Gnadentod
Vernehmung.«
»Zu welchem Thema?«
Demetri trat einen Schritt vor. »Das geht Sie nichts an, Doktor. Wir haben Mr. Doss erlaubt, mit Ihnen zu sprechen, weil seine Kinder hier sind und eins von ihnen noch minderjährig ist. Der Junge ist zwanzig, stimmt’s? Dann kann er sie in Mr. Doss’ Wagen nach Hause bringen.«
Er und Korn traten auf Richard zu, der sie verängstigt ansah.
»Daddy?«, sagte Stacy. Ihre Augen waren vor Schreck weit aufgerissen.
Richard antwortete ihr nicht. Ebenso wenig fragte er, was das alles zu bedeuten hatte. Wollte er nicht, dass seine Kinder die Antwort hörten?
»Sie fahren mit uns, Sir«, sagte Demetri.
»Zuerst rufe ich meinen Anwalt an.«
»Sie werden nicht festgenommen, Sir«, sagte Korn. »Sie können ihn vom Revier aus anrufen.«
»Ich werde meinen Anwalt anrufen.« Richard schwenkte das silberne Handy.
Korn und Demetri sahen sich an. Korn sagte: »Na gut. Sagen Sie ihm, er kann sich mit Ihnen im Revier West L. A. treffen, aber Sie kommen mit uns.«
»Was soll die Scheiße«, sagte Eric und ging auf die Detectives zu.
Demetri sagte: »Bleib stehen, mein Sohn.«
»Ich bin nicht Ihr verdammter Sohn. Denn wenn ich das wäre, würden meine Fingerknöchel über den Boden schleifen.«
Demetri griff in sein Jackett und berührte seine Waffe. Stacy schnappte nach Luft, und Eric riss die Augen auf. Ich legte meine Hand fest auf seine Schulter. Er zitterte.
Richard hämmerte mit dem Zeigefinger auf die Tastatur des Mobiltelefons ein. Eric stellte sich neben Stacy und legte den Arm um sie, worauf sie sich an seine Brust warf. Ihre Lippen bebten. Erics Lippen bewegten sich nicht, aber seine Halsschlagader pochte wie wild. Sie beobachteten beide ihren Vater, der sich das Handy ans Ohr hielt.
Richard klopfte ungeduldig mit dem Fuß auf den Boden. In seinen Augen stand keine Furcht mehr. Die Ruhe im Sturm, oder war das alles für ihn nicht völlig überraschend gekommen?
»Saundra? Richard Doss. Bitte holen Sie Max an den Apparat … Was ist das? Wann? … Okay, hören Sie zu, es ist wirklich wichtig, dass ich mit ihm rede … Ich stecke ein bisschen in der Klemme … nein, etwas anderes, ich kann im Moment nicht näher darauf eingehen. Rufen Sie ihn einfach in Aspen an. So schnell wie möglich. Ich bin im Polizeirevier West L. A. - mit zwei Detectives … Wie heißen Sie?«
»Korn.«
»Demetri.«
Richard wiederholte die beiden Namen. »Rufen Sie ihn an, Saundra. Wenn er nicht zurückfliegen kann, dann brauche ich mindestens den Namen von jemandem, der mir helfen kann. Ich bin auf dem Handy zu erreichen. Ich verlasse mich auf Sie. Ciao.« Er stellte das Handy aus.
»Wir müssen los«, sagte Demetri.
Richard sagte: »Demetri. Grieche?«
»Amerikaner«, sagte Demetri eine Idee zu schnell. »Litauer. Vor langer Zeit. Gehen wir, Sir«, fuhr er fort.
Niemand kann »Sir« so beleidigend klingen lassen wie ein Cop.
Stacy begann zu weinen. Eric hielt sie fest im Arm.
Richard sagte: »Es wird schon werden, Kinder, haltet nur die Ohren steif - wir sehen uns zum Abendessen. Versprochen.«
»Daddy«, sagte Stacy.
»Es wird alles gut.«
»Sir«, sagte Korn und griff nach Richards Arm.
»Warten Sie«, sagte ich. »Ich werde Milo anrufen.«
Beide Detectives grinsten wie auf ein Stichwort. Ich hatte ihnen eine perfekte Vorlage gegeben.
Demetri stellte sich hinter Richard, während Korn ihn noch immer festhielt. Der Schatten der beiden wesentlich größeren Männer fiel auf Richard.
»Milo«, sagte Demetri, »weiß Bescheid.«
21
Die große, blasse Innenfläche einer Hand hing nur wenige Zentimeter vor meinem Gesicht, wie eine fleischige Wolke.
»Nein«, sagte Milo kaum hörbar. »Sag nichts.«
Es war 17 Uhr 23. Ich befand mich im großen Empfangsbereich des Reviers West L. A., und er war gerade die Treppe heruntergekommen.
Ich hätte seine Hand am liebsten weggeschlagen. Er trug kein Jackett, aber seine Krawatte saß fest - so fest, dass sein Hals und sein Gesicht gerötet waren. Was hatte er für einen Grund, wütend zu sein?
Ich hatte über eine Stunde in der Eingangshalle gewartet, zum größten Teil allein mit dem Zivilangestellten hinter dem Empfangstresen, einem blassen, übertrieben artikuliert sprechenden Mann namens Dwight Moore. Ich kannte einige der Angestellten. Moore jedoch nicht. Als ich das erste Mal zu ihm hingegangen war, hatte er mich misstrauisch beäugt, als wollte ich ihm etwas verkaufen. Als ich ihn bat, Milo oben Bescheid zu sagen, ließ er sich viel
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