Goettin - Das Erwachen
nur seine Schuld war. Sie legte ihre Daumen an seinen Unterkiefer und versuchte seinen Kopf hochzudrücken. Nur zögernd hob er ihn an und sah ihr in die Augen. „Ich weiß, dass du schon lange mit dem Gedanken gespielt hast, Liam. Du hast oft darüber nachgedacht mir einen Antrag zu machen. Ich weiß sogar von dem Ring, den du in deiner Sockenschublade aufbewahrst." In seinen Blick legte sich Hoffnung, aber auch Verärgerung. Wie bei allem Anderen im Leben hatte es nicht nur Gutes an sich, Gedanken lesen zu können. Sie verletzte damit auch die Privatsphäre und ihr wurde regelmäßig übel, wenn sie darüber nachdachte, wie sie es finden würde, wenn ihr das jemand antäte. „Du hast kein Wort darüber verloren.", stellte Liam mit verschlossenem Gesichtsausdruck fest. Seine Stimme war, wie immer in angespannten Situationen, ruhig bis gefühlsneutral. Lee nickte langsam und sah ihm fest in die Augen. „Richtig. Ich habe es dir nie verboten, obwohl ich es wusste." Liam brauchte ein paar Sekunden um das Puzzle zusammenzusetzen. Zeit genug für Lee sich auf ihre Beichte vorzubereiten. Sie waren Monate zusammen gewesen, sie hatte ihm erst letzte Woche gesagt, dass sie ihn liebte. Naja, wie einen Bruder, aber immerhin. Aber für Lee gab es noch etwas Intimeres. Sie würde ihm ihre Zukunftsträume und Hoffnungen offenbaren. Dinge, die sie selbst schon seit Jahren nicht mehr vor sich selbst zugegeben hatte.
„ Du wolltest, dass ich es tue.", stellte Liam fest und Lee war dankbar, dass er weder gedanklich noch in seinem Ausdruck Hoffnung zuließ. Sie schloss für einen kurzen Moment die Augen, sammelte sich und nickte. „Warum?", fragte er. Sie nickte weiter, während sie begann, „Ich hab nicht mehr ..." Nein, sie sollte es anders formulieren. „Du bist sehr viel älter als ich und ich weiß aus deinen Gedanken, dass du schon einige Male verliebt warst. Sehr viel öfter, als ich es war." Liam hatte Probleme ihr zu folgen, fühlte sich allerdings nicht schuldig hin und wieder an die eine oder andere Verflossene gedacht zu haben. Sie hatte kein Recht sich darüber nun noch zu beschweren, also tat sie es auch nicht. „Dir wurde ebenfalls deutlich öfter als mir das Herz gebrochen. Und trotzdem war ich es, die von uns Beiden völlig verbittert in Liebesdingen war, als wir zusammenkamen." Sie verwirrte Liam, aber er dachte gut mit. „Du, die so voller Liebe für ihre Familie und Freunde ist, hast nicht an die Liebe geglaubt?" Für ihn klang das absurd. Schon klar. Sogar ein ungläubiges Schmunzeln verirrte sich auf sein Gesicht. Nun, da sie es besser wusste, konnte sie es auch belächeln. „Ich war der festen Überzeugung, dass es sich nur um biochemische Prozesse handelt oder es sich um Urinstinkte dreht, die uns unsere Familie schützen lässt. Vor allem dein Glaube an wirkliche Liebe und deine Offenheit sie, trotz allem was du erlebt hast, zu finden, haben Zweifel in mir geweckt. Jetzt, nachdem ich mit dir so vieles erlebt hab, weiß ich einfach, dass es wirkliche, echte Liebe gibt." Sie seufzte. „Es gibt sie für uns beide, irgendwo da draußen.", fügte sie leise hinzu. Sie hatte, nach den Enttäuschungen in ihrem Liebesleben, einfach nicht mehr zugelassen ihre Kleinmädchenfantasien vom Ritter auf seinem weißen Gaul weiter zu träumen. Zwei im Moment unbedeutende Details verschwieg sie ihm. Zum Einen, dass Chris eindrucksvolle Gefühle der eigentliche Anstoß gewesen war und zum Anderen, dass Liam fest an eine Liebe zwischen ihnen geglaubt hatte. Eine Liebe, die so nie existiert hatte. Liam sah sie nachdenklich an. Genau genommen hörte sie, wie er diese Informationen verarbeitete. „Warum erzählst du mir das jetzt? Es hat meine Frage noch nicht beantwortet." Lee hob beschwichtigend die Hände. „Ich will, dass du es verstehst. Es ist okay, wenn du anschließend sauer auf mich bist, aber es ist wichtig für mich es zu erklären." Liam sah sie beunruhigt an, nickte aber. Er ahnte schon, wohin es führte. „Wir waren also zusammen. Wir waren immer noch enge Freunde und nichts konnte daran etwas ändern. Du hast mich mit Aufmerksamkeit und Fürsorge fast überschüttet und wir hatten unglaublichen Sex. Dass das zwischen uns nicht die große Liebe war, wusste ich von Anfang an. Die Vorstellung meinen engsten Vertrauten für immer um mich zu haben und die Anziehung, waren mehr als ich von einer Partnerschaft erwartet hatte. Ich denke, wir beide hätten mit dieser Freundschaft Plus ein zufriedenes Leben
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