Godspeed | Die Ankunft
gar nicht in einer einheimischen Kreatur. Allerdings hätte diese Substanz auch nicht in Dr. Guptas Blut sein dürfen.
»Kann es sein, dass dieses genverändernde Material von …« Chris verstummt und sieht verlegen aus. »Kann es von, äh, Dr. Gupta kommen?«
Mom schüttelt den Kopf. »Zu früh – der Ptero wurde getötet, bevor er die Chance hatte, Dr. Gupta zu verdauen.«
Sie muss es wissen. Sie hat ihn seziert. Sie hat die Stücke von Dr. Gupta in seinem Magen gefunden.
»Aber wie dann?«, frage ich. »Wie kann ein Ptero genmanipuliert sein? Kann das Material vom Planeten kommen?«
Mom betrachtet nachdenklich die Blutprobe. »Das kann eigentlich nicht sein. Ich habe mit Frank gesprochen, dem Geologen. Er sagt, dass es hier Mineralien in der Erde gibt, die er nie zuvor gesehen hat. Wir sprechen hier von ganz neuen Elementen im Periodensystem! Aber es sollte auf diesem Planeten nichts geben, das direkt von
unserem
gekommen ist, und schon gar kein künstlich hergestelltes Genmaterial.«
Ich brauche nicht auf die letzten Testergebnisse zu warten. Ich kenne die Antwort bereits – der Ptero hat gentechnisch verändernde Substanzen im Blut, weil vor uns schon Menschen hier waren. Und sie haben etwas gemacht. Etwas Ähnliches, wie wir es mit den befruchteten Eizellen der Pferde und Hunde machen. Nur dass sie es zu weit getrieben und Monster erschaffen haben. Vielleicht dieselben Monster, die sie alle umgebracht und uns nichts als diese Steinruinen hinterlassen haben.
Während ich zusehe, wie meine Mutter die letzten Tests vorbereitet, bin ich absolut sicher, dass sie keine Ahnung von der Anlage am See hat. Sie glaubt immer noch, dass wir die ersten Menschen auf diesem Planeten sind. Ich mache den Mund auf, um ihr zu sagen, was Dad vor uns geheim halten will, aber ich bringe keinen Ton heraus. Ich kann nur hoffen, dass ihre Tests etwas beweisen, etwas, das uns retten wird.
Sie ist jetzt ganz in ihre Arbeit vertieft und ihre Konzentration erinnert mich an meine Begegnung mit Emma. Es kommt mir vor, als wüsste jeder, dass mit diesem Planeten etwas nicht stimmt … es weiß nur keiner genau,
was
es ist.
Einige Stunden später zischt die Labortür auf. Chris fährt erschrocken hoch – er ist eingeschlafen, während Mom und ich gearbeitet haben. Junior betritt das Labor.
Er wirkt ein wenig verloren. »Colonel Martin sagte, dass ich herkommen soll«, erklärt er laut. Unsere Blicke treffen sich, und er lächelt erleichtert, doch seine Augen erreicht dieses Lächeln nicht. Er sieht müde aus – erschöpft vom ständigen Kampf gegen Dad, und so erledigt, als hätte er es satt, jeden Stein umzudrehen und nur Halbwahrheiten und Gefahren vorzufinden.
»Kit?«, frage ich sofort.
Junior schüttelt den Kopf. »Immer noch vermisst. Sie brauchen mich?« Diese Frage gilt meiner Mutter.
Mom steht auf. »Es tut mir so leid«, sagt sie. »Ich habe Bob – Colonel Martin – gebeten, dich herzuschicken, bevor wir wussten, dass eure Ärztin vermisst wird. Ich bin überrascht, dass er es dir trotzdem ausgerichtet hat; ich möchte nicht, dass eure Suche deswegen unterbrochen wird.«
»Das ist okay«, beteuert Junior niedergeschlagen. »Wir mussten ohnehin eine Mittagspause machen.«
»In dem Fall«, sagt Mom. »Es dauert auch nur einen Moment.«
Sie bedeutet Junior, ihr zu den Röhren zu folgen, in denen die Embryonen gelagert werden. Junior wirft mir einen fragenden Blick zu, und mir wird klar, dass Mom ihn hergebeten hat, weil ich es bisher vermieden habe, die Wissenschaftler genauer ins Bild zu setzen.
»Wir haben mit der Inkubation begonnen«, sagt Mom und zeigt Junior den Brutkasten, »aber wir sind nicht sicher, welche Tiere das hier sind. Weißt du es?«
»Ja«, sagt Junior. Seine Stimme klingt höflich, aber auch ein wenig misstrauisch.
»Oh, gut. Das hatte ich gehofft«, sagt Mom. »Und was haben wir hier?« Sie bleibt vor der Röhre mit dem goldfarbenen Glibber und den bohnenförmigen Menschenklonen stehen. Geklonte Juniors. Kopien des ersten Ältesten, alle genau gleich bis zur letzten DNA , aber keiner von denen ist
mein
Junior.
»Das sind –« Junior muss sich räuspern. »Das sind menschliche Embryonen. Klone.«
Mom tritt überrascht einen Schritt zurück. »Menschliche Embryonen? Die FRX erwähnt nichts von der Bewahrung menschlichen Klonmaterials …«
»Die sind nicht von der FRX «, erklärt Junior, der seine Fassung schnell wiedergewinnt. »Sie wurden von den Leuten an Bord
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