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Goethesturm: Hendrik Wilmuts dritter Fall (German Edition)

Goethesturm: Hendrik Wilmuts dritter Fall (German Edition)

Titel: Goethesturm: Hendrik Wilmuts dritter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Köstering
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gegenüber der Polizei
hochspielte. Siggi verzichtete daraufhin, Benno von Richard Volk in Frankfurt
vernehmen zu lassen, und die Akte Berlinger verschwand im Archiv. Die Ärzte im
Krankenhaus waren sich nicht mehr ganz einig in der Frage, ob Karin Kirschnig
wirklich absichtlich mit dem Grippevirus H17N32 infiziert worden war. Einige
äußerten Zweifel, deswegen war die C-Probe unterwegs ins Institut für
Tropenmedizin in Dresden, mit einem Ergebnis war nicht vor Ende der Woche zu
rechnen. Jolanta Pajak blieb verschwunden.
    Siggi
wollte zunächst in Weimar bleiben, erst wenn KHK Volk einen validen Hinweis auf
den Verbleib von Frau Pajak bekam, würde er nach Frankfurt kommen. Siggi und
Ella wünschten mir viel Glück für mein Gespräch mit Benno. Gegen 11 Uhr
verabschiedete ich mich von den beiden.
    »Hast
du Benno inzwischen erreicht?«, fragte Siggi an der Tür.
    »Nein«,
antwortete ich, »immer nur seine Mailbox, ich habe hinterlassen, dass er mich
dringend zurückzurufen soll.«
    »Wir
sind natürlich verpflichtet, ihn über den Tod seiner Frau zu informieren,
außerdem wäre es nicht gut, wenn er es aus der Zeitung erfahren würde. Aber
auch ich habe es nicht geschafft, Kontakt zu ihm aufzunehmen, musste deswegen
Richard einschalten, ganz offiziell. Benno hat sich zurückgezogen, fast habe
ich den Eindruck, er will sich von Weimar … distanzieren.«
    Ich
nickte.
    »Immerhin
hat Richard einen Mitarbeiter der Oberbürgermeisterin gebeten, Benno zu
informieren, dass es sich um eine dringende Familienangelegenheit handelt«,
fuhr Siggi fort, »einen Herrn Braun … Braunlich oder so ähnlich.«
    Der
Gedanke, dass Benno im Polizeipräsidium Weimar anrief und ein völlig fremder
Beamter ihn vom Tod seiner Frau unterrichtete, bereitete mir großes Unbehagen.
Ein Grund mehr, schleunigst nach Frankfurt zu fahren.
    »Ich
muss los!«
    »Einen
Moment noch, Hendrik.« Siggi strich sich mit der flachen Hand über den
Kahlkopf. »Ich muss abschätzen, was Liebrich vorhat. Welchen Eindruck hattest
du von ihm?«
    »Ich denke,
er wird selbst nicht aktiv werden, er steuert die Geschehnisse, dagegen können
wir wohl nichts unternehmen. Entscheidend ist meines Erachtens, was Waldmann
und Benno unternehmen.«
    »Und
deine Theorie vom Machtmenschen?«
    »Hat
sich bestätigt. Liebrich hat sogar Ansätze von Größenwahn gezeigt. Er ist sich
sicher, irgendwann einmal Intendant des Nationaltheaters zu werden und hat
Goethe als seinen Vorgänger bezeichnet.«
    »Mein
Gott!«, entfuhr es Ella.
    »Und
was ich noch schlimmer finde, er hat ihn als Weichei tituliert!«
    »Wieso
das denn?«
    »Das
bezog sich auf Goethes Streit mit Caroline Jagemann, Herzog Carl Augusts
Geliebte«, antwortete ich. »Sie wollte unbedingt ihren dressierten Pudel
auftreten lassen, was Goethe ablehnte. Gegen den Herzog hatte er allerdings
keine Chance, sodass er folgerichtig die Intendanz abgab. Die ›jage man‹ war
sein Lieblingsspruch in dieser Zeit. Die Literaturwissenschaftler haben dies
als konsequentes Verhalten interpretiert, als Verteidigung von Goethes
Theaterverständnis, nicht als Schwäche. Liebrich sieht das anders, er hätte
seine Theateridee zugunsten seines Postens geopfert. Typisch Machtmensch.
Rückschritt zugunsten der eigenen Macht.«
    Siggi
nickte nachdenklich.
    »Aber
in einem sind sich Goethe und Liebrich einig: Sie können nicht ohne Frauen
leben, ›lassen sich aber von Ihnen an nichts hindern‹: So steht es geschrieben
im ›Clavigo‹ und so handeln beide. Goethe konnte die Jagemann nicht leiden und
hat das auch öffentlich bekundet, obwohl seine Frau Christiane von Jugend an
mit ihr befreundet war. Liebrich macht sich von der Hartmannsberger ebenfalls
unabhängig, wahrscheinlich ist er nur mit ihr zusammen, weil sie beide das
gleiche Ziel haben.«
    Siggi
erhob sich. »Liebrich hat dich gefragt, welche Rolle du in seinem
›Clavigo‹ spielst. Ich frage dich dasselbe.«
    »Wie
bitte?« Ich stand ebenfalls auf.
    »Es ist
sein Spiel, ein makabres Spiel, aber wir müssen unseren Gegner einschätzen
können. Also: Benno sieht er als Clavigo, Sophie als Marie. Welche Rolle
spielst du dabei?«
    Es fiel
mir sehr schwer, überhaupt nur darüber nachzudenken. »Ich verteidige Sophie.«
    »Und?«
    »Bei
Goethe ist das die Rolle von Maries Bruder, aber ich bin ja nicht Sophies
Bruder.«
    »Egal,
du verteidigst sie jedenfalls, und genau deswegen wurdest du im Keller
eingesperrt. Wie heißt der Bruder?«
    »Beaumarchais.«
    »Und
was passiert mit

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