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Götterbund (German Edition)

Götterbund (German Edition)

Titel: Götterbund (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fiona Winter
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Lyza musterte ihr Gegenüber von Kopf bis Fuß. Dann griff sie in die kleine Tasche, die sie an ihrem Gürtel trug und zog eine Rolle Pergament daraus hervor. „Deine Liste“, sagte sie und hielt ihr das Schriftstück hin.
    Yanna nahm es an sich und entrollte es. Stirnrunzelnd glitt ihr Blick über die ersten paar Namen. Sie warf Lyza einen Blick zu und ging den Rest der Namen durch. „Soll das ein Scherz sein?“, fragte sie gereizt. „Das ist die alte Liste. Du selbst hast sie uns vor nicht allzu langer Zeit besorgt.“
    Lyza zuckte gut gelaunt mit den Achseln. „Es ist die offizielle Liste der Gesuchten. Ich kann nichts dafür, wenn ihr sie doppelt wollt.“
    Yanna zerknüllte das Pergament in der Hand. „Malyn hat gesagt, Schelash hätte vor ihrem Tod eine neue Liste veröffentlicht.“
    „Ich bin nicht für das verantwortlich, was dein Ratsvorsitzender dir sagt oder nicht sagt.“
    Yanna starrte Lyza durchdringend an. „Wie meinst du das?“
    „So, wie ich es gesagt habe.“
    „Gibt es eine neue Liste oder nicht?“
    „Nein.“
    „Weiß Malyn das?“
    „Du stellst die richtigen Fragen. Das gefällt mir.“
    „Es bringt mir aber nichts, wenn keiner auf meine Fragen antwortet.“
    Lyza musterte Yanna schweigend. Dann grinste sie breit.
    „Was ist?“
    „Weil du mir sympathisch bist und ich Malyn nicht leiden kann, werde ich dir die Wahrheit sagen“, verkündete sie.
    Yanna nickte und wartete.
    Lyza grinste nur.
    „Was ist jetzt?“
    Die Gardistin gluckste. „Du hast Recht. Malyn weiß, dass es keine neue Liste gibt. Er hat mich beauftragt, dir die alte Liste noch einmal zu geben, damit es wie ein Irrtum meinerseits aussieht. Damit ich sage: ‚Oh, es ist die alte Liste? Wie dumm von mir! Dann gibt es wohl doch keine neue Liste der Gesuchten!’“
    „Malyn weiß, dass es keine neue Liste gibt“, wiederholte Yanna bestürzt. „Aber… wozu dann all das?“
    Lyza zuckte mit den Achseln. „Das müsstest du besser wissen als ich.“
    Yanna schüttelte verwirrt den Kopf. Wenn Malyn die ganze Zeit gewusst hatte, dass es keine neue Liste gab… wenn er sich das nur ausgedacht hatte… warum hatte er sie und Ehliyan dann überhaupt zu Shaquess’ Haus geschickt? Warum sollte sie sich mit Lyza treffen? Was machte das alles für einen Sinn?
    „Du kommst nicht drauf? Also gut, ich helfe dir: Malyn scheint dir gegenüber ein schlechtes Gewissen zu haben. Mir hat er gesagt, dass du neugierig auf mich bist und er dir ein Treffen ermöglichen will, indem er diese Listensache vorschiebt.“ Selbstzufrieden grinste sie Yanna an. „Wie findest du mich? Jetzt, wo du mich kennen gelernt hast?“
    Das war es also! Malyn hatte eine Lüge benutzt, um seine ständige Lügerei wieder gutzumachen! Wie wundervoll das zu ihm passte. Fehlte nur noch die Erklärung, wieso Malyn sie und Ehliyan zu Shaquess geschickt hatte. „Hast du Malyn vor einigen Tagen gesagt, dass wir in Shaquess’ Haus einbrechen könnten? Hast du ihm verraten, wann Shaquess angeblich Dienst hat und nicht zu Hause ist?“
    Die braunen Augen weiteten sich. „Ihr seid in Shaquess’ Haus eingebrochen?“
    Lyza hatte Malyn also weder von einer neuen Liste, noch von der Einbruchmöglichkeit in Shaquess’ Haus berichtet. Alles Lügen. Was ging hier vor?
    „Habe ich das richtig verstanden?“, bohrte Lyza nach. „Malyn hat euch befohlen, in Shaquess’ Haus einzubrechen und behauptet, dass ich ihm die Informationen dafür geliefert hätte?“
    Yanna nickte.
    „Ziemlich verwirrend.“
    „Sogar sehr verwirrend. Er sagte, du hättest ihm von einer neuen Liste erzählt, dass wir diese in Shaquess’ Haus finden würden und dort an jenem Tag ungestört einbrechen könnten.“
    „Sag nichts! Ich ahne auch so, was passiert ist. Shaquess war zu Hause?“
    „Genau.“
    „Was führt euer Malyn nur im Schilde?“
    „Wenn ich das wüsste.“
    „Frag ihn doch einfach.“
    „Du hast ja keine Ahnung, wie oft ich das schon versucht habe.“
    „Ja, das klingt nach Malyn.“
    Yanna wandte sich ab und entfernte sich ein paar Schritte. „Danke für deine Hilfe“, murmelte sie. Und das meinte sie wirklich. Ohne Lyza hätte sie weiterhin daran geglaubt, dass Malyn seine Fehler einsah und versuchte, sie wieder gutzumachen. Stattdessen verstrickte er sich immer wieder in neue Lügen. Yanna schüttelte bitter lächelnd den Kopf. Ohne Lyza hätte sie weiterhin gehofft, dass Malyn zur Vernunft gekommen war und ihr tatsächlich morgen die Wahrheit sagen würde.

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