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Goldfieber

Goldfieber

Titel: Goldfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gößling
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Bestürzung, scheint sein neues Leben förmlich zu genießen.
    Fürs Erste darf niemand von uns den Palast verlassen. Montezumas Diener versorgen uns wie bisher mit Lebensmitteln und Wasser, Brennholz und allem anderen, was wir verlangen. Nach wie vor sind unsere Schützen in Alarmbereitschaft und die Wachtposten bei Tag und Nacht verdoppelt. Aber alles bleibt friedlich und still – unheimlich still. So als ob die ganze Stadt um uns herum vergessen hätte zu atmen.
    Am fünften Tag nach der »Aktion« kommt ein Bataillon von rund hundert aztekischen Kriegern quer über den Platz auf unseren Palast zumarschiert. Was hat das zu bedeuten? Vielleicht ist es ein Ablenkungsmanöver, auf das der eigentliche Angriff gleich folgen wird?
    Guerrero befiehlt den Gewehrschützen, ihre Waffen durchzuladen. Doch da hebt der voranmarschierende Krieger eine Fahne aus weißen Federn und ruft irgendetwas auf Nahuatl. Guerrero versteht »Cempoallan« und »Vera Cruz« – und dann sieht er, dass die Krieger zahlreiche Gefangene mit sich führen.
    Der Anführer mit der weißen Fahne und die Gefangenen werden in den Thronsaal gebracht. »Diese fünfzehn Offiziere haben den Angriff auf Eure Männer befohlen, Don Hernando«, sagt Montezuma, nachdem er sich den Bericht des Anführers angehört hat. »Sie gehören allesamt zu unserer Garnison bei Cempoallan. Anscheinend wollten sie sich den Tribut von den Totonaken in die Tasche stecken, doch dann kamen Eure Kämpfer ihnen in die Quere. Sie haben gestanden, dass sie auf eigene Faust gehandelt haben. Hier in Tenochtitlan hat niemand von ihren verbrecherischen Plänen gewusst.«
    Montezuma und unser Herr sitzen nebeneinander auf dem Thron, wie so oft in den letzten Tagen. Die Gefangenen kauern vor ihnen auf dem Boden, an Händen und Füßen gefesselt.
    »Übergebt sie mir, mein brüderlicher Freund!«, sagt Cortés. »Ich will sie noch einmal befragen und dann das Urteil über sie sprechen.«
    Er sieht Montezuma argwöhnisch an, doch der hebt bloß die Schultern und stimmt ohne zu zögern zu. »Sie gehören Euch, Don Hernando«, sagt er. »Macht mit ihnen, was Ihr für richtig haltet. Aber sputet Euch, ich bitte Euch – ich kann Eure Gesellschaft nicht lange entbehren.«
    Cortés schaut einen Moment lang wie sinnend vor sich hin. »Das braucht Ihr auch nicht«, entgegnet er dann. »Wir werden sie hier vor Euren Augen befragen.«
    Ich zucke zusammen und meine Kehle verkrampft sich vor Schreck. Er will sie befragen lassen! Ich weiß ja, was das zu bedeuten hat!
    »Diego«, befiehlt unser Herr, »rufe Fray Bartolomé herbei! Er soll mitbringen, was er für die Befragung braucht. Und dann bestelle Guerrero, dass ich die beiden Juans sehen will – die Raufbolde, die er gestern in den Kerker gesteckt hat, weil sie sich gegenseitig fast die Schädel eingeschlagen haben.«
    »Ihr wollt sie sehen?«, wiederholt Diego. »Soll ich sie denn hierher bringen lassen – in den Thronsaal, Herr?«
    Cortés hat sich schon wieder abgewendet. Er nickt Diego über die Schulter zu und sagt gleichzeitig zu Montezuma: »Ich hoffe so sehr, mein Freund, dass Ihr die Wahrheit gesprochen habt und Eure Offiziere wirklich ohne Euer Wissen gehandelt haben.«
    »Es schmerzt mich, Don Hernando, dass Ihr an meiner Aufrichtigkeit zu zweifeln scheint«, antwortet Montezuma. »Aber befragt sie, solange Ihr wollt – sie werden Euch nur immer wieder versichern, dass sie allein die Schuld an allem tragen.«
    Cortés erhebt sich und geht zwischen dem Thron und der Reihe der Gefangenen auf und ab. »Für dieses Verbrechen gibt es nach spanischem Recht nur eine Strafe«, verkündet er, »die Verbrennung bei lebendigem Leib!« Er sieht Montezuma durchbohrend an. »Wer auch immer in diese Verschwörung verwickelt ist – er wird den Flammentod sterben!«
    Noch immer wirkt Montezuma durchaus nicht alarmiert. Erschaut von Cortés zu seinen fünfzehn Offizieren, die ihr Leben jetzt schon verwirkt haben, was immer sie aussagen werden. Doch auch Mitgefühl kann ich in seinem Gesicht nicht entdecken. Aber wie könnte er auch ahnen, zu welchen Grausamkeiten Fray Bartolomé fähig ist – ein christlicher Priester von leutseligem Aussehen, der bei jeder Gelegenheit von Güte und Gnade spricht!
    Der Pater tritt ein, unter dem Arm ein unheilvoll klirrendes Bündel. Ihm auf dem Fuß folgen die beiden blutdürstigen Soldaten, die unser Herr als »Raufbolde« bezeichnet hat. Tatsächlich sind es Wölfe in Menschengestalt.
    Was sodann geschieht,

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