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Gnosis

Gnosis

Titel: Gnosis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Fawer
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ausreichend darauf vorbereitet, Valentinus herauszufordern, was Laszlo auch behauptet haben mag. Glaubt mir. Ihr könnt nichts gegen ihn ausrichten.»
    «Vielleicht nicht», sagte Winter, um Elijah zu unterstützen. «Aber wir müssen es versuchen.»
    «Gut», sagte Darian. Sie langte über Winters Schoß hinweg und drückte die Beifahrertür auf. «Lasst euch umbringen. Damit will ich nichts zu tun haben.»
    Eiskalte Nachtluft schlug Winter ins Gesicht. Sie sah sich zu Elijah um. Er nickte. Winter stieg aus dem Wagen, und Elijah folgte ihr. Eben wollte sie die Tür zuschlagen, als Darian die Hand hob.
    «Ihr solltet lieber mit mir kommen!»
    «Helfen Sie uns», sagte Winter.
    «Ich kann nicht», sagte Darian. «Tut mir leid.»
    Winter warf die Tür zu. Sie glaubte nicht, dass Darian tatsächlich wegfahren würde. Zehn Sekunden später verschwanden die Heckleuchten in der Ferne.
    «Und jetzt?», fragte Winter.
    Elijah blickte einen Moment zu Boden, dann schüttelte er den Kopf. «Ich habe keine Ahnung.»

INTERLUDIUM VIII
23. MAI 2007 – 22:09 UHR (222 TAGE BIS ZUR NACHT DES JÜNGSTEN GERICHTS)
     
     
    «Am Anfang war ein göttliches Wesen, ein vollkommener Geist, von dem das Universum erfüllt war, bevor es das Universum überhaupt gab. Und dieser Geist verströmte aus sich selbst heraus den Stoff, aus dem das Leben ist. Dieses Leben gebar göttliche Wesen, auch Äonen genannt, die im Pleroma, dem Reich der Fülle, lebten.
    Einer seiner Äonen war Sophia – die Weisheit. Und sie gebar ein weiteres Wesen, ein unvollkommenes Etwas, denn alles außerhalb des Einzig Wahren Gottes ist unvollkommen, denn er allein ist makellos. Dieses Bewusstsein, das Sophia gebar, wurde zum Schöpfer des Universums. Und seine Schöpfungen – Mensch, Natur, der Kosmos – spiegeln seine eigene Unvollkommenheit wider.
    Dieser Schöpfergott heißt Demiurgos, der ‹Halbwahre›, denn seine Schöpfungen besitzen sämtlich eine wahrhaftige Hälfte – ein Element, das dem Einzig Wahren Gott entspricht – und eine trügerische Hälfte, die – wie der Schöpfergott selbst – unvollkommen ist.
    In der Menschheit manifestiert sich diese Dualität: Unvollkommenheit – und Perfektion.
    Doch unsere Unvollkommenheit, Sterblichkeit und psychische Schwäche wird durch etwas Vollkommenes ergänzt: durch unseren Geist. Dieses Fragment des Einzig Wahren Gottes erhebt uns aus der Hölle, in der wir leben. Die meisten sehen darin die menschliche Seele. Doch Gnostiker nennen es bei dem Namen, der den wahren Ursprung benennt: der göttliche Funke.
    Die wenigsten wissen vom göttlichen Funken, der in ihnen wirkt. Und der Demiurgos, der falsche Schöpfergott des Alten Testaments, ist entschlossen, dass wir unwissend bleiben sollen. Er hat sogar Wesen wie die Archonten erschaffen, in der Bibel als Engel und Dämonen bekannt, die in diesem Sinne dienen. Denn sollte die Menschheit je die Wahrheit erfahren, würde sie ihn verstoßen und ihrem wahren Schicksal folgen – die Leere zu verlassen und eins zu werden mit dem Einzig Wahren Gott.
    Solange wir jedoch von unserer wahren Herkunft nichts wissen, kann der göttliche Funke dem Kerker der physischen Welt niemals entkommen. Erst im Tod ist der göttliche Funke wieder frei.
    Bei den meisten von uns kehrt der Funke zurück und wird von der unvollkommenen Erde aufgenommen.
    Allein durch die Gnosis – die wahre Erkenntnis – erreicht unser Bewusstsein jene spirituelle Entwicklung, die notwendig ist, den göttlichen Funken zu befreien, um zum Einzig Wahren Gott zurückzukehren. Von Zeit zu Zeit sendet der Einzig Wahre Gott Äonen aus, die uns dabei helfen sollen, das Stadium der Gnosis zu erlangen.
    Diese Boten des Lichts wandeln unter uns. Jene, die am lautesten sprechen, werden oft am schwersten bestraft. Jesus Christus war ein solches Wesen. Als der Schöpfergott seine Welt bedroht sah, ließ er die Menschen sich erheben und Christus kreuzigen. Schlimmer noch: Er verführte die Apostel dazu, seine Lehren falsch zu deuten, und verleitete sie zu dem Glauben, Erlösung sei durch Leid und Reue zu erlangen, nicht durch Weisheit und spirituelle Erleuchtung.
    Der Schöpfergott entwarf ein System der Ethik und Moral, das seinen Zwecken diente. Denn zwar mögen seine Gebote das Fortleben einer friedlichen Gesellschaft ermöglichen, doch führen sie uns keineswegs zur Erlösung. Im Gegenteil wird die Erlösung so verhindert, denn Moralität kann niemals absolut sein, sondern muss aus spiritueller Größe

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