Go vegan!: Warum wir ohne tierische Produkte glücklicher und besser leben (German Edition)
sehr früh beschlossen, mein eigenes veganes Restaurant aufzumachen. Die Nachfrage ist da und wenn man sie befriedigt, wird sie automatisch immer größer. Ich will erreichen, dass eines Tages jeder, der sich vegan ernähren will, überall, wo er hingeht, auch etwas Veganes zu essen bekommt. Dazu ist es nötig, dass wir die Menschen mit Qualität und Professionalität überzeugen. Da muss aber noch einiges an Aufbauarbeit geleistet werden.
Auch wenn ich heute keine direkten Aktionen mehr starte, stehen für mich die Rechte der Tiere trotzdem noch an erster Stelle. Die waren zuerst da. Die Frage der Gesundheit und Umweltaspekte kamen erst viel später dazu. Natürlich bringt es die Sache voran, dass heute immer mehr Menschen über die gesundheitlichen oder ökologischen Folgen ihres Konsums nachdenken und deswegen beim Veganismus landen. Sich nur vegan zu ernähren ist für meine Begriffe aber nicht genug. Veganismus bedeutet für mich, ein ethisch bewusstes Leben zu führen. Das geht über die Ernährung weit hinaus und erstreckt sich auf alle Bereiche des Lebens. Wer das nicht verstanden hat, ist für mich kein echter Veganer und sollte sich auch nicht so nennen.
Ich gehe in meinem veganen Leben so weit, wie ich kann. Sobald ich erfahre, dass in einem Produkt tierische Bestandteile enthalten sind, konsumiere ich es nicht mehr. Das gilt für meine Kleidung, für meine Wohnungseinrichtung, für alles, was ich im Bad so brauche, für meine Putzmittel und natürlich für das, was ich esse. Mir ist aber auch bewusst, dass man nicht zu einhundert Prozent vegan leben kann. Das fängt schon mit den nicht deklarierten Inhaltsstoffen an, die oft in vermeintlich veganen Produkten enthalten sind.
Auch in anderer Hinsicht lässt sich das Prinzip Veganismus nicht immer konsequent zu Ende führen. Selbst wenn ich Tofu kaufe, ist der irgendwie in den Laden gekommen. Wie viele Tiere der Lkw, der ihn dorthin gebracht hat, zuvor auf dem Weg überfahren hat, werde ich nie herausfinden. Und natürlich ist man als Veganer nach wie vor ein soziales Wesen und will nicht ständig anderen Menschen mit der eigenen Lebensphilosophie auf die Nerven gehen. Wenn ich mit Freunden im Restaurant bin, weiß ich zum Beispiel nicht, ob der Saft, den es dort gibt, mit Gelatine geklärt ist oder nicht. Es ist schwierig, immer extra die Bedienung zu fragen, die vermutlich ohnehin nicht weiß, wovon ich spreche.
Tierische Inhaltsstoffe, die man nicht sieht
Die Kennzeichnung tierischer Zutaten ist im deutschen Lebensmittelgesetz nicht klar geregelt, schreibt der Verein Foodwatch auf seiner Internetseite. Viele vermeintlich vegane oder vegetarische Lebensmittel enthalten deshalb tierische Bestandteile, die in der Zutatenliste nicht aufgeführt werden müssen. Die Industrie setzt Gelatine ein, um Säfte zu klären oder mit Vitaminen anzureichern oder um Frischkäse zu verdicken. In Chips sorgen tierische Bestandteile aus Schwein, Rind oder Geflügel fürs herzhafte Aroma , und Großbäckereien behandeln Mehl fürs Brotbacken mit dem Stoff L-Cystein . Laut Foodwatch wird dieser Stoff aus Schweineborsten oder Federn hergestellt. Viele Käsesorten werden zudem mithilfe von tierischem Lab hergestellt, einem Stoff, der aus Kälbermägen gewonnen wird. Mit der Kampagne »Versteckte Tiere kennzeichnen« versucht die Verbraucherorganisation seit August 2012 eine klare Kennzeichnungspflicht durchzusetzen – bislang mit mäßigem Erfolg. Zwar haben einige Hersteller von sich aus reagiert und die tierischen Inhaltsstoffe deklariert; ein entsprechendes Gesetz gab es aber bei Erscheinen dieses Buches noch nicht.
Manchmal lohnt es sich aber auch, hartnäckig zu bleiben. fritz-kola ist da ein gutes Beispiel. Bei der Etikettierung der Flaschen hat die Firma, die das für fritz-kola macht, zu Beginn Knochenleim aus Kasein zugemischt, weil die Etiketten sonst nicht gehalten hätten. Ein klassisches Verfahren. Die Jungs von fritz-kola haben sich umgesehen und einen künstlichen Leim ohne tierische Bestandteile organisiert, der so überzeugend war, dass das Unternehmen nun nur noch diesen Kleber verwendet – auch für andere Produkte. Das Beispiel zeigt: Viele Verfahren, bei denen traditionell tierische Produkte verwendet werden, funktionieren auch vegan. Man braucht nur einen findigen Menschen, der sich auf die Suche nach einer Alternative begibt.
Das größte Problem in der veganen Gastronomie ist, dass es keine eigens dafür ausgebildeten Köche gibt. Wer heutzutage
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