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Götterfluch 1 - Der Geraubte Papyrus

Götterfluch 1 - Der Geraubte Papyrus

Titel: Götterfluch 1 - Der Geraubte Papyrus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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krank?«, wollte Wahibra wissen.
    »Nun ja, sagen wir … unpässlich.«
    »Es tut mir leid, dass ich Euch damit belästige, aber ich muss Seine Majestät unbedingt sprechen.«
    »Ist das denn wirklich so dringend?«
    »Ja.«
    »Ich werde sehen, ob ich den Pharao überreden kann.«
    Diesmal musste Wahibra sehr viel länger warten.
    Dann begleitete die Königin ihn persönlich zum Arbeitszimmer von Amasis.
    »Lass uns allein«, befahl er ihr. »Nun, Wahibra, was gibt es denn so Dringendes?«
    »Richter Gem hat es auf den Tempel der Göttin Neith abgesehen, Majestät. Er führt die Ermittlungen auf unerträgliche Art und Weise. Die Suche nach einem Mörder ist keine Rechtfertigung, um Unschuldige in den Schmutz zu ziehen.«
    »Dieser Fall hat gerade ganz neue Ausmaße angenommen«, erklärte der König, »und nur ein erfahrener und unbescholtener Richter wie Gem kann die Wahrheit entdecken, ohne dabei irgendjemand zu schonen.«
    »Erlaubt, dass ich Euch widerspreche!«
    »Ihr wisst doch gar nicht, wovon Ihr redet. Man hat mir meinen Helm gestohlen.«
    »Euren Helm … soll das heißen …«
    »Ja, den Helm, den mir ein Soldat vor meinem Heer aufgesetzt hat, um mich zum Pharao zu krönen, als mein Vorgänger Apries das Land ins Verderben stürzte. Zuerst hatte ich mich gegen diese drückende Verantwortung und die Art und Weise gewehrt, wie ich an die Macht gekommen war. Doch dann habe ich mein Schicksal und den Willen der Götter angenommen. Dieser Helm war Zeichen meiner Stellung und erklärte wie durch einen Zauber meinen rechtmäßigen Anspruch darauf. Ohne den Helm werde ich meine Macht verlieren.«
    »Die Feier der Rituale wird sie Euch erhalten, Majestät. Und wenn Ihr die Krone von Osiris tragt, seid Ihr nicht mehr nur ein siegreicher Feldherr, sondern der Pharao, der das Licht des Jenseits über die Zwei Länder verströmt.«
    »Man will mich vernichten«, klagte Amasis. »Der Mord an den Übersetzern und der Raub des Helms hängen zusammen.«
    »Inwiefern?«
    »Das weiß ich noch nicht. Aber Henat und seine Leute werden es herausfinden.«
    »Ihr Vorgehen, Majestät …«
    »Sie haben volle Handlungsfreiheit!«
    »Wer gegen Maats Gesetz verstößt, beschwört das Unglück herauf.«
    »Schuld daran ist ja wohl vor allem der Schreiber Kel, der die Übersetzer ermordet hat. Obwohl er noch so jung ist, halte ich ihn für den Kopf der Verschwörung, die mich stürzen will. Was reden wir von der Bedrohung durch die Perser! Hier, mitten in Ägypten verschwört man sich gegen mich. Aber meine Feinde irren sich, wenn sie glauben, ich hätte bereits aufgegeben. Ich bin ein Krieger und werde auch aus dieser neuen Schlacht siegreich hervorgehen. Was Euch betrifft, Hohepriester, feiert die Rituale und erbittet die Gunst der Götter für mich. Und unternehmt ja nichts auf eigene Faust. Diese Sache ist nichts für Euch, und Ihr verfügt nicht über die Mittel, die man zu ihrer Lösung braucht. Jedes eigenmächtige Vorgehen, das den Erfolg der Ermittlungen gefährden könnte, wird streng bestraft.«
    Wahibra war ratlos und verzweifelt, als er den Pharao verließ.
    War Amasis ihm gegenüber ehrlich gewesen, oder hatte er ihm etwas vorgespielt? Welches Ziel konnte er damit verfolgen, dem Hohepriester der Neith alle Handlungsfreiheit zu entziehen? Auf alle Fälle brachte sich der Pharao damit um seine Hilfe und seinen Rat und war ganz auf sich allein angewiesen, ja er machte sich geradezu selbst handlungsunfähig, indem er auf seine Feinde hörte.
    Sicher war nur eins: Das Schicksal des unschuldigen jungen Schreibers war besiegelt, nichts und niemand konnte ihm jetzt noch helfen, Gerechtigkeit zu finden.

27
    A ls sich die Tür zu den Archiven des Hohepriesters Wahibra öffnete, fuhr Kel hoch.
    Waren es die Arme der Obrigkeit, die ihn verhaften wollten?
    Seine Unschuld zu beteuern, wäre sinnlos. Da wollte er sich doch lieber mit aller Kraft zur Wehr setzen und Opfer ihrer Schläge werden, als im Gefängnis zu verfaulen.
    »Ich bin's«, meldete sich die klangvolle Stimme der Priesterin Nitis.
    Erleichtert verließ Kel sein Versteck.
    »Die Geschichte hat eine neue Wendung genommen«, berichtete sie ihm. »Der Palastschatz wurde geraubt, der berühmte Helm, den ein Soldat Amasis aufgesetzt hatte, um ihn zum Pharao zu ernennen. Die Hauptstadt wird an allen Ecken und Enden überwacht, es wimmelt nur so von Soldaten und Wachleuten. Und der Hohepriester hat uns angewiesen, die Tempeldienste vorübergehend

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