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Gnadenlose Jagd

Gnadenlose Jagd

Titel: Gnadenlose Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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Schlaf bekommen, ehe wir den Tag in Angriff nehmen.«
    »Zuerst muss ich mich um Hope und Maestro kümmern«, sagte Frankie und lief voraus. »Wir sehen uns in ein paar Minuten.«
    Grace hatte es nicht eilig. Ihr taten alle Knochen weh, und sie war zum Umfallen müde. Vielleicht hätte sie zustimmen sollen, dass Frankie hierblieb. In der Oase würde sie womöglich in Gefahr geraten, wenn es ernst wurde. Grace hätte sich vielleicht darauf verlassen sollen, dass Kilmer einen seiner Männer in El Tariq postiert hatte, um über Frankie zu wachen.
    Was für ein Blödsinn. Sie hätte keine ruhige Minute gehabt bei dem Gedanken, Frankie unter der Aufsicht dieser Leute zu lassen. Ein Anruf von Marvot konnte Frankies Tod bedeuten.
    Nein, sie hatte die richtigen Entscheidungen getroffen. Sie musste einfach ihr Bestes geben.
     
    Himmel, er war nass geschwitzt.
    Und ihm war übel.
    Kilmer lehnte eine Wange an den Ast und schloss die Augen. Gott, war das eine Nacht gewesen. Die Szenen mit dem steigenden Hengst würden ihn wahrscheinlich noch lange in seinen Träumen verfolgen.
    Plötzlich packte ihn die Wut. Warum zum Teufel hatte sie es nicht aufgegeben? Was hatte sie geritten, an dem Hengst dranzubleiben?
    Am liebsten würde er ihr den Hals umdrehen.
    Am liebsten würde er sie in die Arme nehmen und sie für alle Zeiten vor durchgedrehten Hengsten und perversen Mördern wie Marvot und vor der ganzen verdammten Welt beschützen.
    Und er würde ihr so gerne sagen, wie stolz er auf sie war.
    Und vor allem musste er sich beherrschen, um sie nicht auf der Stelle aus dem Gestüt zu befreien und damit alles zunichtezumachen, für das sie die ganze Nacht gekämpft hatte.
     
    »Mom, alles in Ordnung? Es ist schon zehn Uhr.«
    Als Grace die Augen öffnete, sah sie Frankies besorgte Miene. »Wirklich?« Sie setzte sich auf und schüttelte sich, um einen klaren Kopf zu bekommen. »Tut mir leid. Wahrscheinlich war ich noch müder, als ich dachte. Wann bist du denn aufgestanden?«
    »Vor zwei Stunden. Ich hab nach dem Fohlen gesehen, und dann bin ich wieder hergekommen. Ich dachte, du würdest jeden Moment aufwachen.«
    »Ich bin gleich fertig.« Himmel, sind meine Knochen steif, dachte sie, als sie zur Dusche schlurfte. »Ich muss mich duschen und was essen. Ich bin regelrecht umgefallen, als ich hier war. Kannst du mir aus meinem Rucksack was Sauberes zum Anziehen bringen?«
    »Klar. Was denn?«
    »Jeans.« Sie trat in die Duschkabine und begann sich auszuziehen. »Und das khakifarbene T-Shirt.«
     
    »Sie trägt das khakifarbene T-Shirt«, sagte Kilmer am Telefon zu Donavan. »Das bedeutet, sie will uns ein Zeichen geben, dass sich irgendwas tut.«
    »Was denn?«, fragte Donavan. »Glaubst du, sie wird einen Fluchtversuch wagen?«
    »Nein. Nicht solange all diese Wachleute sie auf Schritt und Tritt beobachten. Nein, ich glaube, sie brechen auf und kommen in deine Richtung.«
    »Warum sollten sie – Mein Gott, hat sie etwa den Hengst geritten?«
    »Letzte Nacht.«
    »Heiliger Strohsack. Ich wünschte, ich wäre dabei gewesen.«
    »Ich auch. Ich dachte schon, sie würde es nicht überleben. Sie hat die ganze Nacht gebraucht.«
    »Mann, ich bin verdammt stolz auf sie.«
    »Sie versucht, uns zu warnen, also sieh zu, dass du alles vorbereitest. Ich komme, sobald ich sehe, dass sie in Richtung Oase aufbrechen.«
    Kilmer steckte sein Handy weg und schaute wieder durchs Fernglas. Grace stand auf der Koppel, und zwischen ihr und dem Hengst schien sich genau dasselbe abzuspielen wie in der vergangenen Nacht.
    Nein, nicht ganz. Er ließ sie aufsitzen.
    Sie blieb ein paar Minuten auf seinem Rücken sitzen, stieg wieder ab. Dann ging sie zum Zaun, setzte sich auf die oberste Latte und redete mit ihm.
    Eine Viertelstunde später stieg sie erneut auf das Pferd.
    Mann, ich bin verdammt stolz auf sie.
    Kilmer musste an Donavans Worte denken. Er war nicht weniger stolz auf Grace. Jetzt, da der Machtkampf zwischen Grace und dem Hengst etwas ruhiger ablief und ihn nicht mehr in Angst und Schrecken versetzte, empfand er nur noch Bewunderung für diese Frau. Sie war stark und mutig und klug. Was für eine Frau …
    Seine Frau.
    Seine? Wenn sie jetzt seine Gedanken lesen könnte, würde sie ihn wahrscheinlich kastrieren. Trotzdem konnte er sich nicht gegen seine besitzergreifenden Gefühle ihr gegenüber wehren. Er hatte schließlich dazu beigetragen, dass diese Frau so war, wie sie war. Vor neun Jahren hatte er ihr Dinge beigebracht, von denen sie keine

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