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Gnadenlose Gedanken (German Edition)

Gnadenlose Gedanken (German Edition)

Titel: Gnadenlose Gedanken (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Wagner
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werden, dessen war sich Laschek bewusst, obwohl es ihm immer schwieriger fiel, klar zu denken. Zuviel Blut war aus ihm herausgetröpfelt, zulange hatte er kopfüber unter der Decke gehangen. Zu sehr hatte sein dicker Körper an dem Seil gezogen. Bald, schon sehr bald, würde er überhaupt nichts mehr denken können. Dann würde er nur noch Empfindungen haben, nur noch Schmerzen und Furcht spüren. Wie eine Maus in dem Maul einer Katze, die sich dazu entschlossen hatte, mit ihrer wehrlosen Beute noch etwas zu spielen, bevor sie ihr das Genick brechen würde.

    Soweit wollte es Laschek eigentlich nicht kommen lassen, doch welche Wahl hatte er denn schon? Er konnte es sich nicht aussuchen. Wenn der Koloss ihn töten wollte, dann würde er das tun. Wenn er aber vorher noch mit ihm spielen wollte, dann würde er auch das tun. Die Entscheidung lag nicht bei Laschek. Und dass der Koloss des Spielens noch nicht überdrüssig war, bewies seine nächste Aktion.

    Wieder zog er etwas aus seiner Hosentasche, sie war ja auch wirklich groß genug; da hatten eine Menge Schätze Platz!
    Er hielt wieder die kleine Säge in seiner Pranke. Dieselbe Säge, mit dem er ihm den Hals aufgeritzt hatte. Für einen kleinen Augenblick hatte Laschek die schwache Hoffnung, der Große würde das Spiel doch noch vor der zweiten Runde beenden. Aber wirklich nur für einen
ganz kleinen
Augenblick!
    Der Riese umfasste Lascheks Hüfte und hob seinen fetten Körper mühelos an. Sofort ließ die Spannung des Seiles nach, und mit der anderen Hand begann der Riese das Seil durchzusägen. Das dauerte keine drei Sekunden, Laschek wusste bereits, wie scharf die Säge war.
    Er befürchtete, dass der Riese ihn auf den harten Kellerboden fallenlassen musste, weil er sein Gewicht nicht mit einem Arm halten konnte. Es war schon über ein Jahrzehnt her, dass die Waage noch zweistellige Werte angezeigt hatte, wenn Laschek sie gequält hatte. Doch für den Muskelprotz war das kein Problem. Vorsichtig ließ er den Körper auf den Boden gleiten, er legte ihm sogar noch schützend den Arm unter den Kopf, damit er ihn sich nicht stieß. Er war ein wirklich fürsorglicher Folterer.

    Laschek unternahm einen schwachen Versuch.

    „Lass mich doch laufen! Ich muss dir gestehen, ich bin ein sehr schlechter Spielkamerad, kann nicht gut verlieren. Vielleicht suchst du dir besser jemand Anderen? Ich bin doch auch gar kein richtiger Gegner für dich! Ich hätte doch sowieso keine Chance gegen dich!“
    „Och“, erwiderte Jesus fröhlich.
    „Das machen wir schon. Ich könnte ihnen ja einen kleinen Vorsprung geben. Außerdem bekommen Sie die Gelegenheit zu einem ausgiebigen Training. Ich bin ja kein Unmensch!“
    Diese Selbsteinschätzung ließ Laschek lieber unbeantwortet.

    Der Unmensch löste die Fesseln an Lascheks Beinen und Füßen, und sofort schoss das Blut zurück in seine ausgetrockneten Gliedmaßen. Es fühlte sich an, als tanzten tausend Ameisen in seinen Adern Twist. Einen wilden Twist. Er rieb sich die wiederbelebten Beine, doch das konnte die Ameisen auch nicht bremsen.
    Zu den Ameisen in den Beinen, gesellten sich dann noch Vögel, die sich seinen Kopf als Brutplatz ausgesucht hatten. Sie schwirrten in seinem Schädel umher, als nahte ein großes Gewitter. Nervös und unruhig prallten sie immer wieder gegen die Schädeldecke, suchten verzweifelt nach dem Ausgang aus dieser engen Höhle.

    Laschek kotzte. Currywurst mit Biersoße. Zusammen mit dem Gestank von kaltem Urin, schuf das ein ganz besonders appetitliches Aroma in dem düsteren Kellerraum.
    Besorgt stützte ihn der Riese, damit er sich einigermaßen aufrechtsitzend übergeben konnte. Er sollte ja nicht an seinem Erbrochenen ersticken. Dann wäre er
definitiv
ein Spielverderber gewesen! Und die konnte Jesus nun wirklich nicht leiden!
    Mit dem Rücken seiner Pranke wischte er Laschek den Schweiß von der Stirn.

    „Sie werden doch nicht jetzt schon schwach werden?“
    Seine Stimme klang schon beinahe ein wenig verzweifelt, als ob man ihm damit gedroht hätte, ihm seinen Lieblingsteddy wegzunehmen.

    „Reißen Sie sich zusammen, Mann! Wie sollen wir denn unser schönes Spiel spielen, wenn Sie schon vor dem Anfang zusammenklappen? Wie stellen Sie sich das vor?“

    Er war nun beinahe ein bisschen wütend. Laschek spürte, dass der Große sich zusammenriss, sich beherrschte. Wenn der einen Wutanfall bekam! Auch Laschek musste sich zusammennehmen, damit er nicht wieder losheulte. Das hätte den Riesen wohl

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