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Götterfluch 1 - Der Geraubte Papyrus

Götterfluch 1 - Der Geraubte Papyrus

Titel: Götterfluch 1 - Der Geraubte Papyrus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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vor, nach der er dann zu dem Empfang einlädt. Weil er krank war, hat er diese Aufgabe seinem Stellvertreter übertragen. Da dich der Minister ja nicht kannte, wurde er wohl selbst benutzt. Da wäre noch eine wichtige Einzelheit: Oberarzt Horkheb hat den Verwalter persönlich behandelt. Im Allgemeinen kümmert er sich sonst nur um Kranke von Rang.«
    »Das ist doch endlich ein handfester Beweis!«, rief Kel. »Horkheb hat den Verwalter betäubt und einen Stellvertreter für ihn ausgesucht, der mich in die Falle locken sollte.«
    »Der Palastarzt hat sich aber bisher immer ganz und gar aus allen Staatsgeschäften herausgehalten«, wandte der Hohepriester ein.
    »Er verkehrt mit den Würdenträgern und ist der Leibarzt des Pharaos«, beharrte Kel.
    »Horkheb hat vor allem eins im Sinn: sein Vermögen und seine bereits äußerst beachtlichen Besitztümer zu vermehren. Für eine hohe Belohnung hätte er sich möglicherweise zu einer Tat hinreißen lassen, deren wahres Ausmaß ihm nicht bekannt war.«
    »Das ist doch eine überzeugende Spur«, fand Nitis. »Wir müssen Horkheb zum Reden bringen, seine Aussage könnte Kels Unschuld beweisen und der ganzen Untersuchung eine neue Richtung geben.«
    »Richter Gem ist aber leider ein alter Sturkopf und will nichts anderes als Kels Verhaftung. Sich direkt an ihn zu wenden, erscheint mir sehr gefährlich.«
    »Da fällt mir etwas ein«, sagte der Schreiber.

22
    W eil man dringend nach ihm gerufen hatte, eilte Horkheb mit langen Schritten über die Rampe, die in den Königspalast führte. Hier herrschte geschäftiges Treiben – Bäcker und Metzger, Brauer und viele andere Handwerker waren bei ihrer Arbeit, für die sie gut bezahlt wurden und die sie auf keinen Fall verlieren wollten. Weil das Gebäude sehr groß war und viele Zimmer hatte, gab es ständig etwas für die Maurer und Bildhauer, die Schreiner und Maler zu tun. Dem Haus des Pharaos durfte es an nichts fehlen. Dort erhob er sich schließlich jeden Morgen wie die aufgehende Sonne, um Licht und Leben zu spenden.
    Der Teil des Gebäudes, der aus Ziegeln war, sollte an das irdische und vergängliche Wesen des Königs erinnern, der Teil aus Stein erinnerte an seinen göttlichen Ursprung. Im Herzen des Palastes befanden sich eine riesengroße Säulenhalle und Kapellen mit Granitboden, wo der Pharao mit den Gottheiten in Verbindung treten konnte.
    Horkheb genoss den Prunk und die Schönheit im Palast von Amasis. Alles war farbenfroh, überall fanden sich Blumenmuster und wunderschöne Bilder von Vögeln, die über Lotosblüten tanzten … Man konnte sich gar nicht sattsehen an dieser Pracht.
    An jedem Eingang standen Leibwächter des Königs. Sie waren schwer bewaffnet und hielten sich strikt an alle Anweisungen. Amasis hatte schließlich nicht vergessen, dass er durch einen Putsch auf den Thron gekommen war und erst einen Bürgerkrieg führen musste, ehe er sich ganz Ägypten unterwerfen konnte.
    Obwohl er der Arzt der königlichen Familie war, machte auch Horkheb gute Miene zu der Regel, nach der ausnahmslos jeder, der die Gemächer des Pharaos betrat, durchsucht werden musste. So öffnete er sogar seine große Ledertasche mit den kostbaren Heilmitteln.
    Königin Tanit kam dem Arzt entgegen.
    »Mein Gatte fühlt sich nicht wohl«, sagte sie leise. »Ich mache mir große Sorgen.«
    Ausgestreckt auf einem Bett mit Füßen in Form von Stierhufen lag Amasis mit halb geschlossenen Augen.
    »Hier bin ich«, sagte Horkheb, »was ist geschehen?«
    »Ich bekam plötzlich fürchterliche Kopfschmerzen und Schwindelanfälle«, berichtete der König. »Ich habe geglaubt, ich würde ohnmächtig und kann mich auch jetzt nicht auf den Beinen halten.«
    Der Oberarzt tastete Nacken, Brust, Handgelenke und Beine seines erlauchten Patienten ab.
    »Keine Sorge, es ist nichts Ernstes«, stellte er schließlich fest. »Die Kanäle arbeiten mit dem Herz zusammen, so kann die Kraft ungehindert fließen. Ich verschreibe Euch aber einen Trank aus einem Achtel Feige, einem Achtel Anis, einem Achtel gemahlenem Ocker und zweiunddreißig Teilen Honig. Den nehmt Ihr vier Tage zu Euch, danach ist Euer Körper wie verjüngt.«
    Die Königin lächelte beruhigt und verließ den Raum.
    »Einen Teil der Behandlung könnt aber nur Ihr allein durchführen, Majestät«, murmelte Horkheb nun.
    Amasis richtete sich auf.
    »Was soll ich denn noch machen?«
    »Das Übermaß an Wein und Bier, das Ihr zu Euch nehmt, scheint Eurer Gesundheit sehr abträglich zu sein.

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