GOR-Zyklus 25 - Die Zauberer von Gor
Administrators von Ar! Du warst ein Nichts, eine enterbte Schande, aus dem Norden gerettet. Sie haben dich in einem Laken zurückgebracht, du besaßest nicht einmal ein Tarskstück. Warst entehrt. Du nanntest nicht einmal mehr die Bürgerschaft dein eigen! Nur weil du einst Marlenus' Tochter warst, erlaubte man dir, im Zentralzylinder zu leben. Aber man hielt dich dort verborgen, von den anderen getrennt, damit du nicht noch mehr Schande über Marlenus und die Stadt bringen konntest. Vergleich dich nicht mit mir. Du bist ein Nichts! Ich bin die Tochter des Minus Tentius Hinrabius!«
»Hör nicht auf sie, geliebte Talena!« rief ein Mann.
»Du bist ein Emporkömmling«, sagte Claudia. »Du bist eine Marionette der Cosianer!«
»Ich bin deine Ubara!« schrie Talena.
»Du bist eine cosische Marionette!«
»Verrat!« riefen Männer.
»Du trägst sogar cosische Tracht!« rief Claudia.
»Auf diese Weise können wir unseren Respekt für Cos bekunden, unsere Dankbarkeit ihnen gegenüber, unsere Freundschaft«, sagte Talena.
»Tanze an ihren Fäden, Marionette!« schrie Claudia.
»Vielleicht wirst du es sein, die tanzt«, brüllte Talena sie an, »und zwar als Sklavin vor meinen Offizieren!«
»Und das täte ich aufregender als du«, sagte Claudia.
Das bezweifelte ich.
»Sklavin! Sklavin!« rief Talena.
»Marlenus von Ar befreite mich aus der Sklaverei!« sagte Claudia.
»Ich bin nicht Marlenus!« rief Talena.
»Er hat mich mit Ehre behandelt«, sagte sie, »und mich unterstützt.«
»Ich bin nicht er«, sagte Talena.
»Genausowenig wie du, enterbt und entehrt, noch seine Tochter bist!« erwiderte Claudia.
»Verrat!«
Talena wandte sich an die Menge. »Sollten die Kaste dieser Frau, ihre hohe Geburt und die Tatsache, daß sie die Tochter eines Administrators ist, eines bloßen Administrators, ihr erlauben, sich vor ihren Pflichten ihrem Staat gegenüber zu drücken?«
»Nein!« rief die Menge. »Nein!«
Talena wandte sich an Claudia. »Findest du, man sollte dir besondere Privilegien einräumen?«
Das brachte Claudia aus dem Konzept.
»Ha!« rief ein Mann. »Seht, darauf weiß sie nichts zu sagen.«
Claudia gehörte einer hohen Kaste an und war ein Mitglied der Aristokratie. Die goreanische Gesellschaft weiß ihre Traditionen zu schätzen und ist durchdacht strukturiert. Darum wäre es ihr nie in den Sinn gekommen, daß ihr im Rahmen ihrer Stellung nicht die üblichen Privilegien zustanden. Diesen Privilegien stehen natürlich – zumindest in der Theorie – Pflichten und Ansprüche gegenüber, die weit darüber hinausgehen, was anderen abverlangt wird. Wie viele Eroberer machten sich die Cosianer wohlüberlegt den Klassenneid zunutze und benutzten ihn, um ihre Ziele durchzusetzen wie zum Beispiel den Ersatz der alten Aristokratie oder Elite durch ihre eigene, und zwar nach Möglichkeit so unauffällig wie möglich.
»Glaubst du, du bist etwas Besseres als die anderen Frauen Ars?« fragte Talena.
»Zumindest bin ich besser als eine ganz bestimmte Frau«, erwiderte Claudia, »und zwar Talena, die die Diktatorin von Ar wäre, nur daß ihre cosischen Herrn ihr die Macht, die dazu nötig wäre, nicht erlauben!«
»Verrat!« riefen einige der Zuschauer. »Tötet die Hinrabianerin! Auf den Pfahl mit ihr!«
»Und in der Nacht – dienst du deinen Herren da zwischen den Fellen?« fragte Claudia.
Anscheinend ließ allein schon der Gedanke Talena beinahe in Ohnmacht versinken. Zwei ihrer Diener stützten sie.
»Tod der Hinrabianerin!«
Ein hinter Claudia stehender Wächter hatte schon das Schwert zur Hälfte aus der Scheide gezogen.
»Nein, nein!« rief Talena der Menge zu. »Sagt so etwas nicht zu einer Frau aus Ar!«
»Gnädige Talena!« schluchzte ein Mann.
Der Wächter stieß das Schwert zurück in die Scheide. Die Menge verstummte.
»Ich bedaure, daß ich dich trotz der Liebe, die ich für dich empfinde, nicht von deinen Verpflichtungen gegenüber dem Staat entbinden kann«, sagte Talena. »Oder dich anders als die anderen Frauen Ars behandeln kann. Denn auch ich habe eine Pflicht zu erfüllen, denn ich bin die Ubara!«
Die Männer jubelten.
»Bring diese Farce doch zu Ende!« rief Claudia. »Hier stehe ich vor dir, nackt und in deiner Macht! Hast du nicht auf diesen Augenblick gewartet? Steht mein Name nicht als erster auf deiner Liste? Genieße deinen Triumph! Tu mit mir, was du willst!«
»Meine Entscheidung wird getroffen werden wie bei jeder anderen Frau Ars auch«, entgegnete Talena.
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