Gnadenlose Jagd
wo er Stolz’ Nummer eingegeben hatte.
Komm schon, verdammt. Läute.
Das Telefon läutete um 21 Uhr 02.
Nevins legte los. Seine Finger flogen nur so über die Tastatur.
Die Frequenz, die Frequenz.
Erfasst.
Ja!
Nevins Blick klebte am Monitor. Da war es, er konnte zusehen, wie der Satellit das Ziel erfasste.
Noch eine Minute. Bleib noch eine Minute am Telefon, Stolz.
Er brauchte nicht mal eine Minute!
Er beugte sich über die Tastatur.
Geschafft.
»Nichts Neues«, sagte Blockman zu Kilmer. »Nevins lässt sich nicht in die Karten gucken. Noch vor einer Woche ist er Stolz dauernd mit seiner Neugier auf die Nerven gegangen. Jetzt ignoriert er ihn regelrecht und gibt sich geheimnistuerisch. Jedes Mal wenn Stolz zu ihm an den Schreibtisch geht, ist er gerade zufällig dabei, sich um Hotelreservierungen für North und Crane zu kümmern oder hausinterne Telefonate für North entgegenzunehmen.« Trocken fügte er hinzu: »Aber seltsamerweise kommt der Typ nie über die ersten Schritte seiner Aufgaben hinaus. Was sagen Sie dazu?«
»Dazu sage ich: Wenn er nicht versucht, Informationen aus Stolz rauszukriegen, zapft er eine andere Quelle an«, erwiderte Kilmer.
»Ops 751?« Blockman zuckte die Achseln. »Sie haben doch gesagt, Donavan war an der Sache dran.«
»Falls das keine Sackgasse ist. Sein Kontaktmann meint, es handelt sich wahrscheinlich um eine armeeinterne Kennung. Aber wieso sollte die Armee Informationen über Grace haben?«
»Stolz tut, was er kann«, sagte Blockman. »Nevins ist ein Genie, der verwischt seine Spuren. Selbst wenn ich North einen anonymen Hinweis geben würde, bezweifle ich, dass sie ihn erwischen könnten.«
»Wenn Sie keine weiteren Informationen von Stolz bekommen können, versuchen wir, ihn zu kriegen«, sagte Kilmer und ging zum Haus. »Ob die in Langley ihn erwischen oder nicht, ich will, dass der Typ kaltgestellt wird.«
»Wach auf.« Donavan riss die Tür auf und humpelte mit seiner Krücke in Kilmers Zimmer. »Ich hab gerade einen Anruf von meinem Kontaktmann in Washington erhalten. Er hat mir eine Liste von Ops-75-Projekten gegeben.« Er reichte Kilmer ein Blatt Papier. »Sieh dir das an und sag mir, ob dir dasselbe daran auffällt wie mir.«
Auf der Liste standen sieben Projektnummern. Kilmer überflog sie, bis sein Blick an der Nummer 75132 haften blieb.
»Verflucht.«
»Das hab ich auch gedacht«, sagte Donavan grimmig. »Die Frage ist, trauen wir das Nevins zu?«
»Stolz behauptet, er ist ein Computergenie. Wir müssen die Möglichkeit auf jeden Fall in Betracht ziehen.« In Gedanken ging er hastig alle Szenarien durch. »Nevins interessiert sich nicht mehr für Stolz, weil er entdeckt hat, dass er das Problem auf andere Weise lösen kann. Von Stolz hat er sowieso schon längst alles erfahren, was er brauchte. Wahrscheinlich weiß er, um wie viel Uhr Blockman ihn jeden Abend anruft. Die Anrufe kann er zwar nicht zurückverfolgen, aber er kann orten, von wo der Anruf kommt.«
»Mit Hilfe von Ops 75132. Ist es schon zu spät?«
»Möglich.« Kilmer war bereits dabei, sich anzuziehen. »Kommt drauf an, wie weit Nevins heute Abend um neun Uhr gekommen ist. Ruf in der Baracke an und schlag Alarm. Sag Blockman, er soll sofort herkommen.«
»Was ist mit Grace und Frankie?«
»Ich geh sie wecken. Gott, das Vergnügen würde ich mir lieber ersparen.« Er trat ans Fenster und schaute in die Dunkelheit hinaus. »Keine Scheinwerfer auf der Straße. Aber sie könnten durch die Luft kommen. Beeil dich, Donavan.«
Eine Hand legte sich über Grace’ Mund.
Sie riss die Augen auf und holte zu einem Handkantenschlag gegen den Hals ihres Angreifers aus.
Kilmer packte ihr Handgelenk. »Schsch«, flüsterte er. »Versuch, Frankie nicht zu ängstigen. Weck sie auf und sag ihr, dass wir wegmüssen. Jetzt gleich.«
Erschrocken riss sie Kilmers Hand von ihrem Mund. »Wie soll ich verhindern, dass sie Angst kriegt? Geht es um Marvot?«
»Mom?« Frankie hatte sich im Bett aufgesetzt. »Stimmt was nicht?«
»Ja.« Sie war bereits dabei, sich anzuziehen. »Zieh dich an. Mach schnell.«
Frankie schlug die Decke zurück und sprang aus dem Bett, den Blick auf Kilmer geheftet. »Was ist los, Jake?«
»Ich bin mir nicht ganz sicher. Vielleicht ist es auch gar nichts. Aber ich will Vorsichtsmaßnahmen treffen.« Er hockte sich vor sie. »In den Bergen gibt es eine alte Jagdhütte. Ich schicke dich, deine Mutter und euren Freund Robert für ein paar Tage dorthin. Dir wird
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