Gotterbarme (German Edition)
leitete sie durch die Gruft, bis sie in dem Tunnel ankamen, wo sie Stan gefunden hatten. Bis jetzt schienen die Sanjos, wie vom Erdboden verschluckt. Der Opfersaal lag nicht auf diesem Weg, sie könnten ihnen entkommen sein.
Hamp öffnete die Tür zum Tunnel und da war er der Gestank des Todes.
»Was ist das?«, sagte Benne mal nicht im Rapp.
»Still«, Maja hielt ihm wie zuvor Hamp die Hand vor dem Mund.
»Wir müssen uns hinter dem kleinen Vorsprung verstecken, sie sind hier«, flüsterte Hamp.
Alle folgten und lehnten sich an die feuchte Lehmwand. Der Balken, der die Decke stützte, reichte bis an sie heran. Die Querbalken waren modrig und Splitter hingen herab. Große Fußspuren auf dem Erdreich signalisierten, das große Wesen sich hier aufhielten.
»So große Füße habe noch nicht mal ich«, flüsterte Oliver und steckte seinen Fuß in den Abdruck.
»Hier wohnen die Yetis« rappte Benne und lugte zu den faulen Wänden.
»Sei still, wenn -«, ein lautes Knacken unterbrach Hamp.
Der Sanjo trat versehentlich auf einen liegengebliebenen Ast vom Feuerholzsammeln.
Seine feine Nase richtete sich auf und er sog den Geruch tief in sein Inneres. Sein Maul schmatzte, nachdem er den Geschmack erkannte. Der Sabber legte sich über seine Fangzähne und tropfte laut auf den Ast. Er trommelte auf seine Schenkel und gab einen monströsen Ruf frei, er rief seine Kumpanen.
Hamp und Simon stürzten auf den Sanjo und rammten ihn von hinten das Messer in den Rücken. Er drehte sich und schnappte sich einen Jungen, der gerade einschreiten wollte. Der Knirps wurde mit einer Hand in die Luft geschleudert.
»Lass meinen Freund in Ruhe«, schrie Benne und rannte los. Hamp erwischte ihn am Ärmel und hielt ihn zurück. Der Sanjo trabte verletzt mit dem schreienden Jungen davon.
»Los wir müssen jetzt rennen«, befahl Hamp.
»Mein Freund Tim«, Benne weinte bitterlich. Mufasa stand mit offenem Mund da und sagte kein Wort. Die Zwillinge sahen sich ungläubig an. Robert zitterte und hielt sich an Maja fest, damit er nicht umkippte. Artus stand wie angeklebt an Majas Schenkel.
»Das ist ja unglaublich«, stammelte Robert.
»Renn«, Simon zog ihn mit sich.
»Wenn die im Rudel kommen, dann sind wir erledigt.«
»Maja was war das?«, fragte Robert.
»Ein Sanjo, der gerne Menschen frisst«, Maja rannte ihre Lungen pressten sich zusammen.
»Können wir keinen anderen Weg gehen«, fragte Bernd und der Boden wackelte unter seinem Gewicht.
»Nein, meinst du wir gingen hier freiwillig durch«, schrie Hamp.
Hinter ihnen hörte man die Sanjos antraben. Der Boden ließ sie beinahe aufspringen, so stark waren ihre Tritte. Maja musste würgen und kotzte auf Artus, der ohne Leine neben ihr rannte.
Robert wischte sich den Schweiß von der Stirn, weil die herabfallenden Perlen in seinen Augen brannten. Die Kolosse fielen immer mehr zurück, weil sie mit dem Gewicht deutlich mehr Last zu tragen hatten.
Der Boden wurde immer rutschiger und die Sanjos kamen immer näher. Man konnte sie am Gestank ausmachen. Toni blieb stehen, er war außer Atem und hielt sich die Leiste.
»Ich habe Seitenstiche«, keuchte er.
»Toni, gleich nicht mehr, lauf«, befahl Hamp atemlos, der ebenfalls kurz anhielt.
Die Sanjos befanden sich genau hinter ihnen, es waren nur wenige Meter. Sie erreichten eine der Zwischentüren, die offen stand, um sich dahinter zu verstecken.
»Kommt hinter die Tür«, er rannte voraus und alle hinterher, außer einer der Zwillinge, rannten sie haarscharf vor den Sanjos durch die Tür.
»Los, alle dagegen stemmen, hier funktionieren die Schließungen nicht mehr«, Hamp lehnte sich mit aller Kraft gegen die Tür.
Der Riese stand weinend da, weil sein Bruder es nicht geschafft hatte.
»Du hättest ihn rein lasse sollen«, sagte Oliver wütend mit seiner Bassstimme.
»Hör zu, sie hatten ihn schon, das habe ich gesehen. Es tut mir leid, sonst wären wir alle drauf gegangen. Wir sind hier nicht sicher, sie können durch die nächste Tür und sind hier. Wir haben ein paar Minuten. Das sind nur Zwischentüren, wir sind im Gebiet der Sanjos. Die kommen gleich«, hechelte Hamp, der Schweiß rann in Bächen von seinem muskulösen Hals.
»Ehrlich, wir hatten eh kaum eine Chance«, sagte Toni.
»Wieso habt ihr uns dann nicht oben gelassen«, stieß Benne hervor.
»Euch hätte er auch zum Schweigen bringen müssen, so hat er oder sie das immer getan. Jeder, der mit ihm zusammenarbeitet, muss sterben«, sagte Toni.
Alle Augen
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