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GOLIATH - Die Stunde der Wahrheit

GOLIATH - Die Stunde der Wahrheit

Titel: GOLIATH - Die Stunde der Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Westerfeld
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lachte, während sie die junge Dame zum Tisch führte. Alek spürte, wie er errötete, und wandte den Blick ab, nur um das Grinsen auf Deryns Gesicht zu entdecken – und Volger grinste ebenfalls. Er fragte sich, ob alle amerikanischen Frauen so kühn waren, stets bereit, Männer in Verlegenheit zu bringen oder mit Ballons zu entfliehen.
    »Schmerzliche Folgen«, wiederholte Bovril, dann krabbelte er unter den Tisch, um sich dort mit dem Loris von Miss Eierkopf zu treffen. Als Alek sich setzte, fielen ihm ein sechstes Gedeck und ein leerer Stuhl auf.
    »Uns erwartet wohl noch ein geheimnisvoller Gast«, sagte Graf Volger und suchte sein Weinglas auf Spülflecken ab.
    »Mr. Francis?«, fragte Alek in Richtung von Dr. Barlow.
    »Er ist nicht eingeladen. Sie sehen schon bald den Grund.« Stattdessen nickte sie Deryn zu, und die öffnete die Tür. Ein Mann in schlecht sitzendem Jackett trat ein. Es dauerte einen Moment, dann packte Alek die Tischkante mit beiden Händen und erhob sich halb.
    »Sie!«
    »Bleiben Sie doch sitzen, Hoheit.« Eddie Malone verneigte sich. »Ladys und Gentlemen, entschuldigen Sie die Verspätung.«
    Alek ließ sich wieder in seinen Stuhl sinken.
    »Geheimnisvoller Gast«, murmelte das Tierchen.
    »Mr. Malone, ich denke, Graf Volger und Seine Durchlaucht haben Sie bereits kennengelernt.« Dr. Barlow lächelte herzlich. »Mr. Nikola Tesla und Miss Adela Rogers, dies ist Eddie Malone, Reporter der New York World .«
    »Von der World ?«, entfuhr es Miss Rogers. »Ach, du meine Güte.«
    »Edward Malone«, murmelte Tesla. »Sind Sie nicht der Reporter, der Prinz Aleksandar in Istanbul interviewt hat?«
    »Das war ich, richtig.« Malone nahm Platz. »Ich bin ihm seitdem gefolgt, könnte man sagen. Und dank Ihres fliegenden Funkgeräts habe ich ihn am Ende gefunden.«
    Der Erfinder lächelte. »Ein äußerst lohnendes Experiment.«
    Die beiden Männer lachten, und plötzlich wünschte sich Alek, er und Deryn hätten es dem Sturm erlaubt, die Antenne in ein Wrack zu verwandeln. Deren einziger Zweck hatte darin bestanden, mehr Aufmerksamkeit auf das Vorhaben zu lenken.
    Miss Roger war entgeistert. »Hat man dem Chef schon mitgeteilt, dass wir einen von Pulitzers Männern an Bord haben?«
    »Mr. Hearst hat nicht daran gedacht, danach zu fragen.« Miss Eierkopf winkte Deryn zu sich, die daraufhin vortrat, um Wein nachzuschenken. »Und sicherlich werden Sie feststellen, dass Mr. Malone interessante Neuigkeiten zu berichten weiß.«
    Malone wandte sich an Miss Rogers. »Es hat mit Ihrem Freund Philip Francis zu tun. Wir haben ihn nun schon eine Weile im Auge, und wie sich herausgestellt hat, ist das nicht sein richtiger Name. Er wurde als Philip Diefendorf geboren, und einen deutscheren Namen kann man wohl kaum finden!«
    Alek runzelte die Stirn und rief sich Mr. Francis in Erinnerung. »Er hat gar keinen deutschen Akzent.«
    »Vielleicht hat er auch die Sprechweise geändert.«
    Miss Rogers verdrehte die Augen. »Philip wurde in New York geboren.«
    »Behauptet er«, sagte Malone.
    »Ha! Sie Burschen von der World tun immer so, als wäre der Chef ein Verräter. Nur, weil Sie ihn dafür hassen, dass er mehr Zeitungen verkauft als Sie!«
    »Ich habe ja nicht gesagt, Hearst würde darüber Bescheid wissen«, entgegnete Malone und hob die Hände. »Aber der Leiter Ihrer Wochenschau ist Deutscher und gibt sich alle Mühe, es zu verbergen.«
    »Stammen nicht die meisten Amerikaner aus anderen Staaten?«, fragte Graf Volger.
    Mr. Tesla nickte. »Ich bin ebenfalls Immigrant.«
    »Ein hervorragender Einwand«, sagte Dr. Barlow. »Trotzdem macht sich der Kapitän Sorgen. Letzte Nacht haben wir in aller Eile eine große Menge Vorräte an Bord genommen, und noch haben wir nicht alles durchsuchen können.«
    »Wonach suchen Sie denn?«, erkundigte sich Miss Rogers.
    »Sabotage wäre die einfachste Möglichkeit, die Leviathan zu zerstören«, antwortete Dr. Barlow. »Eine kleine Phosphorbombe an der richtigen Stelle würde uns alle in einem Flammenmeer umkommen lassen.«
    Am Tisch machte sich Schweigen breit, und Alek spürte, wie seine Kopfschmerzen ihre Rückkehr ankündigten.
    »Das ist natürlich höchst unwahrscheinlich«, mischte sich Deryn ein. »Wir waren den ganzen Nachmittag mit den Schnüfflern unter Deck unterwegs, und die haben keinen Sprengstoff entdeckt. Trotzdem könnte etwas Gefährliches an Bord geschmuggelt worden sein.«
    »Und zwar was?«, wollte Graf Volger wissen.
    Deryn zuckte mit den Schultern.

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