Gnadenlose Jagd
Sie hier sind.«
»Ich bin erst vor zwei Stunden gekommen. Meine Männer benehmen sich manchmal wie Trottel. Sie wollten mich nicht wecken.« Er lächelte. »Aber die Vorstellung war den Verzicht auf Schlaf wert. Ich war mir nie ganz sicher, ob es Ihnen tatsächlich gelingen würde, ihn zu zähmen.«
»Ich habe ihn nicht gezähmt, und ich glaube auch nicht, dass das irgendjemandem jemals gelingen wird. Ich habe ihm lediglich ein paar Zugeständnisse abgerungen.«
»Das reicht mir. Können Sie ihn reiten?«
Sie nickte. »Er ist nicht begeistert, aber ich glaube, er wird mich auf seinem Rücken dulden. Ich bezweifle allerdings, dass er sich von mir sagen lassen wird, wohin.«
»Auch nicht, wenn Sie eine Trense benutzen?«
»Das werde ich nicht tun. Ich habe sein Maul gesehen. Wer auch immer in Ihrem Auftrag versucht hat, ihn zuzureiten, sollte erschossen werden.«
Marvot zuckte die Achseln. »Die Verletzungen sind längst verheilt. Ich musste alles versuchen, was ich konnte. Und es war nur das eine Mal. Es war ziemlich schnell klar, dass es nicht funktionieren würde. Und dass der Hengst eher sterben würde, als sich zureiten zu lassen.«
Mistkerl.
»Außer bei Ihnen.« Er legte den Kopf schief. »Ich muss Ihnen ein großes Lob aussprechen. Und ich lobe mich selbst dafür, dass ich so klug war, Sie hierherzuholen. Der Hengst braucht nicht unbedingt zu lernen, Ihnen zu gehorchen. Er soll Sie führen.« Er durchbohrte sie mit seinem Blick. »Das wundert Sie ja gar nicht. Als Kilmer die Landkarte gestohlen hat, habe ich mir schon gedacht, dass er weiß, warum mir die Pferde so wichtig sind. Ich bin sicher, dass er ziemlich enttäuscht war, als er feststellen musste, dass die Karte so ungenau ist.«
»Ich wundere mich nur, dass Sie tatsächlich glauben, die Zwei könnten Sie zu dem Motor führen. Es sind schließlich nur Pferde.«
»Ich glaube an die Macht der Rache, und Burton wollte seine Rache. Ich kann mir regelrecht vorstellen, wie er sich bei seinem Einfall ins Fäustchen gelacht hat.« Marvot wandte sich ab. »Aber ich habe viel Geduld bewiesen, und jetzt werde ich meine Belohnung bekommen. Wir werden morgen in die Sahara aufbrechen.«
»Nein«, sagte Grace. »Ich brauche noch einen Tag.«
Er schaute sie an. »Versuchen Sie etwa, Zeit zu schinden?«
»Ich brauche mehr Gewissheit mit dem Hengst.«
Er zuckte die Achseln. »Also gut. Ein Tag.«
»Nehmen wir die Stute auch mit?«
»Selbstverständlich. Ich habe schon einmal versucht, nur eins der beiden Pferde mit in die Oase zu nehmen, aber es war zwecklos. Die lassen sich keinen Millimeter vom Fleck bewegen. Solange sie zusammen sind, kann man sie wenigstens transportieren.«
»Und das Fohlen?«
»Das brauchen wir nicht.«
»Aber es muss mitkommen. Es braucht noch die Milch seiner Mutter, sonst wird es krank.«
»Das ist mir schnuppe.«
»Wenn Sie der Stute das Fohlen wegnehmen, wird es sie durcheinanderbringen, und das wiederum wird den Hengst aufregen.«
Marvot warf einen kurzen Blick auf Frankie. »Sind Sie ganz sicher, dass es nur die Stute durcheinanderbringen würde?«
Sie beantwortete seine Frage nicht. »Nehmen Sie das Fohlen mit.«
»Wir könnten doch Ihre Tochter hierlassen, die kann sich um das Fohlen kümmern.«
»Nein!«
Marvot lächelte. »Nennen Sie mir einen Grund, warum ich Ihre Tochter mitnehmen sollte.«
»Sie wollen doch, dass ich die Pferde dazu bringe, zu tun, was Sie wollen. Ich kann mich nicht darauf konzentrieren, wenn ich mir Sorgen um meine Tochter machen muss.«
»Gott, was sind Sie für ein Nervenbündel. Aber wir werden die Kleine mitnehmen. Möglicherweise werde ich sie dort brauchen, um Sie anzutreiben.«
»Und das Fohlen?«, fragte Frankie.
Marvot hob die Schultern. »Möglicherweise hat deine Mutter recht. Ich möchte die Gelegenheit, die sich mir endlich bietet, auf keinen Fall gefährden. Wir nehmen es mit.«
Grace schaute ihm nach, als er wegging. Sie hatte sich durchgesetzt, und das war gut so, dennoch lief ihr ein kalter Schauer über den Rücken. Sobald sie sich in der Oase befanden, würde die Befreiungsaktion losgehen. Hier in El Tariq konnte Kilmer nichts ausrichten, aber wenn sie erst einmal in der Sahara waren, würde er nicht länger warten können.
»Warum siehst du so besorgt aus?«, fragte Frankie. »Wir dürfen Maestro doch mitnehmen.«
»Ich glaube, ich bin einfach erschöpft, und du bist bestimmt auch hundemüde.« Sie ging zum Stall. »Lass uns zusehen, dass wir ein paar Stunden
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