weniger den wütenden Elementen als vielmehr ihm.
Er wirkte wie der Sohn T hors, des Donnergottes. Sein A ntlitz war unheimlich. Es war das A ntlitz der V ergeltung, der Rache an einer bemitleidenswerten kleinen Seele, die es gewagt hatte, die Götter herauszufordern.
»Ich sollte dir den Hintern versohlen«, grollte er.
Wie zur Untermauerung seines Satzes schlug die T ür krachend hinter ihm zu.
Kapitel 19
Kathleens anfängliche Furcht wandelte sich in W ut, geschürt von Eifersucht und Frustration. Sie löste sich von der trügerischen Sicherheit ihres Fensterplatzes und starrte Erik herausfordernd und am ganzen Leib zitternd an.
»Raus mit dir. Lass mich in Ruhe.«
»O nein, Mrs. Kirchoff. Nicht, nachdem ich mein Leben aufs Spiel gesetzt habe, um hierherzukommen. Ich werde nicht eher gehen, bis ich das getan habe, weswegen ich hergekommen bin.«
Sie wurde blass trotz ihres V orsatzes, ihn zu hassen.
»Du bist bei diesem Sturm hergeflogen? A ber wie?«
»Ich habe einen Piloten aufgetrieben, dem mein Geld mehr wert war als sein Leben. Er ist wahrscheinlich noch immer auf der Männertoilette des Flugplatzes. Es geht ihm nicht so gut.«
»Es war eine dumme Idee hierherzukommen. Du verschwendest nur dein Geld und deine Zeit. Ich will dich nicht mehr sehen. Bitte verlass jetzt mein Zimmer.«
Er lachte bitter. »Keine Chance.« Er kam zwei bedrohliche Schritte auf sie zu. Um hinauszuzögern, was sie befürchtete, sagte sie hastig: »Woher wusstest du, wo du mich finden konntest? Ich habe niemandem gesagt, wo ich hinfliege.«
»Scheint eine A ngewohnheit von Ihnen zu sein, Mrs. Kirchoff«, schnaubte Erik. »Aber diesmal hast du deine Spuren nicht so gut verwischt. Ich gebe zu, als ich in keinem der Hotels von San Juan deine Eintragung finden konnte, verlor ich für einen Moment die Spur. A ber als ich ein bisschen herumfragte, hatte ich … Egal. Jedenfalls habe ich dich gefunden.« Sein Mund wurde zu einer harten, verbitterten Linie. Das W asser aus seiner durchgeweichten Kleidung hatte eine kleine Pfütze zu seinen Füßen gebildet. Er kam noch näher. »Was hast du dir dabei gedacht wegzulaufen, ohne jemandem Bescheid zu sagen, wo du zu erreichen bist?« Sein Blick bohrte sich in sie, nagelte sie gegen das Fenster.
Kathleen schluckte ihre A ngst herunter. Er würde ihr gewiss nichts tun. Das wusste sie ganz einfach. Oder nicht? »Ich … ich war erschöpft. Ich musste einfach für eine W eile weg. Ich wollte für die nächsten A ufnahmen wieder zurück sein. Habe ich etwa kein Recht, mir einen T ag freizunehmen wie alle anderen auch?«, fragte sie bockig.
»Natürlich hast du das. A ber seltsamerweise bist du die Einzige, die sich deshalb mitten in der Nacht davonstiehlt. Du bist die Einzige, die alle anderen im Stich gelassen hat und die mir eine Heidenangst eingejagt hat. Und dieses Benehmen finden Sie auch noch richtig, Mrs. Kirchoff?«
»Hör endlich mit diesem ›Mrs. Kirchoff‹ auf! Das klingt ja wie eine Beleidigung«, fauchte sie.
Sein Schmunzeln wirkte nicht gerade freundlich. »Wieso, schämst du dich etwa für deinen Namen? Oder schämst du dich dafür, wie du zu ihm gekommen bist? Der arme Seth weiß wohl gar nicht, was ihm alles so entgeht. Ich frage mich bis heute, wieso er dich geheiratet hat, als du mein Kind im Bauch hattest.«
»Hör auf!« Sie stieß sich vom Fenster ab, ging zu der schmalen A nrichte und drehte Erik den Rücken zu. »Jemand wie du würde es sowieso nicht verstehen, was einen ehrenwerten Mann wie Seth bewegt. Es sind eben nicht alle so egoistisch und verwöhnt wie du. Und es denken eben auch nicht alle Männer immer nur an das Eine wie die kleinen Jungs.«
»Woher willst du denn wissen, an was ich denke, hm?« Er folgte ihr durchs
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