Gnadenlose Gedanken (German Edition)
Belohnung erwartet mich erst, wenn ich diese miese Ratte in ihrem lächerlichen Rollstuhl erlöst habe? Womit werde ich mich dann streicheln dürfen, ohne von IHM bestraft zu werden? Vielleicht wird ER es mir sogar gestatten, dass ich es mit dem
Ding
der Ratte mache? Ja! Warum nicht? Je erbärmlicher die Kreatur, die ich erlöse, umso größer ist die Belohnung! Und was ist erbärmlicher als ein Krüppel in seinem quietschenden Rollstuhl? Ich werde ihm sein
Ding
abreißen, und dann werde ich ihn erlösen. Ich werde sein
Ding
mit nach Hause nehmen und es waschen. Dann nehme ich es mit, wenn ich in mein Bett gehe. Und dann werden sich unsere
Dinger
vereinen. Das wird sehr schön sein!]
Genauso plötzlich, wie sie gekommen waren, verschwanden seine Gedanken wieder. Ich konnte gar nicht ausdrücken, wie glücklich ich in dieser Sekunde war! Keinen Augenblick länger hätte ich diese schrecklichen Gedanken ertragen können! Wie konnte so eine Bestie nur so lange unbemerkt existieren? Warum war er nicht weggeschlossen worden? Oder sollte er es tatsächlich geschafft haben, bis heute unerkannt diese Taten verübt zu haben? Dann wäre er ja noch gerissener als ich es befürchtete. Oder war es ihm gelungen, diesen Trieb bis heute zu unterdrücken? Dann war er auf jeden Fall noch gefährlicher, als ich gedacht hatte. Und eigentlich hielt ich ihn für das gefährlichste Wesen, das auf dieser Erde frei herum lief!
Aber ich würde ja bald erlöst werden von meiner Panik.
Wenn man auf glatter Strasse plötzlich die Kontrolle über sein Auto verliert, es sich nur noch um sich selbst dreht, und es sich wie in Zeitlupe auf ein Hindernis zubewegt; dieses Gefühl, total machtlos zu sein, ein nahendes Ereignis nicht verhindern zu können,
das
war es, was mich so verzweifeln ließ! Ich konnte absolut nichts machen, er würde mich bald erreicht haben, mich packen und töten. Fertig! Diese Sekunden bis zum endgültigen Aus, zogen sich wie Kaugummi in die Länge. Seltsamerweise musste ich in diesem Augenblick an meinen ehemaligen Vereinstrainer denken. Der hatte es immer wieder geschafft, mich zu Höchstleistungen zu treiben, mich zum Kämpfen motiviert.
„Gib niemals auf, kämpfe immer bis zum Schluss, bis du anschlägst! Selbst dann, wenn du zwanzig Meter vor dem Ziel drei Längen zurückliegst: zieh durch. Kämpfe! Was ist, wenn dein Gegner plötzlich einen Krampf bekommt, und er nicht mehr weiter kann? Dann musst du zu Stelle sein, und zwar hundertprozentig!“
Er hatte Recht gehabt. Man muss immer bis zum Ende durchziehen, man durfte niemals nachlassen. So brauchte man sich immerhin nicht vorzuwerfen, man hätte sich aufgegeben, man hätte nicht gekämpft.
Also beschloss ich zu handeln. Denn eines würde er mit Sicherheit nicht vermuten: dass ich mich zu Wehr setzen könnte. Ich, der verkrüppelte Rollstuhlfahrer, die erbärmliche Ratte.
Er war jetzt nur noch wenige Schritte von mir entfernt. (Ich meine
normale
Schritte, nicht
seine
Schritte!). Er würde nur noch zwei Schritte benötigen, um mich berühren zu können. Ich konnte jetzt seine Augen sehen, ich konnte seine Gedanken in seinen Augen ablesen. Sie hatten sich in der letzten halben Minute nicht geändert. Er hatte immer noch nur ein Ziel: mich töten. Er konnte an nichts anderes denken. Er dachte nicht an die Menschenmenge um uns herum, dachte nicht an Gerichtssäle und Gefängniszellen. Er konnte nicht an die Konsequenzen denken, die ihm drohten, da er in dem Glauben handelte, etwas
Gutes
zu tun. Lächerlich, aber der lebende Berg war so fromm und unschuldig wie ein schlafendes Baby.
Als sich unsere Blicke trafen, grinste er. Er freute sich auf mein Ding, kein Zweifel! Doch ich war nicht bereit, es ihm kampflos zu überlassen. Zugegeben, ich hatte in letzter Zeit nicht viel Verwendung für es gehabt, aber dennoch hing ich an ihm. Oder umgekehrt, ganz wie man es sehen wollte.
Er hatte gerade seine Arme ausgestreckt, um mich und mein Leben in Empfang zu nehmen, als ich mit dem Rolli eine kleine Drehung zur Seite machte. Das hatte ich in den letzten Monaten tausendmal gemacht, aber noch nie so rasch und perfekt wie dieses Mal. Mein neuer Freund reagierte mit großer Überraschung auf meine Pirouette, er hatte seine Augen zu Unterteller aufgerissen. Die zweite Reaktion, die er zeigte, war eine grobmotorische Schwierigkeit, speziell im unteren Bereich seines massiven Körpers. Das bedeutete, dass er über seine eigenen Beine fiel, bei dem Versuch seinen Ansturm
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