Glut unter der Haut
Hölle, dachte er. Seit zwei Jahren hatte sie sein bewusstes und unterbewusstes Denken bestimmt. Er kannte ihren Körper besser als seinen eigenen, da er ihn hunderte Male aus der Erinnerung heraus betrachtet hatte. Die Zeit hatte das unglaubliche Gefühl, in ihr gewesen zu sein, nicht schwächen können. Keine Frau hatte ihn je so eng geborgen, so süß umfangen, so vollständig gehabt.
Er hatte sie dafür geliebt. Und er hatte sie für ihren Mut und ihre T apferkeit geliebt, mit der sie die schlimmen Erlebnisse in ihrer Kindheit überwunden hatte. Ironischerweise liebte er sie jetzt dafür, wie verbunden sie ihrem Mann war. Er konnte zu ihr jetzt nicht von Liebe sprechen. Er konnte sie nicht haben. Er war kein Dieb, und er würde nichts nehmen, was ihm nicht gehörte. A ber Gott! W ie sollte er weiterleben, wenn er sie aufgeben musste?
»Wir sollten jetzt besser aufbrechen«, sagte er schließlich und ließ sie los.
Kathleen unternahm den ersten V orstoß, über etwas anderes als über ihre schmerzliche V ergangenheit und ihre hoffnungslose Zukunft zu sprechen. Sie entschied sich für ein T hema, das Erik sicherlich auch interessieren würde.
»Weißt du was? Jaimie ist adoptiert worden«, sagte sie, in der A nnahme, ihn damit zu überraschen.
»Weiß ich«, antwortete er lapidar, als er die T ür zuschlug.
»Du weißt es?«
Er musste über ihren entsetzten Gesichtsausdruck lachen, als er sich hinters Steuer fallen ließ. »Ja. Und ich wette, ich wusste es schon vor dir. W er hat dir davon erzählt?«
»B. J. und Edna natürlich.« Sie konnte sich keinen Reim auf seine A ntwort machen.
»Haben sie dir auch gesagt, wer ihn adoptiert hat?«
»Nein.«
»Bob und Sally.« Er genoss das Lächeln, das sich über ihr Gesicht ausbreitete. »Er ist ein Gudjonsen und ganz vernarrt in seinen Onkel Erik. Er hat eine kleine Schwester bekommen. Jennifer.«
»Oh, Erik, wie wunderbar. Sally und Bob haben wirklich Glück.«
»Ja, das haben sie.« Ein Hauch von Bitterkeit lag in seinem T on.
Während sie durch die Stadt fuhren, schlug Kathleen ihm einige Ideen für die Einrichtung der W ohnung vor, bis er schließlich lachen musste und sagte: »Mach doch einfach, was du für richtig hältst. Solange du es nicht mit babyblauem oder rosafarbenem Satin dekorierst, soll es mir recht sein. Ich vertraue deinem guten Geschmack.« Er stieß ihr spielerisch mit dem Ellenbogen in die Rippen, als der Sportwagen an einer A mpel zum Stehen kam.
»Aber was gefällt dir denn?«, fragte sie.
Ein Seitenblick von ihm verriet ihr, was ihm gefallen würde, doch er hielt den Kommentar, der ihm auf den Lippen lag, zurück. »Ich mag zum Beispiel Braun. V erschiedene Brauntöne. Ich mag das Rostrot der A hornblätter im Herbst.«
Sie lächelte. »Erdtöne?«
»Ja, vermutlich so was.« Sie warf ihm einen ungeduldigen, verzweifelten Blick zu, woraufhin beide anfingen zu lachen.
Ihr schwirrte schon der Kopf vor Ideen, als sie schließlich das Zentrum erreichten. Sie gab ihm einen Schnellkurs in Inneneinrichtung, und er lehnte sich zurück und ließ sie machen. Sie suchte W äsche für sein Schlaf- und das Badezimmer aus und zwei kleine Sofas für das W ohnzimmer. Dazu einen verstellbaren Sessel, einen großen Couchtisch und zwei kleine Beistelltische. Sie fragte ihn nach seinem Geschmack bei der Beleuchtung, und er wählte eine Porzellanlampe mit einem Schäfer und einer Schäferin in inniger Umarmung aus. Kathleen starrte ihn entsetzt an, doch dann blinzelte er ihr zu, und sie wusste, dass er sie nur aufzog. Sie einigten sich auf zwei T onlampen mit gefalteten Leinenschirmen.
Sie aßen in einem Restaurant zu Mittag, das A usblick auf die Bucht und weiter entfernt auf die Golden Gate Bridge bot. Kathleens Herz floss vor Glück beinahe über. V or ein paar T agen hatte sie noch gedacht, sie würde ihn nie wiedersehen. Und jetzt saß er hier mit ihr am selben T isch, und ihre Knie berührten sich unter dem Schutz der T ischdecke. Sie atmeten dieselbe Luft. Sie konnte ihn ansehen, sooft sie wollte, ohne A ngst haben zu müssen, dabei von jemandem gesehen zu werden, der diesen liebevollen Blick vielleicht missdeuten würde.
Sie rief aus dem Restaurant zu Hause an und sprach mit A lice. Seth war ins Büro gefahren. A lice hatte T heron gefüttert und zu seinem Mittagsschlaf ins Bett gebracht. »Es ist alles in Ordnung. Er vermisst Sie kein bisschen«, versicherte A lice ihr.
»Ich weiß. Das ist es ja, was ich befürchte«, erwiderte Kathleen
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