Gone Girl - Das perfekte Opfer: Roman (German Edition)
Sekunde oder so nichts sehen konnte, mir war schwindlig, mein Kopf dröhnte, und ich hab versucht, ihm den Holzgriff wegzureißen, aber da hat er mich mit seinem Taschenmesser in den Arm gestochen. Man sieht die Narbe noch, hier.
B:
Ja, das ist bei der medizinischen Untersuchung schon registriert worden. Sie hatten Glück, dass es nur eine Fleischwunde war.
A:
Es hat sich nicht wie eine Fleischwunde angefühlt, glauben Sie mir.
B:
Er hat also auf Sie eingestochen? Der Winkel ist …
A:
Ich weiß nicht, ob es Absicht war oder ob ich aus Versehen in die Klinge gestürzt bin – ich hatte völlig das Gleichgewicht verloren. Aber ich weiß noch, dass der Knüppel auf den Boden gefallen ist, und als ich nach unten schaute, sah ich, wie das Blut aus meiner Wunde draufgetropft ist. Ich glaube, da hab ich das Bewusstsein verloren.
B:
Wo waren Sie, als Sie wieder aufgewacht sind?
A:
Als ich aufgewacht bin, lag ich in meinem Wohnzimmer und war an Hand- und Fußgelenken gefesselt.
B:
Haben Sie geschrien oder sonstwie versucht, Ihre Nachbarn auf sich aufmerksam zu machen?
A:
Selbstverständlich habe ich geschrien. Ich meine, haben Sie mir zugehört? Ein Mann, der seit Jahrzehnten von mir besessen war und in meinem Wohnzimmer versucht hat, sich das Leben zu nehmen, hat mich geschlagen, mich mit dem Messer verletzt und mich gefesselt.
B:
Okay, okay, Amy, tut mir leid, die Frage sollte wirklich nicht so klingen, als wollten wir Ihnen einen Vorwurf machen. Aber wir brauchen das ganze Bild, damit wir die Ermittlungen abschließen und Sie in ihr Leben zurückkehren lassen können. Möchten Sie noch ein Glas Wasser oder einen Kaffee oder sonst etwas?
A:
Etwas Warmes wäre schön. Mir ist so kalt.
B:
Kein Problem. Kannst du ihr mal einen Kaffee holen, bitte? Was ist danach passiert?
A:
Ich glaube, sein ursprünglicher Plan war, mich zu überwältigen und zu entführen und es dann so aussehen zu lassen, als wäre ich weggelaufen. Denn als ich aufwachte, hatte er gerade das Blut in der Küche aufgewischt und war dabei, die kleinen antiken Figuren wieder auf den Tisch zu stellen, die umgefallen sind, als ich in die Küche gerannt bin. Den Knüppel hatte er entsorgt. Aber anscheinend hatte er keine Zeit mehr, und ich denke, es muss ungefähr so gewesen sein: Er sieht das Chaos im Wohnzimmer und denkt ich lass das so, dann sieht es aus, als wäre hier was Schlimmes passiert . Also reißt er die Vordertür auf, und dann schmeißt er noch ein paar Sachen im Wohnzimmer um. Kippt die Ottomane. Deshalb hat die Szenerie wahrscheinlich auch etwas seltsam gewirkt: Sie war halb echt und halb falsch.
B:
Hat Desi belastendes Material in den Verstecken der Schatzsuche deponiert – in Nicks Büro, in Hannibal, im Haus von Nicks Vater, in Gos Holzschuppen?
A:
Ich weiß nicht, was Sie damit meinen.
B:
In Nicks Büro hat man Frauenunterwäsche gefunden, nicht in Ihrer Größe.
A:
Vermutlich war die von dem Mädchen, mit dem er … mit dem Nick sich getroffen hat.
B:
Nein, ihr gehört sie auch nicht.
A:
Tja, da kann ich Ihnen leider auch nicht helfen. Vielleicht hat er sich nicht nur mit einem Mädchen getroffen.
B:
Im Haus von Nicks Vater hat man Ihr Tagebuch gefunden. Teilweise verbrannt im Heizkessel.
A:
Haben Sie das Tagebuch gelesen ? Es ist schrecklich. Ich bin sicher, dass Nick es vernichten wollte – ich kann es ihm nicht vorwerfen, in Anbetracht der Tatsache, dass Sie sich so schnell auf ihn eingeschossen haben.
B:
Ich frage mich, warum er ins Haus seines Vaters gegangen ist, um es zu verbrennen.
A:
Da müssen Sie ihn fragen. (Pause) Nick war oft dort, wenn er allein sein wollte. Er liebt seine Privatsphäre. Deshalb bin ich sicher, dass er das nicht seltsam fand. Ich meine, bei uns zu Hause konnte er es nicht verbrennen, weil es ja ein Tatort ist – wer weiß, ob die Polizei nicht zurückkommt und etwas in der Asche findet. Das Haus seines Vaters war diskreter. Ich fand das einen klugen Schachzug, wenn man bedenkt, dass die Polizei ihn praktisch schon verurteilt hatte.
B:
Das Tagebuch ist sehr, sehr beunruhigend. Da geht es um Misshandlung und darum, dass Sie Angst haben, Nick könnte das Baby nicht wollen und hätte womöglich vor, Sie zu töten.
A:
Ich wünschte ganz ehrlich, das Tagebuch wäre verbrannt. (Pause.) Lassen Sie mich ganz offen sein: Das Tagebuch enthält einige der Streitpunkte, um die es bei Nick und mir in den letzten Jahren ging. Es zeichnet kein sehr positives Bild von unserer Ehe und von Nick,
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