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Goettinnensturz

Goettinnensturz

Titel: Goettinnensturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Buerkl Anni
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war sie brav gewesen, hatte auf ihre Aussage gewartet, alles zu Protokoll gegeben, was ihr einfiel in der Aufregung. Sogar die grünen Bärlauchfingernägel hatte sie hergezeigt. Einer der Uniformierten, ein älterer Polizist, hatte sich das Lachen verkniffen.
    Sie fröstelte. Als würde es Eiszapfen schneien, die ihre Haut durchbohrten und mitten ins Herz trafen. Sie meinte, ein Kichern zu hören, ein leises Mädchenkichern. Aber da waren nur die Polizeibeamten, die hinter ihr zurückblieben.
    Ansonsten: grün. Helle Blattspitzen, gerade erst ausgetrieben. Das dunklere Grün der Nadelbäume. Und überall der Bärlauch. Es verschwamm vor ihren Augen. Alles schien sich zu drehen. Ihr schwindelte. Bärlauch, Bäume, grünes Hutband, Trachtenstutzen. Grün … Tracht … Etwas rumorte in Berenikes Kopf, wirbelte wild durcheinander, dass sie es nicht zu fassen bekam, nur Zipfel davon … Zipfel … grüne Wipfel … Zipfel … Stoffzipfel … tanzende Rockschöße … Landler, Pascher, der Rhythmus halb synchron mit dem Herzschlag, der immer wieder ausscherte, Rhythmus, kein Rhythmus, Musik, Herz, grün, der Himmel, Steiermark, das grüne Herz Österreichs …
    Grün.
    Grau.
    Tracht.
    Franziska.
    Und ihre Entwürfe.
    Ihre Interpretation des Althergebrachten.
    Wie sie auf der Brücke gestanden war. Ganz am Anfang. Als Monikas Leiche am Wolfgangsee geborgen worden war. Die Frau in Schwarz.
    Wieder wirbelten die Gedanken in Berenikes Kopf durcheinander. Franziskas Ablehnung des Alten, Traditionellen – was auch Berenike als Stagnation empfand, als Verharren, wo doch das Leben Bewegung, Veränderung war.
    Die Lichtung, die Straße. Endlich. Das Fahrrad.
    Schloss aufsperren, aufsteigen und los. Ein Pochen hinter der Stirn, nicht jetzt noch Kopfweh!
    Zügig durch den Ort, zur Straße nach Altaussee hinauf, hier musste sie kräftiger in die Pedale treten. Sie spürte wieder, wie ihr die Bewegung guttat. Sollte sie wirklich öfter tun.
    Als sie vor dem Salon abgestiegen war, fiel ihr der Schlüssel für das Fahrradschloss aus der Hand. Endlich war das Rad aber doch abgesperrt.
    »Wie siehst du denn aus?« Lieselotte starrte Berenike an, nachdem sie eingetreten war. Wieder trug die Kellnerin eine absurde Frisur, zwei Zöpfe, geflochten mit lila Bändern.
    »Danke – es geht mir sicher gleich besser.« Berenike ging an Lieselotte vorbei, ließ ihren Korb achtlos im Korridor zum Büro fallen. Ein stummes Brauenhochziehen von Lieselotte. Zum Glück sagte sie nichts.
    Ich bin hier die Chefin, verdammt noch mal!
    Berenike schwieg.

17
    Ohne Bärlauch musste ein anderes Menü auf den Tisch. Berenike prüfte die Vorräte. Erdäpfel, Porree, viel mehr war nicht da. Dann also eine Suppe, das passte zu dem kühlen, grauen Wetter.
    Und los. Zwiebel schneiden, Öl heiß werden lassen. Chilisamen zerkleinern, dazugeben. Rühren. Rühren! Wo war sie mit ihren Gedanken?
    Klar, wo sie war. Bei dem Bild im Wald.
    Berenike legte den Kochlöffel weg, fast wäre er ihr heruntergefallen. Sie stützte sich mit beiden Händen ab, schnaufte. Wie sollte das noch weitergehen!
    Konzentration! Zwiebel anbraten, Porree dazu. Warten. Aufgießen. Salzen. Salzen! Dann die klein geschnittenen Kartoffeln. Umrühren. Umrühren!
    Na endlich. Jetzt konnte sie die Suppe ein Weilchen allein vor sich hin köcheln lassen. Sie drehte die Flamme klein und stellte den Wecker auf 20 Minuten, ging hinaus in den Salon. Fast wäre sie gegen Franziska geprallt, die eben hereinstürmte. Heute in einem Ausseer Dirndl, allerdings mit sehr tiefem Ausschnitt und extrem kurzem Rock. Feste schöne Beine hatte sie ja, das musste Berenike ihr lassen. Franziska lächelte beim Gehen, sehr aufrecht, sehr stolz. Dabei fuhr sie sich durch die roten Haare.
    »Servus!« Berenike griff nach der Kreide, um das Tagesgericht an die Tafel zu schreiben.
    »Grüß dich, Berenike.« Franziska kam langsamen Schrittes um die Theke herum. Sah aus, als hinke sie. Berenike sah unauffällig hin. Tatsächlich, Franziska hinkte, kaum merklich zwar, aber doch. An der Theke angekommen, richtete sich gerade auf, selbstbewusst. Lehnte sich an und streckte dabei ihre üppigen Brüste Berenike entgegen. Schönes Mädchen. »Wie geht’s?«
    »Danke, und dir? Hast du dir weh getan?« Berenike hoffte, dass sie mitfühlend klang.
    »Was? Wieso? Ach so, das. Bin umgeknickt, nichts Schlimmes.« Franziska wippte auf den Absätzen hin und her, wodurch noch mehr Haut zu sehen war. Schlagartig war es still im

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