Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gnosis

Gnosis

Titel: Gnosis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Fawer
Vom Netzwerk:
mit quietschenden Reifen neben ihr zum Stehen kam. Hinterm Lenkrad saß Darian und blickte zu ihr hoch.
    «Einsteigen!»
    Das ließ sich Winter nicht zweimal sagen. Alles war besser, als durch die Kälte zu laufen und darauf zu warten, dass gleich der nächste Killer aus dem Dunkel auftauchte. Elijah kletterte auf den Rücksitz, und Winter stieg vorne ein.
    «Ist das Ihr Auto?», fragte Winter und fuhr mit der Hand über das weiche Leder.
    «Jetzt ja», sagte Darian. «Schnallt euch an!»
     
    Es machte leise ping, als Valentinus eine neue Nachricht bekam, und er klickte die beigefügte Datei an. Sein Bildschirm füllte sich mit sattem, dunklem Rot. Das Format war so groß, dass er erst über das Bild hin und her scrollen musste, um zu begreifen, was es darstellte.
    Wirres, graues Haar begann dort, wo der Blutfleck endete. Darunter sah man Laszlos tote, gelbe Augen. Valentinus stieß einen Seufzer der Erleichterung aus. Laszlo war der Einzige gewesen, den er wirklich gefürchtet hatte. Nachdem Valentinus ihn allerdings gefunden hatte, war es fast schon zu einfach gewesen. Am Ende war der alte Mann gar nicht so stark, wie Valentinus gedacht hatte.
    Er wünschte, er wäre auch Darian schon los, doch darum machte er sich keine allzu großen Sorgen. Sie war zu selbstsüchtig, als dass sie sich darum kümmerte, was Valentinus plante. Und dann blieben nur noch Winter und Elijah. Laszlo hatte ihn direkt zu den beiden geführt. Danach war es kein Problem gewesen, ihnen die Silberketten zu stehlen, mit deren Hilfe sich die Killer dann tarnen konnten. Wie er selbst trugen Elijah und Winter ihr Gefängnis ein Leben lang mit sich herum.
    Unwillkürlich strich sich Valentinus über die Narbe.
    Hätte er Elijah und Winter doch nur früher gefunden, dann hätte er sie in die Gemeinde aufnehmen können. Er hätte ihnen gezeigt, was sie zu bewegen imstande waren, und wie köstlich das Leben sein konnte.
    Doch die Zeit reichte nicht, den Schaden zu beheben, den Laszlo angerichtet hatte. Und so ließ er die beiden ziehen, obwohl das Unbarmherzige in ihm – der furchtsame, kranke Teil, den er vom Schöpfergott geerbt hatte – lautstark ihren Tod forderte.
    Nein … ohne Laszlo hatte er nichts zu befürchten. Wenn er nur den geringsten Verdacht haben sollte, dass sie ihn aufhalten wollten, würde er sie ohne Zögern töten. Und durch ihren Tod würde er nur noch umso mächtiger werden, um sich seinem wahren Feind zu widmen – dem Schöpfergott selbst.
     
    «Wohin fahren wir?», fragte Winter, als Darian die Einfahrt auf den West Side Highway nahm.
    «So weit weg wie möglich.»
    «Aber was ist mit Valentinus?»
    «Was soll mit ihm sein?»
    «Wir müssen ihn doch aufhalten, oder nicht?»
    «Ich muss überhaupt nichts. Laszlos Plan hätte uns fast das Leben gekostet. Wir können froh sein. Ich habe nicht die Absicht, mein Glück zu überstrapazieren.»
    «Was soll denn das?», fragte Winter ungläubig. «Ist Ihnen denn alles egal?»
    Darian sah sie streng an. «Du hast keine Ahnung, wie viel Laszlo mir bedeutet hat.»
    «Und was ist mit den Leuten in Valentinus’ Sekte?»
    «Denen kann ich nicht helfen», sagte Darian. «Und ihr könnt auch nichts machen. Wir sollten verschwinden. Das ist nicht unsere Baustelle. Er würde uns wahrscheinlich alle sofort töten.»
    Winter biss sich auf die Unterlippe. Sie wollte Einwände erheben, wusste aber, dass Darian vermutlich recht hatte.
    Elijahs Stimme riss Winter aus ihren Gedanken.
    «Anhalten!»
    «Warum?», fragte Darian und sah Elijah durch den Rückspiegel böse an.
    «Halten Sie an!», sagte Elijah. «Wir steigen aus.»
    Darian trat auf die Bremse und fuhr auf den Standstreifen. Sie stellte den Warnblinker an, was ihre ärgerliche Miene gelb aufleuchten ließ. Sie wandte sich zu ihm um.
    «Glaubt ihr wirklich, ihr könnt Valentinus aufhalten? Wie?»
    «Er ist nicht der einzige Empathiker auf der Welt», sagte Elijah mit bebender Stimme.
    «Da hast du recht. Das ist er nicht», sagte Darian. «Aber er ist der einzige, der seine Kräfte einzusetzen weiß. Du und Winter, ihr habt keine Ahnung, worauf ihr euch da einlasst! Gott im Himmel, ihr traut euch ja nicht mal, eure verdammten Ketten abzunehmen!»
    Unwillkürlich fasste sich Elijah an den Hals. Ungläubig schüttelte Darian den Kopf. Als sie weitersprach, klang ihre Stimme sanfter und nicht mehr so schroff.
    «Hört zu … ihr habt mir das Leben gerettet. Aber da hattet ihr nur einen Mann zum Gegner. Einen normalen Mann. Ihr seid nicht

Weitere Kostenlose Bücher