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Goldrausch: Tannenbergs zweiter Fall

Goldrausch: Tannenbergs zweiter Fall

Titel: Goldrausch: Tannenbergs zweiter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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Mantel verschränkte.
    Während Tannenberg sich ihr gegenüber auf einen Stuhl setzte, blieb sein Kollege wie der Türsteher einer Discothek drohend neben der Obdachlosen stehen.
    »Rosi, möchten Sie irgendwas: einen Kaffee oder einen Tee …?«
    »Haste ’ne Zichte für mich?«, kam plötzlich Leben in die verwahrloste Frau.
    Als Schauß den verständnislos fragenden Blick seines Vorgesetzten registrierte, übersetzte er sofort diesen Begriff aus der Berbersprache, den er bei seinen Befragungen in den letzten Wochen schon des Öfteren gehört hatte: »Die alte Pennerin will von dir eine Zigarette schnorren.«
    Tannenberg hatte den Eindruck, dass die Präsenz seines Mitarbeiters nicht dazu geeignet war, die Auskunftsfreudigkeit von Rosi zu erhöhen. Deshalb forderte er Schauß auf, umgehend in der Kantine eine Packung Zigaretten zu besorgen und anschließend anstelle seiner Person, Sabrina ins Befragungszimmer zu beordern.
    »Dann soll sie auch gleich die Kippen besorgen gehen. Ich bin doch hier nicht der Diener, den man dann gleich abserviert, wenn er seine Schuldigkeit getan hat!«, schimpfte Kommissar Schauß angesichts dieser Brüskierung wütend los und verließ mit energischen Schritten den Raum.
    »Mann, haste nischt wat zu schlucken für mich?«
    »Klar Rosi, hab ich was für dich!«, fasste Tannenberg einen Geistesblitz in Worte, öffnete das verschlossene Unterteil der rechten Säule seines Schreibtischs und entnahm ihr eine noch fast volle, etikettlose, mit einem wulstigen Korken verstopfte Weinflasche und ein Wasserglas.
    »So, Rosi, da hab ich was für dich. Bin mal gespannt, ob er dir schmeckt«, sagte der Leiter des K1, während er das Becherglas zu einem Viertel befüllte. Dann schaltete er das Tonbandgerät ein.
    Noch bevor er die Record-Taste ganz nach unten durchgedrückt hatte, kehrte in sein Gegenüber das Leben zurück. Ruckzuck schüttet sie die glasklare Flüssigkeit in sich hinein und schenkte sich sofort nach, diesmal aber so, dass kaum noch Luft im Glas Platz hatte. Mit einem großen Schluck halbierte sie den Inhalt und leckte sich mit ihrer rauen Zunge über die aufgesprungenen, farblosen Lippen.
    Wolfram Tannenberg wurde es richtig weh ums Herz, als er mit ansehen musste, wie der wunderbar weiche Mirabellengeist, den ihm Dr. Schönthaler zu seinem 40. Geburtstag geschenkt hatte und den er in seinem Schreibtisch als eiserne Reserve für Notfälle aufbewahrte, nun wie der billigste Fusel auf Nimmerwiedersehen im gierigen Schlund einer chronischen Säuferin verschwand.
    Aber seine Leidensfähigkeit wurde an diesem Morgen noch auf eine weitere harte Probe gestellt, denn schließlich war er Nichtraucher, allerdings kein normaler Nichtraucher, sondern einer von der militanten Sorte. Einer, der früher selbst ohne auch nur im geringsten Rücksicht auf seine Mitmenschen zu nehmen, seinen Qualm überall dort verbreitet hatte, wo er sich gerade befand.
    Und gerade diese Spezies neigt ja erfahrungsgemäß dazu, den widerwilligen Abschied von dem eigenen Suchtverhalten in eine extreme Intoleranz gegenüber den ehemaligen Leidensgenossen münden zu lassen. So war es auch nicht verwunderlich, dass eine seiner ersten Amtshandlungen nach der Übernahme der Kommissariatsleitung darin bestanden hatte, per Dekret allen Mitarbeitern das Rauchen in sämtlichen Diensträumen des K1 strikt zu untersagen.
    An diesem Morgen allerdings setzte er die Prioritäten aus guten Gründen anders, schließlich war Toleranz das Gebot der Stunde.
    Deshalb überreichte Tannenberg Roswitha Junke freundlich die von Sabrina besorgten Zigaretten und beobachtete anschließend interessiert, wie sie den Filter der Zigarette abbrach, sich den weißen Stummel in ihren wässrigen Mund stopfte, ihn mit einem Streichholz entzündete, mit einem langen, kräftigen Zug den Rauch einsog und parallel dazu auf ihren Restzahnbeständen herumkaute.
    »So, Rosi, jetzt bist du aber auch so nett und beantwortest mir einige Fragen.«
    »Klaro, Chef!« Rosi nahm einen weiteren Schluck aus dem Wasserglas. »Wat willste denn wissen?«
    »Also zuerst einmal interessiert mich, ob du den Alfred Tauber kennst?«
    »Wen soll isch kennen?«
    »Den Bomben-Fredi«, korrigierte sich Tannenberg umgehend, nachdem er seinen Lapsus bemerkt hatte.
    »Der iss doch tot, der Fredi, oder etwa nischt?«
    »Doch, der ist tot.«
    »Dat war’n feiner Kerl, der Fredi!«, sagte die Obdachlose und warf ihren rechten Arm zur gestischen Untermalung ihrer Beurteilung

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