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Götterfluch 1 - Der Geraubte Papyrus

Götterfluch 1 - Der Geraubte Papyrus

Titel: Götterfluch 1 - Der Geraubte Papyrus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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fallen drohte?
    Kel sah Nitis lange und eindringlich an und entdeckte solch ein Leuchten in ihrem Blick, dass er sich für seinen Verdacht schämte.
    »Ich wünsche Euch viel Erfolg, Nitis.«
    Es klopfte an der Tür.
    Kel versteckte sich, Wahibra öffnete die Tür einen Spalt breit und redete lange mit seinem Diener, der für den Empfang von Besuchern zuständig war.
    »Richter Gem will den Tempel samt sämtlichen Anbauten durchsuchen lassen«, berichtete er den beiden jungen Leuten. »Kel kann nicht in seine Wohnung zurück.«
    »Wir müssen sofort hier weg«, sagte Nitis. »Versucht den Richter aufzuhalten, bis wir die Tempelmauern hinter uns gelassen haben.«
    »Wo wollt Ihr denn hin?«, fragte Wahibra besorgt.
    »Sie werden Kel nicht gefangen nehmen, seid unbesorgt.«
    »Die Tür zum Archiv ist offen, von dort aus müsst Ihr an der Mauer entlang bis zum ersten Wachposten. Er darf die Oberpriesterin in Begleitung eines reinen Priesters nicht aufhalten.«
    Wieder packte Kel die Angst.
    Er zweifelte nicht mehr an Nitis' Aufrichtigkeit, aber wollte ihn der Hohepriester nicht gerade den Wachen in die Arme treiben?
    »Kommt schnell«, drängte Nitis.
    Wahibra ging Richter Gem entgegen, der in Begleitung von zwei kraftstrotzenden Soldaten erschienen war.
    »Was gibt es denn?«, fragte der Oberpriester.
    »Um es ganz klar zu sagen: Kel, der Mörder der Übersetzer, soll sich hier versteckt halten.«
    »Welchen Grund gibt es für diese äußerst unwahrscheinliche Vermutung?«
    »Eine Anzeige von unbekannt.«
    »Der Ihr, ein so erfahrener Richter, Glauben schenkt?«
    »Ich muss alles überprüfen.«
    »Ich dulde keine Durchsuchung des Tempels der Neith!«
    »Das ist ein Befehl des Pharaos. Zwingt mich nicht, Gewalt anzuwenden und die Hundertschaft loszuschicken, die mich begleitet. Ab sofort stehen die Zugänge zum Reich der Neith unter unserer Bewachung.«
    »Ihr entweiht heiliges Gelände!«
    »Wie Ihr wisst, haben die Tempel keine eigene Gerichtsbarkeit mehr«, erinnerte ihn Gem, »und wir sind auf der Jagd nach einem Raubtier, das jeden Augenblick erneut zuschlagen kann. Ihr solltet mir Eure Hilfe nicht verweigern, Hohepriester. Führt mich lieber durch die Tempelanlage, damit wir die Ruhe dieses Ortes so wenig wie möglich stören.«
    »Einverstanden, aber unter einer Bedingung: Ihr betretet weder das Allerheiligste, das dem Pharao und seinem irdischen Stellvertreter, dem Hohepriester, vorbehalten ist, noch das Haus des Lebens mit seinen heiligen Archiven, die nur denjenigen offenstehen, die in die Mysterien von Isis und Osiris eingeweiht sind.«
    »Schwört im Namen des Königs, dass sich der Mörder dort nicht aufhält!«
    »Wie könnt Ihr es wagen, eine derartige Ungeheuerlichkeit auszusprechen? Ich bin hier, um die Heiligkeit dieser reinen Orte zu gewährleisten und leiste Euch gern den verlangten Schwur. Sollen mich die Götter auf der Stelle tot umfallen lassen, wenn meine Zunge lügt!«
    Der kalte Zorn des Hohepriesters ließ den Richter nicht unbeeindruckt.
    »Bitte versteht, ich bin in einem schwierigen Auftrag unterwegs.«
    »Begleitet mich«, forderte Wahibra ihn auf. »Gemeinsam werden wir jeden Winkel im Reich der Göttin durchsuchen. Und Ihr könnt befragen, wen Ihr wollt.«
    Im Grunde glaubte Gem auch gar nicht, dass die Anzeige einen wahren Hintergrund hatte. Für gewöhnlich zerriss er solche Fetzen und ließ sie auch in Verhandlungen nicht als Beweismittel gelten. Aber diesmal hatte der König darauf bestanden, dass er den Hinweis überprüfte. Zwar hätte sich der Richter weigern können, hatte es dann aber doch vorgezogen, angesichts der ernsten Lage keine noch so unwahrscheinliche Spur zu vernachlässigen.
    Also machte er sich in Begleitung des Hohepriesters und eines Trupps erfahrener Ordnungshüter an die Durchsuchung der heiligen und weltlichen Orte: vom Saal des Feuersteins, in dem sehr alte Ritualgegenstände aus Stein gelagert wurden, bis zu den Kammern der reinen Priester. Er ließ weder die vier Kapellen, die nach den Himmelsrichtungen gelegen waren, aus noch das Schloss für die Leinenstoffe oder die vielen Werkstätten und besuchte sogar die Kapellen über den Gräbern, in denen die Könige ganz in der Nähe des Heiligtums der Göttin Neith bestattet waren.
    Als er den Tempel der Biene betreten wollte, stellte sich ihm Wahibra in den Weg.
    »Nur Ihr allein dürft ihn betreten, als Diener von Maat – kein Weltlicher.«
    Weil er von dem Hohepriester nichts zu befürchten hatte, war der

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