Goettin - Das Erwachen
Leitung.
Liam unterbrach die Verbindung und wählte sofort neu. Diese Stimme, die sich nach dem dritten Klingeln meldete, hatte Lee noch nie gehört. Sofort viel ihr die Tiefe und der eindeutig britische Akzent auf. Wie immer kam Liam gleich zur Sache. „Wir haben ein Fangzahn-Problem.", stellte er immer noch gelassen fest. „Wo bist du?", fragte der Unbekannte. „In zwanzig Minuten bei dir!" Im Hintergrund bei diesem Briten sagte eine Frau etwas. Sie hörte den Fremden wieder. „Süße. Zieh dich an und geh. Die Party ist vorbei. Hmmm, es ist wegen dieses Mädchens, oder?" Offensichtlich war nur der letzte Teil für Liam bestimmt. Dieser antwortete nicht und legte auf.
In einer Tiefgarage brachte Liam sein Auto zum Stehen. Schnell ging er um das Auto und zog Lee aus ihrer kauernden Position im Fußraum hoch. Er stellte sie auf ihren Füßen ab, nahm aber seine Hände nicht von ihr. Sie war etwas blass um die Nase geworden und ihre Knie zitterten. Selbst die Stimme in seinem Kopf zitterte. Dem Himmel sei Dank! Ich dachte schon, du bringst uns beide um. Warf sie ihm vor. Dann kannst du ja froh sein, dass du es nicht gesehen hast. Gab er zurück. Konnte sie wirklich, stellte er stumm fest. Er hatte so gut wie jede Verkehrsregel gebrochen und war mit über 300 kmh über die Autobahn geheizt. Sie wehrte sich nicht einmal, als er sie auf seine Arme hob. Es schien ihr also wirklich schlecht zu gehen. Vertrauensvoll lehnte sie ihren Kopf an seine Brust und seine Wut schmolz ein wenig. Noch nie war ihm eine Frau begegnet, die ihn mit so einer einfachen Berührung so umhaute. Wie gerne würde er sie zu der Seinen machen, aber er wusste, dass er das nicht tun durfte. Sie würde ihm das nie verzeihen. Sie war die Art von Frau, die er immer gewollt hatte, selbstständig, aufbrausend und ihm ebenbürtig. Nur ihr Drang wirklich jede seiner Anweisungen zu hinterfragen oder sich komplett zu weigern, ging ihm unglaublich auf den Sack. Daran sollte sich dringend etwas ändern! Ihre Waffe hatte sie zwar immer noch in der Hand, hatte sie aber in die Tasche geschoben, um sie zu verdecken. Obwohl er wirklich sauer auf sie gewesen war, weil sie sich als nahezu unbeschützbar präsentiert hatte, wallte doch Stolz in ihm auf. Sie hatte keine Ausbildung in dieser Richtung und trotzdem war sie die Coolness in Person geblieben.
Erst im Aufzug stellte er sie wieder vorsichtig auf die Beine und steckte den Schlüssel, den ihm sein Freund gegeben hatte, in das Schloss neben den Etagentasten. Er drehte ihn und drückte den obersten Knopf. Ist das ein Hotel? Fragte Lee. Ja, ist es. Bestätigte er. Oben angekommen glitt die Fahrstuhltüre auf. Vor ihnen stand eine ausgesprochen hübsche, wenn auch ziemlich zerzaust aussehende Frau mit schwarzem Haar. Sie ließ sie aussteigen und ging dann mit gesenktem Kopf in den Lift. Da er von seinem Freund gewohnt war, dass er fast jede Nacht eine Andere in sein Bett brachte, ignorierte er sie. Aber Lee konnte es sich wohl nicht verkneifen, die ohnehin schon peinliche Begegnung für die Unbekannte noch peinlicher zu machen. Sein Kätzchen nickte ihr zu, als sie seinen Freund nach ahmte und sie mit „Süße ..." grüßte. Er trat nach ihr durch die einzige, angelehnte Tür auf diesem Stockwerk und blieb hinter ihr stehen. Amüsiert sah er zu, wie sie sich ungläubig in der protzigen Eingangshalle umsah. Lass mich raten. Dein Freund nagt nicht gerade am Hungertuch. Lautete ihr Urteil. Er kommt wohl gerade so über die Runden. Antwortete er ihr, als die Tür zum Wohnzimmer, Pardon Salon, aufging und sein bester Freund nur in einer Boxershorts gekleidet auf sie zukam.
Angesichts der Umstände verzichtete er auf eine große Begrüßungs- und Vorstellungsorgie. „Lee, das ist Josh. Du kannst ihm vertrauen." Lee und Josh nickten sich schweigend zu. „Kommt!", forderte sie Josh auf und ging auf die Tür zu, aus der er gekommen war. Im Augenwinkel sah er, wie Lee in musterte. Josh war einen guten Kopf kleiner als er selbst. Seine braunen Haare gingen bis knapp über das Ohr, sein nackter Rücken war schlank aber nicht besonders muskulös. Das Auffälligste abgesehen von dem aristokratische Gesicht, das er im Moment weggedreht hatte, war die fast schneeweiße Haut. Was ist er? Meldete sich Lee. Ich kann sein Kribbeln spüren, ohne dass er mich anfasst. Fügte sie misstrauisch hinzu, ging aber hinter ihm her. Er ist mein bester und engster Freund und außerdem ein Vampir. Gestand er ihr. Er sah sie zwar die
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