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Glutopfer. Thriller

Glutopfer. Thriller

Titel: Glutopfer. Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Lister
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Fühlen sie sich zueinander hingezogen? Vielleicht lässt sich das nutzen.
    Sie bleiben stehen und fangen an, sich am Depot umzusehen. Sie holt eine kleine Taschenlampe aus dem Beutel hervor, den sie umgeschnallt hat. Was ist da noch drin? Eine Waffe? Das Risiko kann er nicht eingehen.
    Ein paar Minuten zuvor hat er sein Messer weggesteckt, weil er losrennen wollte. Jetzt zückt er es wieder, lässt es aufschnappen, sodass die Klinge im Mondlicht blinkt.
    Während sie sich umsehen, merkt Sam, dass ihre Angst sich physisch bemerkbar macht. Angespannter Körper. Klopfendes Herz. Schwerer Atem. Sie tritt auf die hölzerne Veranda des alten Depots und tastet die Umgebung mit dem kleinen Strahl ihrer Taschenlampe ab, während Daniel neben ihr stehen bleibt.
    Hatte der Mörder Angst, als er hier draußen war? Macht ihm irgendetwas Angst?
    Die Spurentafeln sind noch da, und sie muss aufpassen, dass sie nicht darauftritt, während sie sich durch den Raum bewegt, denn die Lampe beleuchtet immer nur einen kleinen Fleck.
    Hat er befürchtet, dass man ihn stört? Dass jemand den Rauch oder die Flammen sieht?
    Warum hat er so lange gewartet, bis er das Feuer entzündete? War das bloß eine logistische Frage, oder hat es eine Bedeutung?
    Sie weiß zu schätzen, dass Daniel ihr Bedürfnis nach Stille, nach ungestörtem Nachdenken spürt.
    Soweit sie das sagen kann, hat niemand etwas in dem kleinen Raum angerührt. Anscheinend ist außer ihnen niemand an den Tatort zurückgekehrt, seit er abgesperrt wurde.
    »Okay«, sagt sie schließlich, »wir schauen uns noch kurz den Hochstand an, dann können wir gehen. Ich will wissen, wie es für ihn ausgesehen hat.«

20
    Er schüttelt den Kopf, kann es nicht glauben. Sie kommen tatsächlich rauf.
    Er würde es gern vermeiden, erschossen zu werden, und würde sie ungern mit dem Messer traktieren, sieht aber nicht, wie das gehen soll. Er schaut zum Boden hinunter und fragt sich, ob er einfach springen kann, ohne sich ein Bein zu brechen. Ungefähr drei Meter. Er glaubt, dass es geht, weiß aber, dass sie ihn dann entdecken.
    Entspann dich. Nimm dir Zeit. Dir fällt schon was ein. Nur keine Eile, mach keine Dummheiten.
    Als er sich umsieht, kommt er auf eine Idee. Er wird auf einen der Äste da klettern und sich dort verstecken, bis sie weg sind.
    Langsam schiebt er sich vom Hochstand auf den Ast, wobei er versucht, möglichst wenig Geräusche zu machen. Wenn sie ihn hören, muss er sie töten. Es wäre vollkommen falsch. Das Wichtigste ist nach wie vor die Mission. Sie steht an erster Stelle. Steht vor allem. Einschließlich seiner selbst.
    Während Sam gefolgt von Daniel auf der Leiter zum Hochstand klettert, ist sie plötzlich erschöpft, fühlt sich wieder schwach und ausgebrannt. Jetzt, wo Adrenalin und Endorphine zur Neige gehen, ist sie ausgelaugt und möchte nur weg, zurück zu ihrem bequemen Bett im Driftwood, und einfach hineinfallen.
    Jetzt bin ich hier. Also werde ich auch kurz hineinsehen. Außerdem schiebt das den Rückweg ein bisschen auf – denn davor fürchtet sie sich inzwischen.
    Als sie die kleine, quadratische Öffnung im Boden des Hochstands erreicht hat, wappnet sie sich, setzt einen Fuß fest auf eine Sprosse, schließt den Ellbogen um eine andere, leuchtet mit der Lampe hinein.
    »Und?«, fragt Daniel.
    Sie schnappt nach Luft.
    »Was ist denn?«
    »Er war wieder hier.«
    »Bist du sicher?«
    »Er hat was in eins der Bretter geschnitzt.«
    »Die Schrift an der Wand«, sagt Daniel.
    »Sieht aus wie –«
    »Leuchte mal hierher«, unterbricht er sie.
    »Was? Warum?«
    »Ich hab was gehört.«
    »Du siehst Gespenster«, sagt sie. »Da ist nichts –«
    In diesem Moment springt eine Gestalt von einem der Äste auf den Boden und rennt los, die Gleise entlang.
    Daniel ist wie erstarrt und sieht dem Mann einfach nur nach.
    »Los«, schreit Sam. »Runter.«
    Daniel steigt ein paar Sprossen die Leiter hinunter und springt dann seitlich ab, um ihr Platz zu machen.
    Sam erreicht fast gleichzeitig den Boden, zieht ihre Waffe und holt das Handy aus der Tasche. Sie wirft Daniel ihr Handy zu, läuft die Gleise entlang dem Mann nach, der sich rasch entfernt, und schreit Daniel über die Schulter zu:
    »Ruf neun-eins-eins. Sag denen, wo wir sind und was los ist.«
    Daniel klappt das Handy auf, sieht, dass es keinen Empfang hat, was er hätte wissen müssen, wäre er nicht so benommen gewesen. Dann rennt er ihr nach.
    Der Mann, den sie verfolgt, hat ziemlich viel Vorsprung, und mit

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