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Goldstein

Goldstein

Titel: Goldstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Kutscher
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einprägen.«
    Rath hörte Stühle rücken, dann trat ein halbes Dutzend junge Männer nach vorn und stellte sich in Reih und Glied auf.
    »Die Herren Stark, Tornow, Schütz, Weißhaupt, Marx und Kluge«, sagte Weiß, »beginnen heute ihren Dienst als Kommissaranwärter. Sie sind zunächst der Inspektion J zugeteilt, da die Fahndung im Moment die größte Unterbesetzung aufweist. Von Fall zu Fall können sie auch in anderen Inspektionen eingesetzt werden, das wird das Büro von Regierungsdirektor Scholz je nach Sachlage entscheiden.«
    Die Kommissaranwärter standen wie Falschgeld in der Gegend herum. Als zweiten von links erkannte Rath den Polizeileutnant, den er vor wenigen Tagen bei Weiß getroffen hatte. Auch im Anzug machte der Mann eine tadellose Figur. Tornow hieß er also.
    »Ich bitte Sie jedenfalls«, fuhr Doktor Weiß fort, »den Herren Kommissaranwärtern mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Die meisten von ihnen haben vor Kurzem noch Uniform getragen und sich im Dienst für unseren demokratischen Staat draußen in der Stadt exponiert. Wenn Sie mit einem unserer Anwärter zusammenarbeiten, zeigen Sie bitte Geduld und arbeiten Sie ihn sorgfältig ein. Denken Sie immer daran: Einer dieser Herren könnte in einigen Jahren möglicherweise Ihr Vorgesetzter sein.« Weiß machte eine Pause, bis die Lacher verebbt waren. »Aber Spaß beiseite, ich glaube, die gestrigen Vorfälle haben uns noch einmal vor Augen geführt, wie wichtig es ist, dass wir in dieser Behörde zusammenarbeiten, dass wir mit einander arbeiten und nicht gegen einander.«
    Durch die dicken Brillengläser konnte Rath es nicht so genau erkennen, aber er hatte das Gefühl, dass der Vize bei den letzten Worten vor allem ihn ins Visier genommen hatte. Wahrscheinlich war es nur Einbildung, sein angeborenes, von gründlicher katholischer Erziehung verstärktes Schuldgefühl. Mit diesem Appell schloss Weiß die Versammlung. Die Beamten standen auf und verließen nach und nach den Saal, um an ihre Arbeit zu gehen. Mitten in der Menge schwamm, unübersehbar, ein Mann von ausladender Körperfülle.
    Rath überlegte, ob er Gennat ansprechen sollte, vielleicht könnte der Leiter der Mordinspektion ein bisschen Druck machen und seinen Kommissar für eigene Zwecke zurückfordern. Denn Bernhard Weiß, das war Rath inzwischen klar, hatte überhaupt nichtdie Absicht, ihn und seine Leute von der Goldsteinobservierung abzuziehen. Obwohl es doch nahelag, das Ganze der Fahndung zu übergeben, zumal die nun über ein paar neue Mitarbeiter verfügte. Welche Aufgabe war für einen Kommissaranwärter besser geeignet als eine Observierung? Rath steuerte auf den Buddha zu und stutzte. Dummerweise ging Wilhelm Böhm direkt neben dem Kriminalrat, ausgerechnet Böhm. Er näherte sich den beiden Mordermittlern und hörte Bulldogge Böhm irgendetwas von einem Raubmord erzählen, der womöglich gar keiner war. Rath wartete, bis er nah genug war, um dazwischenzufunken. Jetzt! Schnell ein Lächeln aufgesetzt und forsch nach vorn!
    »Guten Morgen, Herr Kriminalrat!« Rath tippte an seinen Hut. »Herr Oberkommissar!«
    »Ah, Kommissar Rath!« Gennat hatte ihn erkannt; Böhm brach mitten im Satz ab und schickte dem Störenfried nur einen bösen Blick zu. »Sie auch mal wieder im Hause?«, fuhr Gennat fort. »Wie läuft’s denn so?«
    »Danke der Nachfrage. Wollte mich nur mal erkundigen, was sich in der Inspektion A so tut. Man bekommt ja kaum etwas mit im Außendienst. Wie es aussieht, nimmt die Zahl der Todesfallermittlungen gerade wieder zu.«
    »Tja, wirklich ein tragischer Fall, das mit dem Kollegen. Werden wir gleich in unserer Besprechung kurz anschneiden.«
    »Und Kollege Böhm ermittelt auch gerade in einem Todesfall, wie ich höre?«
    Böhm schoss einen zweiten, noch böseren Blick ab, und Rath verbuchte das als kleinen Sieg.
    »Leichenfund gestern in Friedrichshain«, sagte Gennat. »Ein Gebrauchtwarenhändler lag übel zugerichtet im Hinterzimmer seines Ladens. Deutet alles auf Raubmord hin, nur war der Mann ein polizeibekannter Hehler mit Kontakten zum Ringverein Berolina.«
    »Und deswegen vermute ich auch einen anderen Hintergrund als Raubmord«, mischte sich Böhm ein, wohl, um auch mal wieder etwas sagen zu können. »Bekanntlich sind die Berolina und die Nordpiraten derweil gerade nicht gut aufeinander zu sprechen. Würde mich nicht wundern, wenn der Raubmord nur vorgetäuscht ist. Wir haben da jedenfalls einige Ungereimtheiten.«
    »Sie meinen, eine Abrechnung

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