GOR-Zyklus 14 - Kampfsklave auf Gor
erbeben.
Gestern waren wir von unserer Herrin inspiziert worden. Nachdem sie mich beschaut hatte, war die Inspektion – so wollte mir scheinen – ziemlich schnell zu Ende gewesen. Die restlichen Sklaven in der Reihe hatte sie eher oberflächlich gemustert und sich die Kajirae kaum angesehen.
Immer wieder schlug ich gegen den Stamm. Dabei muß man auf das Gleichgewicht achten, was einem die Beweglichkeit verschafft und dem Gegner kaum eine Möglichkeit läßt, einen Fehlschritt oder eine vorübergehende Ungeschicklichkeit in der Verteilung des eigenen Gewichts auszunutzen; außerdem bekommen die eigenen Hiebe dadurch eine bessere Wirkung. Ich nahm die Füße selten weiter als zwanzig Zoll auseinander; zu Beginn des Trainings hatte ich eine Fußfessel getragen, jetzt gelang es mir auch ohne Gedächtnishilfe, ohne überhaupt darüber nachzudenken, einen vernünftigen Abstand zwischen den Füßen einzuhalten; dabei bewegte ich mich vorwiegend auf Zehenspitzen; dies mindert die Reibung und läßt schnelle Bewegungen zu. In der Kampfarena bohren sich die Zehen überdies in den weichen Sand und geben besseren Halt. Viele Sklavenkämpfe sind kaum mehr als blutige Schlägereien, die gern von freien Personen verfolgt werden. Kenneth und Barus dagegen, die sich auf Wetten einließen, nahmen solche Kämpfe ernst. Im Laufe der Jahre hatten sie viel Zeit und Überlegung auf das Training und die Entwicklung von Kampfsklaven verwendet. In der Folge waren die Ställe der Lady Florence, besonders in den letzten vier oder fünf Jahren, bei Stallkämpfen ungewöhnlich erfolgreich gewesen. Dies hatte Kenneth und Barus ein kleines Vermögen eingebracht. Die Angehörigen hoher goreanischer Kasten interessierten sich allerdings kaum für solche Dinge.
Der Stamm vor mir ächzte und begann zu knacken. Immer wieder hieb ich zu. Die Decke der hohen Scheune und die Wände hallten von den Schlägen auf das nachgebende Holz wider. Ich spürte, daß der Balken bald weichen würde, und erhöhte das Tempo meiner Schläge.
Es geschah zuweilen jeden vierten oder fünften Tag, daß ich eine Haube übergestülpt bekam und angekettet in einen Wagen geschafft wurde, gewöhnlich mit anderen Sklaven, die ebenfalls Kämpfer waren. Wenn ich dann wieder losgekettet wurde, befand ich mich meistens in einer niedrigen Grube, um die sich freie Personen versammelt hatten, die zumeist aus niederen Kasten stammten. In der Grube stand mir ein anderer Sklave gegenüber. Unsere Hände waren in Leder gewickelt, damit sie nicht so schnell brachen. Es durfte getreten werden, doch waren tödliche Umklammerungen verboten. Man kämpfte, bis der Gegner nicht mehr konnte – unterbrochen durch kurze Pausen, die den Kampf in die Länge zogen und in denen sich die Kämpfer ein wenig erfrischen konnten. Begleitet war der Kampf von lautem Gebrüll und lebhaftem Wetten. In unseren Ställen hatte ich die ersten sechs Kämpfe verloren, doch je mehr meine Erfahrung in der Arena zunahm, desto positiver machte sich mein Training bemerkbar, und mit der Zeit schlug ich mich ganz gut. Die letzten siebzehn Kämpfe hatte ich gewonnen – davon hatten fünf außerhalb unserer Ställe stattgefunden. In der Regel gehörte ich zu einer Mannschaft aus fünf Kämpfern, die sich gewichtmäßig unterschieden. Ich kämpfte in der schwersten Klasse. Auch unter den kleinen Männern gibt es ungewöhnlich gute Kämpfer, wenn sie auch nicht die Größe und das Gewicht mitbringen, um sich nachhaltig gegen größere Männer durchzusetzen, die etwa das gleiche Kampfgeschick besitzen.
Plötzlich spaltete sich der Stamm und brach splitternd vor den Gewichten in meinen Händen weg.
Ich warf den Kopf in den Nacken und atmete schnell tief durch.
Im gleichen Augenblick spürte ich es neben mir, das kleine blonde Weib in dem braunen Fetzen.
»Telitsia«, sagte ich.
Sie nahm mir eine der Gunni ab, die von der linken Faust. Das Gebilde war schwer. Sie trug es mit beiden Händen zu einem Regal an der Wand.
»Weiß Kenneth, daß du hier bist?« fragte ich.
Sie kehrte zurück und zog mir sanft das gekrümmte Gewicht von der rechten Faust.
»Weiß Kenneth, daß du hier bist?« wiederholte ich meine Frage.
Sie stellte das zweite Gewicht in das Regal. Dann wandte sie sich um und schaute mich an. Ich erwiderte den Blick. Sie begann zu zittern, senkte den Kopf und ging zu einem wassergefüllten Holzeimer in der Ecke der Scheune. Sie senkte eine große Schöpfkelle hinein und brachte sie mir. Ich trank, gab ihr
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