Götterfluch 1 - Der Geraubte Papyrus
Naukratis dient er dann als Offizier.«
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N aukratis!«, stieß Kel aus. »Dorthin ist Demos laut Auskunft seines Wäschers gegangen.«
»Erst beschuldigt dich der Milchhändler, und dann verschwindet er!«, schimpfte Bebon.
»Das ist doch nur eine Vermutung.«
»Sei doch nicht so blind! Du steckst mitten in üblen Machenschaften. Die wahren Schuldigen machen sich aus dem Staub, und du spielst hier die willkommene Zielscheibe.«
Und damit hatte Bebon recht.
Demos und Starrkopf waren in die Sache verwickelt und untergetaucht, und die Wachen würden nie auf die Spur desjenigen kommen, der sich das Ganze ausgedacht hatte.
»Man beobachtet uns«, sagte Bebon leise. »Wir nehmen die kleine Gasse nach links, und halte Abstand, tu so, als würden wir uns nicht kennen.«
»Da ist der Mörder!«, schrie ein Wachmann und zeigte auf Kel.
Er und die beiden anderen Beamten wollten sich auf den Schreiber stürzen, aber Bebon stellte sich ihnen in den Weg.
»Hau ab!«, brüllte er Kel zu.
Mit Holzfesseln und Blut auf der Stirn wurde Bebon vor Richter Gem geschleppt.
»Dieser Gauner steckt mit dem Mörder unter einer Decke«, berichtete einer der Wachmänner. »Er hat ihm zur Flucht verholfen.«
»Bevor ich ihn verhöre, soll er von einem Arzt versorgt werden. Und schreibt mir einen Bericht über den Vorfall.«
Als ihm der Schauspieler wenig später vorgeführt wurde, sah er wieder etwas menschlicher aus.
»Dein Name?«
»Bebon.«
»Beruf?«
»Ich ziehe durch Ägypten und erzähle den Leuten die alten Sagen. In den Mysterienspielen übernehme ich vor Publikum die Rolle der Götter.«
»Hast du Familie?«
»Nein, nicht mehr, ich bin auch nicht verheiratet.«
»Dem Bericht zufolge, der mir hier vorliegt, hast du die Wachen daran gehindert, einen Verbrecher zu fassen.«
»Ich? Das stimmt überhaupt nicht! Erstens wusste ich gar nicht, dass es sich bei den Männern um Beamte gehandelt hat; außerdem haben sie mich über den Haufen gerannt, ich bin gefallen, und dann haben sie mich auch noch halb totgeschlagen.«
»Du hast aber ›hau ab‹ geschrien, um deinen Freund zu warnen.«
»Nein, nein, ich habe um Hilfe geschrien, weil ich solche Angst hatte. Außerdem habe ich keinen Freund.«
»Kennst du einen Schreiber namens Kel?«
Bebon tat so, als würde er überlegen.
»Mit denen habe ich nicht gerade viel zu tun. Und dieser Name sagt mir nichts.«
Der Richter war irritiert.
Was der Verdächtige da aussagte, war durchaus glaubwürdig, und er sah auch nicht aus wie ein gefährlicher Verschwörer.
»Einer meiner Leute befragt dich später noch einmal und wird deine Aussage aufschreiben.«
»Wird er mich etwa auch wieder schlagen?«, fragte Bebon zitternd vor Angst.
»Ganz bestimmt nicht!«, antwortete Gem ungehalten. »Diesen Vorfall lasse ich übrigens untersuchen, und falls die Gewaltanwendung ungerechtfertigt war, werden diese Beamten bestraft.«
Der Schauspieler ließ den Kopf hängen.
»Ich weiß gar nicht, wie mir geschieht … Ich habe wirklich nichts Böses getan.«
»Solltest du unschuldig sein, hast du nichts zu befürchten. Sag einfach die Wahrheit, dann wird alles wieder gut.«
»Ich habe euch zusammengerufen, um mich über den Stand der Ermittlungen zu erkundigen«, erklärte Udja. »Anschließend will ich Seine Majestät davon unterrichten. Weiß man inzwischen, welches Gift verwendet wurde, Horkheb?«
»Leider nein«, antwortete der Oberarzt. »Aber es handelt sich um einen äußerst seltenen Wirkstoff, der bei den Asiaten sehr beliebt ist.«
»Also zum Beispiel bei den Persern?«
»Ja, zum Beispiel.«
»Dieser Hinweis könnte auf Spitzelei deuten«, meinte der Stadtvorsteher von Sais.
»Bitte keine voreiligen Schlüsse«, riet Richter Gem. »Mit dem, was wir bisher haben, können wir Kel nicht der Spitzelei für die Perser anklagen.«
»Was meinst du, Henat?«
Der oberste Sicherheitsbeamte verzog sein Gesicht. »Ich stimme dem Richter zu.«
»Wir wissen, wer der Schuldige ist«, fuhr Gem zufrieden fort. »Und es kann sich nur noch um Stunden handeln, bis wir ihn festgenommen haben. Jetzt bleibt nur noch die Frage nach seinen Beweggründen. Ich selbst werde ihn verhören, und er wird die Wahrheit sagen.«
»Ich bin mir nicht sicher, ob eine öffentliche Verhandlung angeraten ist«, bemerkte Henat.
»Das habe ich allein zu entscheiden«, schnitt ihm der Richter das Wort ab, »und nicht einmal der Pharao selbst wird sich da einmischen. Jeder in diesem Land muss wissen, dass sich
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