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Gott-Poker (German Edition)

Gott-Poker (German Edition)

Titel: Gott-Poker (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Scholz
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und das gefiel Marin. Er streichelte sie mit dem Finger, und sie begann ein unbeholfenes Geräusch von sich zu geben. Das Schnurren musste sie erst noch lernen.
     
    Am Abend des siebten Tages schon hieß Falier den Anker werfen. Eston ließ die Barke zu See, und im Schatten der Berge ruderte er sie zu belebten Ufern. Es war Winter, und durch die schneidend kalte Luft drang bereits deutlich der Duft der Sehnenden heran.
    Zwei Gestalten, gehüllt in schwarze Mäntel, betr aten das Land. Der kleinere der beiden humpelte ein wenig und versteckte das pockennarbige, behaarte Gesicht unter einer schwarzen Kapuze. Den Käfig hatten sie zurück gelassen. Die kleine Katze war zutraulich geworden und saß regungslos im Aufschlag seines Mantels an Marins Brust. Eston schleppte die Kiste mit dem restlichen Getier.
     
    Die Mädchen waren bereits eingetroffen. Sie pflegten sich über Falier und Eston lustig zu machen. Sie wählten bequemere Reise- und Erscheinungsformen.
    Eleonore hieß sie an der Eingangstür willko mmen. »Meister, was haben wir euch vermisst« hauchte sie und griff nach seiner Brust, als er sich an ihr vorbeizwängen wollte. Er stieß sie in die dunkle Lagerhalle. Sie fiel zu Boden und schrie auf. Eston hatte die Tiere bereits aus ihrer Kiste gelassen, und die schöne, halbnackte Eleonore war auf einem Bett aus fetten, behaarten Spinnen gelandet. Marin Falier brach in schallendes, höhnendes Gelächter aus. Eleonore schossen die Tränen in die Augen. Cora und Belinda traten aus dem Dunkel hervor, gehüllt in weiße Spitzenkleider, die ihnen bis über die Knöchel reichten. »Herr!« flehte Cora und stürzte sich zu seinen Knien, »nimm das Getier weg!«
    Sein Gelächter erstarb unter ihren Liebkosungen.
    »Eston«, keuchte er, »was stehst du rum! Fang das Getier ein und überbringe die Katze!«
    Eston machte eine unbestimmte Handbewegung und gab ein Grunzen von sich. Die Spinnen zogen sich in ihre Truhe zurück. Eleonore lag zitternd auf dem Boden. Der Graf stieß Cora weg und beugte sich zu Eleonore hinunter. »Fass mich nicht an, du Scheusal« zischte Eleonore und schlug mit ihrem weißen Handgelenk nach ihm. »Verzeih mir, mein Kleines«, sagte der Graf leise, und legte seine Hand auf ihren Mund. Das gefiel ihr, und erst widerstrebend und vorsichtig, dann hingebungsvoll, begann sie seine Handfläche zu lecken.
    Estons sabberndes Maul schloss sich um das G enick des weißen Kätzchens, das kläglich miaute. Knurrend zog er den geflochteten Bastkorb aus dem Koffer und legte die Katze in die weiße Decke, von der er zuerst den Staub schütteln musste. Dann suchte er einen Stift. Camilla gab ihm schließlich einen der Glitzerstifte, die sie immer bei sich trug. Eston riss mit seinem Maul die Kappe ab und schrieb mit seiner krakeligen Schrift eine Notiz auf einen vergilbten Zettel, der aus dem Koffer gesegelt war. Er steckte den Zettel zwischen die Bastflechten des Korbes, deckte noch einmal das Kätzchen zu und humpelnd machten sie sich auf den Weg.
    Als die Tür hinter Estons gebückter Gestalt zug eschlagen war, hieß der Graf die Mädchen sich versammeln. Sie räkelten sich auf den staubigen Ledersofas, die ihm von der letzten Unternehmung noch gut in Erinnerung waren. Auf einem dieser Sofas hatte er Madeleine-Mary... die Erinnerung an die tiefe Liebe und Leidenschaft, die er empfunden hatte, ließ etwas in ihm erklingen, das die Menschen Reue und schlechtes Gewissen nannten. Er lachte schrill auf.
    » Hört zu, Mädchen«, sagte er, und verscheuchte den sentimentalen Anfall mit einer Handbewegung, die Camilla die Kiste mit den Utensilien holen hieß. »Wir brauchen Stewardessen und Krankenschwestern. Wer will welche Uniform?«
     
     
     
    Wir tranken unsere Tassen aus und erhoben uns vom Tisch; Chiara, indem sie sich auf den Boden fallen ließ und ich, indem ich umständlich aufstand, ängstlich bemüht, mein Tuch nicht zu verlieren. Chiara robbte in ihr Zimmer, um sich anzuziehen, und ich ging über die Terrasse zurück ins Schlafzimmer ihres Vaters. Es war hell geworden. Ich blieb einen Moment am Geländer stehen und sah aufs Meer, das jetzt aus goldenen Flammen zu bestehen schien. Ein brennender Vogel stürzte flatternd hernieder. Ich rieb mir die Augen und drehte mich um. Leise schob ich die Tür auf. Erleichtert sah ich, dass er noch schlief. Ich schlich mich ins Zimmer und hob mein Kleid vom Boden auf. Ich versteckte mich hinter dem Paravent, um es mir über den Kopf zu ziehen, und schielte dabei

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