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Goldfieber

Goldfieber

Titel: Goldfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gößling
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ist grausiger als jede Schlacht, die ich bis dahin miterlebt habe. Gütiger Gott, was würde ich dafür geben, wenn ich auch nur einen kleinen Teil davon ungeschehen machen könnte! Oder wenn ich es zumindest aus meinem Gedächtnis löschen könnte! Das Zuschnappen der glühenden Zange, die Fray Bartolomé so schrecklich kunstfertig gebraucht! Die Schreie, den Geruch nach Blut und verschmorter Haut! Die Fausthiebe und Fußtritte, die die beiden Juans den Azteken versetzten, und das alles immer wieder, bei jedem einzelnen Gefangenen aufs Neue, bis der letzte der gepeinigten Körper sich ein letztes Mal aufgebäumt hat und in sich zusammengesackt ist, von krampfhaftem Zucken geschüttelt!
    Am Ende haben sie alle fast wortwörtlich ein und dasselbe ausgesagt: Zuerst das, was sie auf Befehl ihrer Vorgesetzten gestehen sollten, und unter der Folter das, was Fray Bartolomé ihnen in den Mund gelegt hat. Zuerst »Außer uns wusste niemand davon!« und unter der Folter dann »Montezuma hat es uns befohlen«. Und so fünfzehn Mal nacheinander, und am Ende ist der Boden vor dem Thron mit Blut beschmiert, ebenso wie die Hände und Zangen unseres Priesters und die Fäuste unserer beiden »Raufbolde«.
    Als alles vorbei ist und die »geständigen« Offiziere abgeführt worden sind, ist Montezuma halb ohnmächtig vor Grauen und Angst. Unser Herr setzt sich mit düsterer Miene wieder neben ihnauf den Thron und gibt sich den Anschein, über einer schwierigen Frage zu brüten.
    »Sie werden alle im Feuer sterben, gleich morgen früh«, sagt er schließlich. »Sie werden draußen auf dem Platz brennen – und Eure Priester und Offiziere und alle anderen Würdenträger sollen zusehen, Montezuma!« Er sieht den Herrscher durchbohrend an. »Auch Ihr habt Euer Leben verwirkt«, fährt er fort. »Doch ich habe Euch in mein Herz geschlossen, edler Freund, und so will ich Euch noch einmal vergeben.«
    Er reicht Montezuma seine Hand und der Herrscher ergreift sie und bricht in krampfhaftes Schluchzen aus. »Mein Bruder!«, ruft Montezuma aus und zieht unseren Herrn an seine gefiederte Brust.
- 5 -
    »Montezuma war immer ein grausamer Herrscher«, sagt Carlita, »aber dein Herr übertrifft ihn bei Weitem!«
    Vom Herz Unserer Welt her ertönen die Schreie der fünfzehn Männer, die bei lebendigem Leib verbrannt werden. Cortés hat befohlen, sie mit einer Ankerkette, die wir seit Vera Cruz mit uns führen, nebeneinander an Pfähle zu fesseln, damit sie »wie Fackeln zum Ruhm des Allmächtigen« brennen. Graue Qualmwolken wabern über den Platz und bis in den kleinen Park hinter unserem Palast. Der Gestank ist entsetzlich, aber viel schlimmer sind die Schreie der lebenden Fackeln.
    Alle sind auf den Platz hinausgelaufen – unsere Männer, die Tlaxcalteken, unsere aztekischen Diener –, alle wollen sie das grauenvolle Schauspiel unbedingt mitansehen. Ich aber habe unseren Herrn gebeten, im Palast bleiben zu dürfen, und glücklicherweise hat er es mir erlaubt. Mir ist so elend zumute, dass ich fürchte, mich erbrechen zu müssen. Ich halte Carlita fest umschlungen, aber nicht einmal ihre Nähe, ihre Küsse, der Duft ihrer Haare können mich heute ermuntern. Wir liegen auf demHeu in unserer heimlichen Hütte – und doch sehe ich alles, was draußen auf dem Platz geschieht, so überdeutlich vor mir, als ob ich neben Cortés und Montezuma auf der Tribüne säße, die unsere Handwerker eilends zusammengezimmert haben. Alle sind gekommen, wie unser Herr es vorgesehen hat: die Priester, Offiziere und Würdenträger, überdies Tausende Schaulustige aus der ganzen Stadt.
    Vielleicht gehen ihnen die lebenden Fackeln nicht einmal allzu sehr zu Herzen – schließlich haben sie hier auf dem Platz schon unzählige Opfer auf die grässlichste Weise sterben sehen. Aber unser Herr hat befohlen, nicht nur die Todgeweihten in Eisen zu legen. Für jeden sichtbar, thronen er und Montezuma ganz oben auf der Tribüne, und der Aztekenherrscher trägt ein Eisenband um den Hals und eiserne Ketten um seine Hand- und Fußgelenke. Sein Gesicht drückt Angst und tiefe Beschämung aus – auch das sehe ich überdeutlich vor mir, denn mein Gewissen malt es mir seit gestern unablässig vor!
    »Cortés setzt nur dort Grausamkeit ein, wo alle anderen Mittel versagen würden«, antworte ich und mir wird noch elender zumute. »Er führt deinen Leuten vor, dass Montezuma seine willenlose Puppe ist – damit sie begreifen, dass er selbst nun ihr wahrer Herrscher ist.«
    »Damit

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