Goettinnensturz
Leiche gefunden habe.« Mit Schwung drehte sie sich zu dem Regal mit den großen Teebehältern um.
»Du erlebst immer Spannendes. Dir wird im Leben nicht fad!« Er lachte.
»Das stimmt«, sagte sie, während ihr Blick suchend über das Regal glitt.
Max wurde ernst. »Wem sagst du das. Das war eine Nacht, als wir gesucht und niemanden gefunden haben. Du hast die arme Moni also entdeckt … Sag, hast du genau hingeschaut?« Bei der Frage schüttelte er sich ein wenig.
»Hab ich, ja.«
»Und was hast du gesehen?«
War er am Ende jetzt verdächtig? »Die Tote sah schrecklich aus. Wie Tote eben aussehen. Alles nass, natürlich, sie lag da in dem Fluss. Und die Dirndlschürze um den Hals geschlungen. Dieses blasse Gesicht, die leblosen Augen …« Sie schauderte. »Ich werde es nie vergessen.«
»Wo genau wurde sie gefunden? In Strobl, hat’s geheißen?«
»In Strobl, genau. Bei der Brücke über den Fluss Richtung Bad Ischl.« Earl Grey, Ceylon – wo war der Chai?
»Ah, dort. Verstehe.« Max schüttelte nachdenklich den Kopf.
»Warum willst das wissen?«
»Nur so. Ist eigentlich ganz schön weit von Sankt Gilgen entfernt, wenn man’s bedenkt. War der Franz zur Stelle?«
»Der Inspektor Kain? Natürlich. Der war im Dienst. Und Jonas.« Kein Chai? War die Box leer gewesen?
»Echt? Was sagt denn dein Lover zu der Sache?«, bohrte Max und schwang sich auf einen Barhocker. Dabei ließ er sie nicht aus den Augen.
»Nicht viel, Max. Er geht wohl von Mord aus.«
»Von Mord, soso.« Nachdenklich stützte Max seinen Kopf in eine Hand. »Mord … Mehr hat er nicht gesagt?«
»Nein.« Da war der richtige Behälter mit der Chai-Tee-Mischung, allerdings am falschen Platz, unten neben den Kräutertees. Berenike griff danach. Sie musste Lieselotte darauf hinweisen, jeden Tee an seinen üblichen Platz zu stellen. Es musste doch oft schnell gehen bei Bestellungen.
»Man will schließlich wissen, was um einen herum los ist. Wenn es eine wie die Monika erwischt … Wahnsinn. So eine … eine fesche.«
Typisch Max!
»Dabei hab ich sie kurz vor ihrem Verschwinden noch gesehen.«
»Du? Echt?« Am besten, sie sagte jetzt nur das Nötigste. Sie nahm den Behälter und drehte sich zurück zu Max, stellte die Blechdose auf der Arbeitsplatte vor sich ab. »Du warst auf diesem Schützenfest, nicht wahr?«
»Klar, alle waren dort.« Er grinste. »Du hast mich nur leider nicht begleiten wollen …«
Berenike zog nur eine Augenbraue hoch. »Ich hab dir doch gesagt …«
»Schon gut. Ich will keinen Streit, Berenike. Bist halt ohne mich hin’gangen, ist nicht schlimm.«
»Wieso? Woher weißt du …?«
Er lächelte nur, breit und ausgiebig. »Macht nichts, Berenike.«
Er wusste was!
»Na, egal, ich hab der Monika noch gesagt, das ist ein Blödsinn, raus aufs Eis zu gehen.«
»Warst du denn mit da draußen?«
»Ich? Bin ich lebensmüde?«
Nein, danach sah Max wirklich nicht aus. Berenike öffnete den Teebehälter. Der exotische Geruch der indischen Schwarzteemischung nach Zimt, Kardamon, Pfeffer und noch ein paar Gewürzen mischte sich mit dem der Äpfel in der Schale auf der Theke. Vielleicht ließ sich Max von all dem Duft einnebeln und vergaß so darauf, dass er Berenike gesehen hatte am Abend vor Monikas Tod – und wobei?! »Es heißt, du hättest bei der Monika landen wollen an dem Abend?«
»Wie bitte? Ich bei ihr? Sie bei mir.« Max verzog einen Mundwinkel. »Echt schad um sie. Wenn ich gewusst hätt’, dass ich sie nicht mehr lebendig sehen werd …«
»Ich hab g’hört, du warst ein bissl anlassig.«
»Geh, das war nur Spiel.«
»Für den Bernd vielleicht nicht!«
»Geh bitte.« Max brach in schepperndes Gelächter aus. »Der Bernd? Ich sag dir, der hat Angst g’habt, dass ihn die Monika stehen lässt. Dass er sie verliert. Wie der sie immer ang’schaut hat. Als wollt er sie in Ketten legen, die fesche Gretl. Die hätt’ sich das nie gefallen lassen. Nicht auf Dauer. Doch nicht die Monika. Die will ihr Leben genießen. Die will keinen Stress.« Max strich sich über die Augen und schüttelte den Kopf. »Wollt ihr Leben genießen – muss ich jetzt wohl sagen. Ich kann’s noch immer nicht glauben, dass sie tot ist.«
»Ich auch nicht«, sagte Berenike leise. »Schrecklich ist das.«
»Der Bernd ist fast auf ihren Ex, den Kurt, los’gangen«, presste Max zwischen den Zähnen hervor, als wäre er sehr zornig. »Wir haben ihn nur mit Mühe zurückhalten können. Geh bitte, das fand die Monika
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