Goettin - Das Erwachen
Krieg. Als sich Chris nicht bewegte, fauchte sie ihn an: „Gib.Her!"
Schließlich griff Chris seufzend hinter sich und knallte eine Waffe und zwei Ersatzmagazine auf den Tresen. „Kannst du damit umgehen?", schaltete sich Frank ein. Sie nahm die Desert Eagle in die Hand. Bisher hatte sie nur mir Kleinkalibern geschossen, daher war die Größe und das Gewicht der Waffe ungewohnt. Und das hier war wirklich ein Monstrum von Waffe. Sie zog das Magazin heraus und überprüfte, ob sie geladen war. Sie schob es wieder hinein und zog den Schlitten nach hinten. Sie legte den Sicherungshebel um und griff mit dem Daumen zum Hahn und mit dem Zeigefinger zum Abzug. Die Waffe auf den Boden gerichtete, drückte sie vorsichtig den Abzug und hielt den Hahn dabei fest. Langsam ließ sie den Hahn in seine ursprüngliche Position gleiten. In diesem Moment dankte sie Gott auf Knien, dass ihr Mutter sie 10 Jahre lang in den Schützenverein gezerrt hatte. Sie warf Frank einen kurzen, herausfordernden Blick zu. Er schwieg und wirkte beeindruckt. Sie schnappte sich die Ersatzmagazine und schob sie in ihre Gesäßtasche. Den Lauf auf den Boden gerichtet und ihr Blick stur gerade aus, ging sie an Liam vorbei zum Hinterausgang.
Sie atmete den Fahrwind ein und konzentrierte sich darauf die Umgebung genau im Blick zu behalten. Stell nie wieder einen Befehl von mir infrage! Das war nicht Liam, ihr Beschützer oder Liam, ihr Liebhaber, der diese Forderung stellte. Das war eindeutig der Alpha. Fick dich! Gab sie zurück. Er knurrte leise. Du hättest fast deine Tarnung auffliegen lassen! Versuchte er es noch mal. Sie fand ihre Antwort immer noch passend. Fick dich! Jetzt seufzte Liam. Wenn wir auf Vampire treffen, kann ich alleine dich nicht beschützen. Außerdem haben wir keine Ahnung, ob du dich gegen sie wehren kannst. Das war schon eher eine Diskussionsgrundlage, befand sie. Ich bin eine gute Schützin und ich habe dich auch unbewaffnet völlig unter Kontrolle. Und wie sonst können wir herausfinden, wie ich mich gegen Vampire schlage? Sie hörte ihn schnauben. Sie hatte keine Ahnung, woher dieser Mut kam, aber wie eine unsichtbare Macht hatte es sie hinaus in die Gefahr gezogen. Als wäre sie genau dafür hier.
Sie waren kreuz und quer durch ihre kleine Heimatstadt gefahren. Kurz bevor sie in die Straße, in der sie wohnte, einbogen, machte Liam eine Vollbremsung. Er hob die Nase und sog die Luft, die durch die geöffneten Fenster hereinkam, ein. Er wirkte erschrocken, als er seine Nase noch ein Stück höher hielt und weiter schnupperte. Unvermittelt gab er Vollgas und betätigte die Fensterheber. Hast du Parfum dabei? Was? Sie begriff seine Frage nicht. Ja. Antwortete sie unsicher. Sprühe deinen ganzen Körper damit ein! Automatisch griff sie nach ihrer Handtasche im Fußraum. Warum? Was ist hier los? Ihr wurde leicht schwindelig, weil Liam in mörderischem Tempo und mit heulenden Motor aus der Stadt raste. Liam knurrte laut. Sie sind in deiner Wohnung. Sie wissen, wer du bist. Sie wissen, wie du aussiehst und sie wissen, wie du riechst. Also tu was ich dir sage! Obwohl ein kleiner Teil von ihr wieder zu ihrer bewährten Antwort greifen wollte, besann sie sich und fing an Parfum anzulegen. Als sie es wieder weglegen wollte, knurrte Liam noch einmal. „Mehr!" Wieder befolgte sie seinem Befehl gehorsam und machte sich gleichzeitig Vorwürfe wegen dieser Gehorsamkeit.
Leg dich in den Fußraum! Da kam auch schon der nächste Befehl. Da sie nun begriffen hatte, worum es ging, kam sie dieser Forderung sofort nach. Es war ihr bewusst, dass sie damit Liam die Leitung überließ, aber daran konnte sie im Moment nichts ändern. Schließlich saß er hinterm Steuer und nur er konnte die Bedrohung orten und einordnen. Dass es nicht immer so laufen würde, konnte sie ihm auch noch später klar machen. Sie hörte ein Freizeichen über die Freisprechanlage. Liam rief jemanden an. „Alles in Ordnung?", meldete sich Marios Stimme. „Sie sind hier. Bleibt, wo ihr seid. Sie werden sich bald verziehen. Es dämmert schon. Gib das an alle durch." Liams Stimme war wieder gelassen. Auch wenn er sie zur Verzweiflung brachte, schien er ein guter Anführer zu sein. Mario seufzte, sagte aber nichts. Also fuhr Liam fort. „Morgen geht ihr vor Sonnenuntergang alle in den Laden und verbarrikadiert euch dort." Marios Schweigen sprach Bände. Er war nicht begeistert von der Idee. Schließlich hörte sie doch ein leises „Okay." vom anderen Ende der
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