Goldhand (Ein Artesian Roman) (German Edition)
Pilotenliege. An Schlaf war nicht mehr zu denken. Der Traum hatte ihn zu sehr aufgewühlt. Deshalb war er froh, als Double-T sich meldete. „Tira sagte, ihr wollt nach Trenadil“, sagte er. „Kannst du mir zeigen, wo das liegt?“
Das kleine Fenster – nein, Display – berichtigte Hockster sich, füllte sich mit den geographischen Landmarken des nordöstlichen Heetlands. Hockster beugte sich vor. Er suchte und fand den Larfluss, folgte seinem gewundenen Lauf vom Larsee nach Nordosten bis zu den ersten Gebirgsausläufern der Schwarzberge an der Nordostküste Heetlands, tippte auf das Display und sagte: „Hier. Hier ungefähr liegt Trenadil.“
Die Stelle, die Hockster markiert hatte, blinkte rot „Hier?“, fragte Double-T. „Oder ungefähr hier?“ Ein grün leuchtender Kreis umfasste jetzt den roten Punkt.
„Genau hier“, bestätigte Hockster und tippte auf den roten Punkt.
„Die Entfernung von hier bis Trenadil beträgt genau 1822,195 Kilometer. Bei einer durchschnittlichen Tagesleistung eurer Pferde von etwa 50 Kilometern, die notwendigen Pausen, und die geländeabhängigen Umwege mit eingerechnet, werdet ihr dort in etwa 46 Tagen eintreffen. Vorausgesetzt, dass ihr alle gute Reiter seid.“
Hockster lachte laut. „46 Tage? Niemals! Wir haben kaum Proviant dabei, also werden wir jagen müssen. Auf dem ersten Teil der Strecke werden wir immer wieder auf Chetekken treffen, denen wir wohl besser aus dem Weg gehen. Außerdem bin ich alles andere als ein guter Reiter. Diese Reise dauerte mindestens drei Monate, eher länger.“
„Du beherrscht doch die Kräfte der Magie. Warum nutzt du sie nicht zu deinem Vorteil?“
„Und was soll ich tun? Jedem Pferd ein drittes Beinpaar wachsen lassen? Die Schwarzberge mitsamt Trenadil versetzen? Du hast keine Ahnung von Magie.“
„Das ist richtig. Doch ich lerne. Dir sind also Grenzen gesetzt?“
„Allerdings! Doch darüber möchte ich jetzt nicht sprechen.“
„Weshalb nicht? Die Weitergabe von Wissen ist frei von Scham und jedwedem anderen, rationales Denken beeinträchtigenden Gefühl. Du solltest das wissen. Ich finde dieses Thema höchst interessant. Ich habe zum ersten Mal die Gelegenheit, mich mit lebendigen Wesen im freien Gespräch auszutauschen. Das ist eine völlig neue Erfahrung.“
Hockster fischte den Turmalin aus dem Edelsteinbeutel. Er sah ihn an und spürte erneut Abneigung, die stärker wurde von Mal zu Mal. Das war seltsam, aber das Gefühl war echt. Seit er mit Hilfe des Edelsteins den Chetekkenmagier getötet hatte, erschien ihm der Stein verändert. Zwar war er noch immer sein mächtigster Fokus für den Einsatz magischer Energien, aber jetzt, da er wusste, wozu er mit seiner Hilfe fähig war, mochte er ihn nicht mehr einsetzen. Irgend ein Makel klebte daran wie Schimmel auf ehemals gutem Brot. Aber was genau sich dahinter verbarg konnte Hockster nicht sagen. Er hielt den Edelstein hoch. „Siehst du das?“
„Ich sehe nicht wie du, aber ich erkenne eine kristalline Verbindung. Die Analyse der chemischen Zusammensetzung weist dieses Mineral als Cyclosilicat der Gattung Turmalin aus.“
„Äh, richtig, das ist ein Turmalin. Also, ich benutze ihn, um die Magie, die ich lenken möchte, zu verstärken. Ich muss hinzufügen, dass ich nur ein durchschnittlicher Steinmagier bin. Doch selbst der beste Zauberer könnte den Weg nach Trenadil nicht verkürzen. Obwohl einem besseren Zauberer wahrscheinlich Möglichkeiten offenstehen, die ich mir nicht einmal vorstellen kann.“
„Dann werdet ihr, du und deine Begleiter, zu spät kommen. Die Analyse der Truppenbewegungen und der militärischen Stärke beider Seiten besagt, dass die Chetekken ganz Heetland innerhalb der nächsten drei Monate erobert haben werden.“
„Und verwüstet!“, sagte Hockster und zuckte ratlos mit den Schultern. „Ich wüsste nicht, was ich dagegen tun könnte. Schließlich können wir nicht ...“ Hockster beugte sich langsam nach vorne. Die Augen zu schmalen Schlitzen zusammengekniffen beendete er den begonnenen Satz: „... fliegen?“
„Nein, das könnt ihr tatsächlich nicht“, erwiderte Double-T. „Aber ich kann es.“
Hockster lehnte sich gemächlich zurück. „Und würdest du auch?“, fragte er.
„Ich sehe keinen Grund, der dagegen spricht.“
„Ausgezeichnet!“, jubelte Hockster. „Wann brechen wir auf?“
„Wir starten, wann immer du möchtest.“
„Starten, aha. Wie lange müssen wir fliegen, bis wir Trenadil erreichen?“
„Über
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