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Gnadenlose Gedanken (German Edition)

Gnadenlose Gedanken (German Edition)

Titel: Gnadenlose Gedanken (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Wagner
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Toilettenkabinen vorhanden, die ich ohne Mühe benutzen konnte. Sogar an Kotzbecken für seekranke Rollstuhlfahrer war gedacht worden! Aber die würde ich wohl kaum benutzen müssen. Ich war gerne auf See, außerdem hatte ich einen unmenschlichen Magen, der konnte schon Einiges vertragen.

    Als die Fährte ablegte, befanden wir uns in einem großen Raum, der aussah wie ein Wartesaal in einem Bahnhof. Manfred war völlig in seine Straßenkarten vertieft, er war in Gedanken schon auf den irischen Strassen. Hin und wieder biss er in ein Käsesandwich, das er sich im Restaurant besorgt hatte. Dass für ihn das Wort Seekrankheit ein Fremdwort war, dessen war ich mir schon vorher bewusst gewesen. Manfred konnte immer und alles essen.
    Ich saß stumm neben ihm und hing meinen Gedanken hinterher. Ich dachte an meine Eltern und an den Pfarrer. Ich dachte an das süße Lächeln der Bedienung im Restaurant, und wie sie mir am Ende doch noch in die Augen gesehen hatte. Ich dachte an meinen letzten Wettkampf vor dem Unfall, ich hatte mit drei Körperlängen Vorsprung angeschlagen, und mein Trainer hatte mir zufrieden auf die nassen Schulter geklopft.
    Ich dachte an meine Abiturfeier, und wie albern wir alle gewesen waren. Glücklich, endlich dieses Kapitel unseres Lebens abgeschlossen zu haben.

    Plötzlich spürte ich wieder den stechenden Schmerz hinter dem rechten Ohr. Zuerst dachte ich noch, eine Mücke hätte mich erwischt, doch dann wurde mir wieder bewusst, was es zu bedeuten hatte. Ich war so in meinen Tagträumen vertieft gewesen, dass ich schon ganz vergessen hatte, diese Fähigkeit zu besitzen, von der ich langsam nicht mehr wusste, ob sie ein Segen oder ein Fluch für mich darstellte.

    Dieses Mal wusste ich sofort, von wem die Gedanken gesendet wurden. Ein Mann von etwa fünfzig Jahren, saß auf der anderen Seite der Sitzgruppe, ungefähr fünf Meter von mir entfernt. Vorher war mir nur aufgefallen, dass er eine französische Zeitung las, die er allerdings schon bald zusammengefaltet und zur Seite gelegt hatte. Seitdem musterte er mich unverhohlen, und hatte nicht versucht, es heimlich zu machen, so, wie ich es eigentlich gewohnt war.
    Die Menschen fanden einen Rollstuhlfahrer interessant, das war nun mal so. Inzwischen hatte ich mich damit abgefunden, und bemerkte es eigentlich nur noch selten. Doch der Mann mir gegenüber, fand mich mehr als nur interessant, das sollte ich schon bald herausfinden.
    [Das ist ja ein Traum von einem Jungen! Diese starken Schultern und diese feingeschwungenen Augenbrauen machen mich ganz schwach. Warum sitzt er wohl in einem Rollstuhl, ob er einen Unfall hatte? Oder ist er vielleicht mit diesem Makel bereits zur Welt gekommen? Ist er sehr behaart? Ich mag es nicht, wenn sie Haare auf dem Po haben. Sie müssen glatt wie ein Babypopo sein, dann sind sie genau richtig! Wie der Kleine damals in Marseille, mir dem ich für nur 150 Euro alles machen durfte, was ich nur wollte! Der hatte einen Hintern aus Samt. Und obwohl er diese traurige Muskelkrankheit hatte, konnte er noch einen hochkriegen! Er war einfach perfekt. Vielleicht war er ein bisschen zu frech, ich mag es lieber, wenn sie schüchtern sind, und ich sie ein wenig bedrängen muss. Aber sonst war er jeden Cent wert. Er konnte blasen wie ein Lutschertester.
    Der Kleine da vorne scheint auch nicht viele Haare zu haben. Auf seinen Armen, (was für muskulöse Arme!), hat er nur einen zarten Flaum, wie ein frischgeschlüpftes Küken. Bestimmt ist er noch Jungfrau, seinen süßen Hintern hat noch niemand erforscht. Ich würde einiges dafür geben, wenn ich es tun dürfte. Diese Rollstuhlfahrer haben ja oft sehr wenig Geld, vielleicht wäre er froh, wenn er seine Urlaubskasse etwas auffüllen könnte? Ich würde ihn ja gerne ansprechen, aber dieser langhaarige Fettwanst stört mich. Außerdem spreche ich kein Wort Deutsch. Zu schade! Vielleicht würde es ihm ja sogar gefallen? Rollstuhlfahrer haben selten Sex, sie müssen doch unter einem ziemlichen Druck stehen!]

    Ich wusste nicht, was mich mehr erstaunte. Die sexuelle Vorlieben meines Gegenübers, oder die Tatsache, dass ich in vier Jahren Französischunterricht, (danach hatte ich das Fach ganz schnell abgewählt!), mit Sicherheit niemals das Wort „Lutschertester“ gelernt hatte. Offensichtlich machte meine Fähigkeit nicht vor sprachlichen Barrieren halt. Das konnte ja ein toller Urlaub werden! Eigentlich wollte ich in Irland abschalten, wollte die letzten Wochen, die so turbulent

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