Goldrausch in Bozen - Kriminalroman
unwohl in seiner Haut. Er bereute es, ihr in die Suite gefolgt zu sein. Das war naiv, aber nicht mehr zu ändern. »Bitte, Frau Alber, setzen wir uns. Wir müssen über Geld sprechen, über viel Geld.«
Lächelnd nahm sie Platz und zog ihren Stuhl näher an den des Polizisten heran. »Warum tragen Sie bei Ihrer Figur eigentlich keine Uniform? Die würde Ihnen bestimmt ausgezeichnet stehen. Wirklich schade, dass Sie im Dienst sind. Aber gut, und Geld ist immer ein willkommenes Thema.«
Vincenzo räusperte sich. Die Frau flirtete nicht nur mit ihm, sie machte ihn regelrecht an. Einen Polizisten, Staatsdiener, Vertreter der Staatsgewalt. Vermutlich empfand sie gerade das als anziehend. Er ließ schnell einen Blick über sie schweifen. Ihre Bluse war zu eng und zu weit aufgeknöpft. Beim Empfang war ihm das nicht aufgefallen, weil er Alber allein als Zeugin gesehen hatte. Eine wahrlich unangenehme Situation. »Frau Alber, ich stelle Ihnen die Frage jetzt zum letzten Mal. Wie viel Gold haben Sie gefunden? Und wie viel Geld hat Gamper aus Deutschland mitgebracht?«
Sie musterte Vincenzo. »Wie unhöflich von mir, dass ich Ihnen gar nichts angeboten habe. Möchten Sie einen Kaffee? Wasser?«
Was hatte sie vor? Wollte sie austesten, ob der Polizist tatsächlich die Wahrheit herausgefunden hatte oder nur bluffte? Jedenfalls schien sie Zeit gewinnen zu wollen.
»Nein danke. Lieber wäre es mir, Sie würden meine Frage beantworten.«
»Aber Sie haben doch nichts dagegen, wenn ich mir …?« Ohne eine Antwort abzuwarten, griff Alber zum Telefon. »Simone, bring mir einen Kaffee. Und eine große Flasche Wasser mit zwei Gläsern. Nein, bring lieber doch gleich zwei Kaffee.« Sie lächelte Vincenzo wieder auf diese Weise an, die ihm nicht behagte. »Wie ich Sie einschätze, sind Sie ein Kaffeetrinker. Hätte ich die Wahl, wären Sie mir allerdings einen Champagner wert. Soll ich …?« Ihre Hand ging erneut zum Hörer.
Vincenzo musste durchgreifen. Die Rollen waren klar verteilt. Polizist, Verdächtige. »Frau Alber, Schluss damit, das ist ein Verhör, da ist kein Platz für Small Talk und Alkohol. Beantworten Sie endlich meine Frage!«
Alber machte einen Schmollmund, der gut zu einem Teenager gepasst hätte. »Keinen Champagner? Schade. Aber okay, wie war die Frage?«
Als sie sich in ihrem Stuhl zurücklehnte, rutschte ihr Rock etwas nach oben. Da sie zudem wie zufällig die Beine spreizte, konnte Vincenzo gar nicht anders, als hinzusehen: Christine Alber trug keinen Slip! Diese Art von Frau war wirklich eine neue Erfahrung für ihn. Demonstrativ wandte er den Blick ab. »Wenn Sie mit Ihren Spielchen nicht aufhören, werden wir das Gespräch in der Questura in Bozen weiterführen. Die Entscheidung liegt ganz bei Ihnen. Und tun Sie nicht so, als hätten Sie meine Frage vergessen. Also?«
Alber deutete ein Klatschen an. »Ich mag durchsetzungsfähige Männer. Sie reizen mich.« Sie richtete sich auf ihrem Stuhl auf, zog den Rock nach unten und stützte sich auf dem Tisch ab. Mit dem Ausdruck von Langeweile in den Augen fuhr sie fort. »Aber die Questura reizt mich überhaupt nicht. Neunzig und sechs Millionen.«
»Was heißt neunzig und sechs Millionen?«
Alber schüttelte den Kopf und sah ihn spöttisch an. »Na, na, Commissario, so jung und schon so vergesslich? Können Sie sich nicht an Ihre eigene Frage erinnern?«
Vincenzo fühlte sich zunehmend provoziert. Diese Frau schien es zu lieben, mit ihrem Gegenüber zu spielen. Er konnte sich gut vorstellen, dass ein Mann schlichteren Gemütes einer solchen Frau mit Haut und Haaren verfallen konnte. Ein Mann wie Luigi Ferrari. »Sie haben neunzig Kilogramm Gold gefunden? Ist das Ihr Ernst?«
Es klopfte. Alber ging zur Tür und kam mit zwei Kaffeetassen, einer Wasserflasche und Gläsern zurück. Noch im Gehen beantwortete sie die Frage des Commissario. »Sie wissen auch nicht, was Sie wollen. Erst ist es Ihnen zu wenig, jetzt zu viel. Um es für jeden verständlich auszudrücken: Wir haben neunzig Kilogramm Gold gefunden, mit denen Heinrich Gamper nach Deutschland gefahren ist. Und nein, ich habe keine Ahnung, wen er dort getroffen hat. Das hat mich auch nicht interessiert, wichtig war nur, dass er mit exakt sechs Millionen Euro zurückgekommen ist. Zufrieden?« Genervt bemerkte Alber, dass ihre Angestellte noch unschlüssig an der Tür der Suite stand. »Ist noch was, Simone? Du störst!«
Unsicher druckste Baumgartner herum. »Sollten Sie der Polizei nicht lieber das
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