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Golem und Dschinn: Roman (German Edition)

Golem und Dschinn: Roman (German Edition)

Titel: Golem und Dschinn: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Wecker
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und klirrten leise. »Eine Königin der Wüste«, sagte sie. Und dann nahm ihr Gesicht einen erschreckend tieftraurigen Ausdruck an. Tränen flossen ihr aus den Augen; sie bedeckte sie mit der Hand und holte schluchzend Luft.
    »Mein Liebe, was ist denn los?«, rief die alte Frau. Aber ihre junge Begleiterin schüttelte nur den Kopf und versuchte zu lächeln, offenbar war ihr das eigene Verhalten peinlich. Sam holte ein Taschentuch, das sie dankbar nahm, um sich damit die Augen abzutupfen. Betrübt platzte es aus ihm heraus: »Sie gefällt Ihnen nicht?«
    »Oh, doch! Sie gefällt mir sehr gut! Entschuldigen Sie, Mr. Hosseini, aber im Moment bin ich einfach nicht ich selbst.«
    »Das liegt an der Hochzeit«, versuchte die ältere Frau sie zu trösten. »Deine Mutter macht so ein Theater um alles, dass ich mich frage, wie du es aushältst.«
    Sam nickte und dachte an seine eigene stille Lulu, ihr unterschwelliges Heimweh. »Hochzeit ist seltsame Zeit«, sagte er. »Viel Glück, aber auch viele Veränderungen.«
    »So ist es.« Die junge Frau holte tief Luft und lächelte dann ihr Spiegelbild an. »Sie ist wunderschön. Wie viel verlangen Sie dafür?«
    Sam nannte eine Summe, die er für knapp unterhalb von aberwitzig hielt, und sie stimmte bereitwillig zu. Die alte Frau riss beunruhigt die Augen auf und blickte drein, als hätte sie der jungen Frau eine strenge Standpauke gehalten, wären sie allein gewesen. Da er den Einkauf nunmehr für abgeschlossen hielt, brachte Sam mehr Tee und kleine Küchlein, die mit gehackten Pistazien bestreut waren. »Meine Frau hat gemacht«, sagte er stolz, verpackte ihre Einkäufe und trug sie zu ihrem Wagen hinaus. Der Kutscher gab ihm eine Adresse in der Park Avenue, an die er die Rechnung schicken sollte.
    Als die Frauen schließlich aufstanden, um zu gehen, legte Sam die Hand aufs Herz und verbeugte sich vor beiden. »Ihr Besuch war mir eine Ehre«, sagte er. »Wenn Sie noch etwas brauchen, bitte Sie kommen wieder.«
    »Das werde ich«, sagte die junge Frau herzlich und ergriff seine Hand; er spürte das seltsame Zittern ihrer Finger. Sie blickte zu der älteren Frau, die bereits unterwegs zur Tür war, und senkte die Stimme: »Mr. Hosseini, kennen Sie viele Ihrer syrischen Nachbarn?«
    »Ja«, sagte er überrascht. »Ich bin schon lange hier, ich kenne alle.«
    »Können Sie mir sagen – kennen Sie einen Mann –« Doch dann schaute sie wieder zu der alten Frau, die neben der Tür wartete, und was für eine Frage auch immer sie hatte stellen wollen, sie kam ihr nicht über die Lippen. Sie lächelte ein wenig traurig und sagte: »Es ist nicht wichtig. Danke, Mr. Hosseini. Für alles.« Die Glocke an der Tür bimmelte, als sie hinausging.
     
    Der Kutscher half Sophia beim Einsteigen. Sie setzte sich neben ihre Tante und zog das Schultertuch fester um sich. Der Ausflug hatte sich gelohnt, sie wünschte nur, dass sie nicht geweint hätte und so unangenehm aufgefallen wäre. Vermutlich sollte sie sich bei ihrer Tante bedanken, die eine Entschuldigung für ihre Tränen gefunden hatte, auch wenn der wahre Grund dafür ein ganz anderer gewesen war.
Eine Königin der Wüste.
Genau das hatte sie sich vorgestellt, in ihrem Bett, in seinen Armen. Die Ironie, die sich hinter dem Porträt versteckte, war ihr nicht entgangen.
    Ihre schwitzende Tante fächelte sich mit ihren Handschuhen Kühlung zu. Sie wandte sich an Sophia, als wollte sie etwas sagen –
diese fürchterliche Hitze
 –, doch dann bremste sie sich und lächelte sie nur gezwungen an. Sophias Krankheit hatte zumindest einen Vorteil: Das neue Unbehagen aller um sie herum bedeutete, dass sie weniger plaudern musste.
    Der Kutscher dirigierte den Hansom weg vom Gehweg und manövrierte ihn langsam durch das Gewirr zahlloser Wagen. »Sollen wir in den Central Park fahren?«, fragte ihre Tante. »Ich bin sicher, deine Mutter hätte nichts dagegen.«
    »Ist schon gut, Tante. Ich möchte lieber nach Hause.« Sie lächelte, um die Zurückweisung abzumildern. Ihre Tante machte sich wie alle anderen Sorgen um sie. Sophia war nie ein lebhaftes Mädchen gewesen, aber zumindest war sie spazieren gegangen, hatte Freundinnen besucht und die Dinge getan, die begüterte junge Frauen tun sollten. Jetzt saß sie nur noch stundenlang vor dem Kaminfeuer. Sie wusste, dass alle sie bemitleideten, doch sie empfand ihre lange Rekonvaleszenz tröstlich. Ihre Mutter hatte sie von allen gesellschaftlichen Verpflichtungen entbunden – es waren nicht

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